•
KI: Welche
literaturwissenschaftlichen Interpretationsansätze gibt es für Franz Kafkas Text "Gibs
auf!"? •
Stereotype Deutungsansätze vs.
Analyse von Codes
•
teachSam-YouTube Playlist: Franz Kafka "Gibs auf"
Die
Textarbeit
zu
• Franz Kafkas
•
Parabel • »Gibs auf« kann im
Lern,
Übungs- oder
Leistungsraum auf
verschiedene Art und Weise gestaltet werden.
Die nachfolgende
Sammlung stellt eine Auswahl von methodischen Möglichkeiten und Hilfen
für die Arbeit mit dem Text unter unterschiedlichen Aspekten zusammen,
die den jeweiligen Unterrichtsbedingungen und -voraussetzungen natürlich
noch angepasst werden müssen. Insofern verstehen sie sich auch lediglich
als Anregungen, um geeignete Unterrichtskonzepte zu entwickeln.
Auch diese Parabel
löst bei den Schülerinnen und Schülern immer wieder
Fremdheitserfahrungen aus, die mit den bei der Rezeption
entstehenden »kognitiven
Dissonanzen
zu tun haben. Daher
empfiehlt es sich, diese im Anschluss an die Primärrezeption des
Textes durch die Schüler*innen ausdrücklich zum Thema zu machen.
Dadurch kann es gelingen, die mit solchen Erfahrungen verbundenen Unlustgefühle
zu verringern und die
weitere Bereitschaft, sich überhaupt näher auf ihn und die Reflexion
des eigenen Textverstehens einzulassen (▪
volitionale und
▪
metakognitive Aspekt des Lesens),
zu erhöhen. Mit der Thematisierung
unterschiedlicher Formen von Fremdheit in dem Text (▪
alltägliche,
▪
strukturelle
und
▪
radikale Fremdheit)
kann dabei zu einer Spurensuche nach den Ursachen der Fremdheitserfahrungen
motiviert werden, die zum Ausgangspunkt der weiteren, intensiveren
Auseinandersetzung mit dem Text und dem eigenen Textverstehen werden
kann.
Dabei ist natürlich
auch zu berücksichtigen, dass auch ein solches Vorgehen und die
Fähigkeit und Bereitschaft, seine eigenen Fremdheitserfahrungen als
solche wahrzunehmen und dann noch zu kommunizieren, selbst auf
Kompetenzen beruht, zu deren Erwerb auch die wiederholte Einübung
und ihre Begleitung durch
•
Feedback-Prozesse
beiträgt
Erstleseeindrücke festhalten
In einem engen
Zusammenhang, vielleicht auch als Teil der
Thematisierung von
Fremdheitserfahrungen, kann es hilfreich sein, den Schülerinnen
und Schülern Gelegenheit zu geben, ihre jeweiligen •
Erstleseeindrücke
nach der Primärrezeption des Textes in einer vollkommen offenen Form
zu notieren. Diese können dann im Anschluss daran entweder im Plenum
oder in einer Kleingruppe ausgetauscht werden, um die jeweils eigene
Lesart in der Anschlusskommunikation zu überprüfen.
Schülerinnen und
Schülern, die mit dem Verfahren noch nicht so vertraut sein, kann
auch ein •
Fragenkatalog angeboten werden, mit dem sie u. U. ihren
Erstleseeindrücken leichter auf die Spur kommen können. Schülerinnen
und Schüler, die mit stärker assoziativen Verfahren vertraut sind,
können auf die Verfahren •
Brainstorming,
• Clustering
oder auch • Mind
Mapping zurückgreifen.
Wenn
das Annotieren des Textes als gesonderte Schreibaufgabe geübt werden
soll, kann dies auch im •
Multi-Layer-Verfahren geschehen, das die Texterfassung als
mehrstufigen Prozess mit unterschiedlichen "Folien" für verschiedene
Aspekte der Textanalyse gesondert ermöglicht und dokumentiert. So
könnten unterschiedliche Annotate (Folien) zu den folgenden Aspekten
erstellt werden
-
Erstleseeeindrücke (▪
Vorverständnis)
-
Was wird erzählt, z. B. wichtige Textstellen,
Handlungselemente, Personen, •
Raumgestaltung, •
Figurengestaltung)
-
Wie wird erzählt, z. B. •
Zeitgestaltung (Erzählgeschwindigkeit), •
Erzählsituationen / Erzählperspektiven (Stanzel), •
Darstellung von Rede und mentalen Vorgängen
(Darstellungs-/Darbietungsformen),
-
"Sinnbrücken" (•
Inferenzbildung auf Textebene: allgemein, aspektorientiert)
-
Sprachliche und
stilistische Gestaltung (z. B. Wortebene, Satzebene, Stil)
-
Textexterne
Bezüge zur
Sinnkonstruktion (z. B. biografische,
literaturgeschichtliche, auf das eigene Weltwissen bezogene)
Um
die Bedeutung des Titels von
• Franz Kafkas Parabel • "Gibs
auf" hervorzuheben, kann man den Text auch ohne Titel und ohne
Angabe des Autors präsentieren und die Titelgebung mit der
Schreibaufgabe zur Textinterpretation verknüpfen.
Das Auslassen des
Titels folgt dabei dem lese- bzw.
literaturdidaktisches Prinzip des •
verzögerten Lesens (Frommer
1981a), das auf eine "Entautomatisierung" von Lesegewohnheiten
zielt. Dabei geht es darum, den Lesevorgang im Zusammenhang mit
literarischen Texten durch den Einbau von "Textlücken" oder anderer
"Stolperfallen" bewusst zu verzögern, um den Fokus über
den Inhalt hinaus auf andere Aspekte eines Textes zu lenken.
Wie
bei der obigen Darstellung handelt es sich um eine
Lückentextpräsentation, die hier mit Textvarianten für bestimmte
Textstellen versehen worden sind, um in
•
verzögertem Lesen den Fokus über den Inhalt hinaus auf
bestimmte sprachliche Formulierungen des Textes zu lenken. Die vorgegebenen
Varianten müssen reflektiert und die Entscheidung für eine der
Varianten begründet werden, ohne dass die Originalfassung als die
"richtige" Lösung betrachtet wird.
Im Plenum oder in
der Kleingruppe werden die von den Schülerinnen und Schülern
präferierten Lösungen miteinander verglichen. Dabei die Entscheidung
für die Textvarianten begründet.
-
Was ist Ihrer Ansicht nach das übergeordnete Thema, um das es in
der Geschichte geht?
-
Wie
entwickelt sich die Situation für das erzählende Ich im
Laufe der Geschichte?
-
Welche Rolle spielen in diesem Zusammenhang die Zeit und der
Raum mit seinen Elementen?
-
Welche symbolische Bedeutung haben Ihrer Ansicht nach die
Turmuhr und der Bahnhof?
-
Was bezweckt der Schutzmann mit seiner Antwort auf die Frage
des erzählenden Ichs?
-
Welche Handlungsoptionen bleiben dem Ich nach der Antwort
des Schutzmanns?
-
Überlegen Sie, ob der Text thematisch zu einer
Lesung / Veranstaltung mit folgenden Themen passen könnte, und
begründen Sie Ihre Ansicht.
-
Wer zu
spät kommt, den bestraft das Leben.
-
Aufgeben
ist keine Alternative.
-
Ohne
Selbstvertrauen geht es nicht.
-
...
Mehrteilige Arbeitsanweisung zur Textinterpretation
Interpretieren Sie den Text.
Untersuchen Sie dabei u. a. die in den folgenden Fragen
enthaltenen Aspekte.
-
Geben Sie den Inhalt des Textes
wieder.
-
Analysieren Sie den Text. Berücksichtigen Sie dabei u. a.
die in den folgenden Fragen enthaltenen Aspekte.
-
In welcher
Situation befindet sich das erzählende Ich zu Beginn der
Geschichte?
-
Wodurch
verändert sich seine Situation und wie reagiert es darauf?
-
Mit welchen
Erwartungen richtet es sich an den Schutzmann?
-
In welcher
Lage befindet sich das erzählende Ich am Ende der
Geschichte?
-
Zeigen Sie auf, welche
erzähltechnischen Mittel (Darbietungsformen,
Erzählhaltung bzw. Erzählperspektive)
Kafka einsetzt und erläutern Sie deren Funktion für das
Textganze. (FAQ
7)
-
Fassen Sie
abschließend Ihr Gesamtverständnis des Textes zusammen, indem
Sie Rückschlüsse auf die dem Text zugrunde liegende Weltsicht
Kafkas ziehen.
Als Übungs-
oder ▪
Lernaufgaben
kommen verschiedene •
prozessorientierte Schreibaufgaben in Betracht, die ihren
didaktischen Schwerpunkt in der Förderung ▪
selbstregulierten,
eigenverantwortlichen Lernens haben. Sie richten ihren •
Fokus darauf, wie ein Schüler bzw. eine Schülerin schreibt (Schreibverhalten,
Schreibstrategien) und wie er/sie die gesetzten Schreibziele
erreicht oder erreichen kann.
-
Konkretisieren Sie
den Text, indem Sie eine Vorgeschichte erfinden und möglichst viele
Leerstellen, die der Text offen lässt, erzählend füllen.
Vergleichen Sie ihre Konkretisationen miteinander. Welche Bedeutung
gibt sie jeweils dem Text von Franz Kafka?
-
Gestalte einen
inneren Monolog des erzählenden Ichs nach dem Ende der Geschichte,
in der es über seine Situation nachdenkt und Handlungsmöglichkeiten
erwägt.
Vergleichen Sie Ihre Texte miteinander und/oder
ziehen Sie dazu nach Anfertigung Ihrer eigenen Version die •
KI-generierterten Textvarianten
heran.
-
Das erzählende Ich gibt sich mit der Antwort des Schutzmannes nicht
zufrieden und besteht auf einer brauchbaren Auskunft, wodurch sich das
Gespräch weiterentwickelt. Schreiben Sie in diesem Sinne die Geschichte
weiter.
Vergleichen Sie Ihre Texte miteinander und/oder
ziehen Sie dazu nach Anfertigung Ihrer eigenen Version die •
KI-generierterten Textvarianten
heran.
-
Erstellen Sie ein
•
Storyboard für die
Verfilmung der Parabel und versuchen Sie dabei die
Perspektive, aus der die Geschichte erzählt ist, beizubehalten.
-
Gliedern Sie
dazu allein oder im Team den Text mit Hilfe der "Kameratechnik",
indem Sie ihn in einzelne Kameraeinstellungen zerlegen.
-
Bestimmen Sie dabei auch jeweils die
•
Einstellungsgröße.
-
Vergleichen Sie Ihre Storyboards in der Kleingruppe
miteinander und einigen sie sich darauf, welcher der
Storyboard-Entwürfe später im Plenum vorgestellt werden
soll.
▪
Storyboard
▪
Quickie für Eilige: So
wird's gemacht ▪
Überblick
▪
Formen
▪
Überblick ▪
Karteikarte ▪
Standardformat
▪
Produktive Textarbeit im
Literaturunterricht
-
In einer improvisierten szenischen Darstellung führen zwei Schüler*innen
in einem • literarischen Rollenspiel das Gespräch mit zwischen dem erzählenden
Ich und dem Schutzmann fort.
-
Im Anschluss daran tauschen sich die Zuschauerinnen und
Zuschauern über den dargestellten Fortgang des Dialogs
aus und erwägen auch alternative Möglichkeiten.
-
In einem zweiten Durchgang können alternative
Gesprächsentwicklungen dargestellt werden.
-
Didaktischer Hinweis: Es kann hilfreich sein, für dieses
literarische Rollenspiel die Klasse/den Kurs in zwei bis
drei Gruppen einzuteilen, um die ggf. die Hemmschwellen
für das Spiel herabzusetzen und die Kommunikation
darüber zu erleichtern.
Alternativ und/oder ergänzend dazu könnten die Schülerinnen und
Schüler insgesamt vor dem Spiel aufgefordert werden, auf einem
Kärtchen/Zettel eine erste Erwiderung des erzählenden Ichs zu
notieren, die dann von dem Spieler/der Spielerin des erzählenden
Ichs zum Start des Dialogs gezogen wird, um damit die
Gesprächsfortsetzung zu beginnen.
-
In einer
improvisierten szenischen Darstellung spricht eine Schülerin bzw.
ein Schüler in einem •
literarischen Rollenspiel nach dem Ende der Geschichte einen
inneren Monolog,
in der die Figur über seine Situation nachdenkt und Handlungsmöglichkeiten
erwägt. In ihrem Spiel wird die Figur von einem
•
Hilfs-Ich unterstützt. Dabei muss es bestimmte •
Verhaltensregeln beachten.
In der Rolle als Hilfs-Ich
agiert die jeweilige Person nicht mehr nur als Dialogpartner, sondern versteht sich als Teil der
Figur selbst, ist quasi ihr zweites Ich (Alter-ego), so dass die Rollenfigur fortan sozusagen mit zwei personalen Ich-Anteilen agiert. (vgl.
Scheller
22008, S.70)
-
Das so genannte Hilfs-Ich steht
während des Sprechens der Rollenfigur hinter ihr, legt, wenn sie
die Rollenfigur unterbrechen will, dieser die Hand auf die
Schulter. Dann gibt sie ihr in einem ▪
Rollengespräch
immer wieder Hinweise, gibt ihr Stichwörter, redet irgendwie
drein oder widerspricht (vgl.
Abraham/Kepser
22006, S.195) weitere Aspekte in ihre
Überlegungen einzubeziehen. Damit eine tiefere ▪
Einfühlung in
ihre
Rollen möglich gemacht werden, die es der Rollenfigur erleichtern soll
auch ▪
psychisch abgewehrte Aspekte des Fühlens und Verhaltens einer Figur oder
auch schlicht
ihr ▪
Unbewusstes
oder auch in der jeweiligen Spielsituation gerade nicht
Bewusstes als Teil ihrer psychischen Befindlichkeit zu
artikulieren.
-
In
verschiedenen Kleingruppen wird das nachfolgende Rollenspiel mit
einem erweiterten Figurenkreis vorbereitet (vgl. dazu auch die
entsprechende •
KI-generierterte Textvariante)
-
Die
Schüler*innen entscheiden, welche zusätzlich auftretenden
Personen die dargestellte Situation der Geschichte und ihre
Aussage weiterentwickeln könnten. Gedacht ist dabei an Figuren,
die die dargestellte Situation auf ihre eigene Weise
verdeutlichen und dabei gegebenenfalls neue, überraschende und
weiter verfremdende Akzente setzen können. Dabei muss das
Figurenarsenal nicht "realistisch" sein.
-
Anschließend werden diese zusätzlichen Figuren in das •
literarische Rollenspiel,
das die Geschichte weitererzählt, integriert und erprobt, was
und wie sie zur Gestaltung der Aussage beitragen.
-
In
einem komplexer angelegten Spiel (wenn z. B. diese literarischen
Rollenspiele vorgeführt werden) kann auch ein
Stop-Verfahren eingebaut werden, das
allen Zuschauerinnen und Zuschauern ermöglicht, den Dialog zu
unterbrechen, verbunden mit der Aufforderung das Spiel der Figur in eine
bestimmte Richtung zu lenken. Dies muss von der Spielfigur in ihr Spiel
eingebaut werden.
Auf der Video-Plattform YouTube gibt es seit vielen Jahren schon
etliche Kurz-Videos, die meistens von Schülerinnen und Schülern
gedreht worden, um die •
Parabel •
Gibs auf
von • Franz Kafka
zu verfilmen.
Ein Videofestival, das auf diesen Verfilmungen beruht, gibt Gelegenheit, sowohl
das Verständnis des Textes, mit dem der Videos
zu vergleichen und gleichzeitig die Produktionen kritisch auf ihre
Gestaltung und ihre Aussagen zu betrachten.
▪
Filmanalyse
▪
Quickie
▪
Glossar Filmanalyse und
praktische Filmarbeit
▪
Überblick
▪ Gestaltungselemente des Films
»
▪
Ansätze der Filmanalyse »
▪
Filmanalyse
im Unterricht »
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
02.04.2025
|