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Moderne Parabel

Allgemeine Merkmale

Typen der Parabel

 
FAChbereich Deutsch
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Gattungen und Gattungsbegriffe im schulischen Literaturunterricht
Überblick
Merkmallisten und -kataloge
Prototypen und Exemplare

Historische Gattungen und systematische Gattungsbegriffe
Gattungen unter sozial- und funktionsgeschichtlicher Perspektive
Bausteine 

Bausteine
Explizite Transfersignale

Inferenzbildung beim Lesen kürzerer erzählender Text

Die moderne Parabel als Genre und / oder literarische Textsorte

Wenn man die allgemeinen Merkmale moderner Parabeln in einer für möglichst alle ihre Erscheinungsformen "bestimmen" will, kommt man noch schneller als bei den traditionellen Parabeln an seine Grenzen.

Zuallererst muss man sich aber klarmachen, dass man von zweierlei Dingen spricht, wenn man die Parabel als Genre oder die Parabel als literarische Textsorte meint.

  • Mit dem Begriff der literarischen Textsorte sollten auch bei der (modernen) Parabel notwendige  Merkmale und Merkmalskonfigurationen systematisch "intersubjektiv und zeitunabhängig" (Fricke 2010a) erfasst und definitorisch festgelegt werden.

  • Der Begriff des Genre geht dagegen davon aus, dass Gattungsbegriffe wie der Begriff der (modernen) Parabel historisch bestimmt sind und sich aufgrund verschiedener gesellschaftlicher Gründe zu einer Vorstellung entwickelt haben, die bestimmte Texte in bestimmte Gruppen einteilt. Sieht man in der Parabel ein Genre, dann meint man die Gruppe von literarischen Texten und auch nicht-literarischen "Begleittexten", die in einer bestimmten Zeit die Vorstellungen über die Parabel, ihre Textsortenzugehörigkeit und die Art ihrer Rezeption geprägt haben.

Beides kann und will die hier aus didaktischen Gründen vorgenommene Unterscheidung von traditionellen und modernen Parabeln nicht leisten. Im Übrigen bringt dies auch die Literaturwissenschaft nicht gerade überzeugend zustande.

Differenzkriterium didaktische Funktion

Grundlage der Unterscheidung zwischen traditionellen und modernen Parabeln ist vor allem die didaktische Funktion, die auf einer geschlossenen Weltsicht beruht.

Von Sonderfällen einmal abgesehen, weisen alle traditionellen Parabeln von der griechischen Antike (Äsop ca. 600 v. Chr.), über ihre religiös fundierten Vertreter in der jüdisch-christlichen Tradition, von der Aufklärung Lessing (1729-1781) bis hin zu ideologisch am Marxismus bzw. Materialismus ausgerichteten Beispielen (z. B. Parabeln von »Bertolt Brecht (1898-1956) oder »Günter Kunert (geb. 1926) zwei grundlegende Gemeinsamkeiten auf:

  • Ihre Autoren verfügen über ein religiöses oder sonst wie ideologisches, zumindest weitgehend geschlossenes Weltbild, mit der sie Welt erklären.

  • Sie verfolgen mit ihren Texten die didaktische Absicht, demjenigen, der diese Weltsicht teilt, die "richtigen" Lehren zu vermitteln.

Beides geht, salopp gesagt, den modernen Vertretern und Beispielen der Gattung ab.

  • Moderne Parabeln hinterfragen die Wirklichkeit und rücken die Lage des "modernen" Menschen ins Licht und zeigen seine "kosmologische Obdachlosigkeit" (Yun Mi Kim 2012, S.22)
  • der Totalitäts- und Wahrheitsanspruch der traditionellen Parabel hat sich bei ihnen verflüchtigt

  • liefern kein in sich geschlossenes, konsistentes Weltbild, sondern eine von Tradition und Ideologie geprägte Welt in Auslösung und Widersprüchen. (Mehr...)

Trotz alledem ist klar, dass die hier zugrunde gelegte Zweiteilung der Gattungsentwicklung nicht als ein klar geschiedenes historisches Nacheinander aufgefasst werden kann und die Unterteilung in traditionelle und moderne Parabeln der Vielfalt der literarhistorischen Genres nicht gerecht werden kann.

Die wichtigsten idealtypischen Merkmale der modernen Parabeln

Moderne Parabeln weisen eine Reihe von allgemeinen Merkmalen auf, die sie zum Teil mit ihren traditionellen Verwandten teilen oder auch von diesen unterscheiden. (Die hier aufgeführten Merkmale sind aber nicht im Sinne der ▪ klassischen Gattungsdidaktik zu verstehen, sondern dienen lediglich zur Orientierung.

Sie beruhen auf lokalen, d. h. auf der Textebene in Mehr-oder-Weniger-Relationen als skalierbar verstandenen Merkmalen, die sich auch an ▪ Prototypen messen lassen, als auch auf globalen Merkmalen (z.B. thematischen Zuordnungen), d. h. über den Text hinausgehenden Aspekten.

Dass sie individuelle Verstehenshorizonte mit ihren Ähnlichkeitsvergleichen nicht abbilden können, versteht sich daher von selbst.  (vgl. ▪  Allgemeine Merkmale traditioneller Parabeln)


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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 13.07.2024

 
 

 
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