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Bausteine
Formulierungshilfen selbst entwickeln
▪
Schreibaufgaben zur Interpretation von ▪
Parabeln
verlangen
Schreibkompetenzen
auf unterschiedlichen Gebieten.
Für weitere Informationen
können Sie die einzelnen Begriffe anklicken!
Formulierungskompetenz ist keine Kompetenz für sich
Wer sich ernsthaft Gedanken darüber macht, über
welche Fähigkeiten man eigentlich verfügen muss, um eine Parabel
interpretieren zu können, merkt schnell, dass das mit ein paar "vorgestanzten"
Formulierungsphrasen nicht getan ist.
Die Formulierungskompetenz, die man benötigt, steht
in einem engen Zusammenhang mit den anderen drei untergeordneten
Schreibkompetenzen. Ohne dass man über die Merkmale und die Funktion
von modernen Parabel etwas weiß und dieses Wissen seinen
Formulierungen zugrunde legt, geht ein solches Formulierungsdomino
meistens daneben. ▪
Formulierungskompetenz
geht also nicht ohne ▪
inhaltliche Kompetenz
und die Fähigkeit, Texte zu überarbeiten (▪
Überarbeitungskompetenz).
Textbausteine durch Überarbeitung von Zitaten aus der Fachliteratur
selbst entwickeln
Hier werden also keine Versatzstücke zur Formulierung angeboten,
die man in seine Interpretation einer modernen Parabel
hineinmontieren kann. Hier ist Hilfe zur Selbsthilfe
geboten, die ohne die Bereitschaft, etwas zu lernen, natürlich nicht
funktionieren kann.
Im Folgenden werden daher eine Vielzahl von
▪ Zitaten
aus der literaturwissenschaftlichen Forschung in ungeordneter
Reihenfolge angeboten.
-
Sie sind mitunter ziemlich forsch aus ihrem Zusammenhang
gerissen, aber mit dem Blick auf ihre Verwendbarkeit für die
hier gestellten Aufgaben ausgewählt.
-
Zudem werden nicht nur Zitate aufgeführt, die eindeutig zur
modernen Parabel gehören, sondern auch das eine oder
andere Zitat, das ein Merkmal der ▪
traditionellen Parabel beschreibt. Aus diesen Zitaten sollen "ex
negativo" durch die entsprechende Überarbeitung
"Positivbausteine" für die traditionelle Parabel werden.
-
Aus didaktischen Gründen werden dabei ▪
wörtliche und ▪
sinngemäße
Zitate verwendet.
Zitate aus literaturwissenschaftlichen Arbeiten
-
Der Leser einer modernen Parabel kann, davon ist
Billen (1982 / 2001, S.295) am Ende überzeugt, in einer modernen
Parabel keine Antworten oder gar universellen Wahrheiten finden. Was
ihm darin angeboten werde, seine lediglich "Wahrheitsangebote" und
"Lösungsvorschläge". Diese zielten darauf, den Leser dazu zu
bringen, sich kritisch damit auseinanderzusetzen und sich "für oder
gegen sie zu entscheiden und sich damit auf den Weg zu einer nur von
ihm verantworteten Sachhälfte zu machen.
-
"In modernen Parabeln [...] werden Menschen gezeichnet, die sich
auf dem Weg zu dem nicht vorhandenen bzw. nicht erreichbaren
Absoluten verirren." (4, S.20)
-
"In vielen modernen Parabeln zielt die Modellierung des als
Bildhälfte erzählten Vorgangs geradezu darauf ab, dieses Moment des
Bruchstückhaften, des Segmenthaften herauszuarbeiten."
(2)
-
"Die Parabel", sagt
Wäsche (1976, zit. n.
Billen (1981 / 2001, S. 242), "verzichtet auf Ausführlichkeit." Sie berichte nur
das Notdürftigste - gerade so viel, wie erforderlich sei, damit die
Erscheinungen das Licht einer hinter ihnen liegenden höheren
Bedeutung reflektierten.
-
"Die moderne Parabel ist eine Aussage über das Übernatürlich, das
sich dem Bewusstsein der dem Unbewussten des zeitgenössischen
Dichters aufgedrängt hat." (5, zit. n.
Billen (1981 / 2001, S. 237)
-
"Der isolierten und isolierenden Darstellung entspricht die
zeitliche Reduktion: Der Vorgang wird aus der Linearität des Vorher
und Nachher herausgehoben und auf die Punktualität des Augenblicks
fixiert." (2)
-
Für
Billen (1982 /2001, S. 293) ist eine der
wichtigsten Voraussetzungen, von denen die Literatur des 20.
Jahrhunderts ausgeht, die "Erfahrung, dass es eine
selbstverständliche Übereinstimmung über das, was unter
Wirklichkeit, Geschichte, Leben zu verstehen ist, nicht mehr gibt
und dass damit zugleich die traditionellen Formen der literarischen
Verständigung über diese Bereiche ihre Tragfähigkeit verloren
haben."
-
"Das Ich sieht sich einer Wirklichkeit gegenüber, die als Summe
zusammenhangloser Einzelteile erscheint, zu denen es aus der Kraft
seiner Subjektivität heraus eine Beziehung nicht mehr herzustellen
vermag." (2)
-
Die Parabel "ist wortkarg und zwingt zur Kürze, zur Abkürzung,
zum Stenogramm. Die Details, die sie verwendet, um etwas zur Sprache
zu bringen, was jenseits der Sprache liegt, wirken wie zufällig
aufgelesen und addiert. Für sich genommen sind sie ohne Belang."
(1)
-
"Ausgespart bleiben (...) soziale oder psychische Faktoren, aus
denen heraus sich der Vorfall ereignet, oder auch das Geflecht von
Folgen, das er hervorruft oder hervorrufen könnte."
(2)
-
"Gleichviel, ob die Intention vornehmlich moralisch, politisch
oder kritisch ist, das Formgesetz der Parabel drängt auf Reduktion
der Sprache. Abschilderung der dinglichen Welt verlangt Genauigkeit
und Fülle im Detail. Wer eine Geschichte um ihrer selbst willen
erzählt, neigt zum Ausschmücken, zum Wechsel des Tempos, um der
Spannung willen, zum sorgfältigen Motivieren und Modulieren, er
schildert aus der Freude am Schildern. Anders die Sprachgesetze der
modernen Parabel: Aussparen, Weglassen, den überquellenden Stoff auf
Formeln und Gleichungen zurückführen, antinaturalistisch und
verfremdend" (3, S.74)
-
"Dinge, Begebenheiten, Worte und Sätze stehen nicht in einem
ersichtlichen, konsekutiven, kausalen oder finalen Verhältnis
zueinander. Der Zusammenhang wird dabei nicht etwa absichtlich
verschwiegen oder dem synthetischen Verstande des Lesers überlassen,
sondern als gar nicht vorhanden oder als rein zufällig imaginiert."
(1)
-
"Nicht das Sinnversprechen, sondern das zwecks Erkenntnis
Unterwegssein, von Skepsis und Orientierungslosigkeit begleitet,
nicht einer statisch-geschlossener, sondern ein schwebender Vorgang
prägt die moderne Parabel." (4, S.20)
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Der Einzelvorgang ist in der modernen Parabel "trotz seiner
scheinbaren Isolierung kein autonomer Wirklichkeitsbereich, sondern
er bleibt Teil eines nicht mehr erfahrbaren, nicht mehr zugänglichen
Ganzen." (2)
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"Alles klafft auseinander [...] Wir befinden uns in einem
abgeblendeten Allüberall und Nirgendwo, in einem ganz »anderen«
Land, wo nichts mehr mit »rechten« Dingen zugeht."
(1)
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In der Struktur der modernen Parabel sei eine generelle Denk- und
Fragehaltung realisiert, die sich immer wieder durch das Erzählen
und durch das Erzählte hindurch auf die Wirklichkeit und ihren Sinn
richte, fasst Billen (1982 / 2001, S. 295)
zusammen.
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"Das Verborgene bleibt verborgen. Es verrät sich nur. Man ahnt
es, kann es aber unmöglich identifizieren." (1)
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"Die Parabel schafft »Modell-Situationen« [...], die
simplifizieren und schematisieren". (1)
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Die Parabel "ist kurz angebunden, unabgeschlossen, fragmentarisch
und bei aller augenfälligen Präsenz des Faktischen, elementar
unverständlich, missverständlich oder halbverständlich."
(1)
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Die Parabel "verzichtet auf jeden poetischen Glanz. Es geht in
ihr durchaus nüchtern, unsensationell, manchmal sogar betont
konventionell zu, weswegen sie dem vom Roman verwöhnten
Kunstgeschmack häufig trocken und trivial erscheint."
(1)
-
"Losgelöst, geradezu herauspräpariert aus den räumlichen und
zeitlichen Beziehungen, mit denen er [der Vorgang, d. Verf.] in die
Totalität der Wirklichkeit eingebunden ist, scharfkantig von seiner
Umgebung abgehoben, wird er in überdimensionaler Vergrößerung dem
Blick des Lesers preisgegeben oder drängt er sich in seinen Blick."
(2)
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"Ihr eigentlicher , erst unter erheblichen Anstrengungen zu
entdeckender »Mehrwert« besteht darin, dass sie den Adressaten, den
Empfänger der Botschaft auf den Weg bringt." (1)
-
"Der Vorgang der Bildhälfte (wird) häufig nicht mit realistischer
Wirklichkeitstreue abgeschildert, sondern in artistisch
verfremdender Konstruktion reduziert auf das ihn tragende
Handlungsgefüge oder Geschehensgerüst". (2)
(1)
Wäsche
1976, zit. n.
Billen 1982/2001, S. 242
(2)
Billen
1982/2001, Nachwort
(3)
Brettschneider 1971, S.74
(4)
Yun
Mi Kim 2012
(5)
Politzer (1978)
(6)
Jens
(1961)
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Bausteine
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
26.12.2023
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