So löst man das Problem
Um das hinter der Frage "Wie formuliere und wie
überarbeite ich?" stehende Problem lösen zu können, braucht man
Formulierungskompetenz. Diese Kompetenz zeigt sich bei der Durchführung
bestimmter Operationen im Schreibprozess.
Ein Schreiber muss dazu
-
schriftsprachlich formulieren und dabei Rechtschreibung und
Grammatik beachten, seine Wortwahl treffen und die Wortbedeutungen
kennen, den Textzusammenhang herstellen, einen angemessen Stil
finden und das Ganze
leserfreundlich und
verständlich formulieren
-
seinen Text überarbeiten
und dabei Umstellungen, Streichungen,
Erweiterungen u. a. vornehmen (Revisionskompetenz)
-
Fehler herausfinden und ggf. nachschlagen
Damit diese Operationen zum Ziel führen, muss man
sein Schreiben adäquat einschätzen können. Und auch das will gelernt
sein. Es verlangt
metakognitive
Kompetenzen, die auch bei den anderen Teilkompetenzen (Zielsetzungs-,
Strukturierungs- und
inhaltliche Kompetenz) eine Rolle spielen. Sie schaffen die
Voraussetzungen, dafür, dass man man beim
Schreiben über die Fähigkeit verfügt, Angemessenheit, Verständlichkeit
oder Sprachrichtigkeit eigener Formulierungen zu beurteilen und
zu reflektieren. (vgl.
Fix 2006/2008,
S.31) (Metakognitive Strategien)
Die Formulierungskompetenz als eine der vier Teilkompetenzen der Schreibkompetenz
Eine der Problemfragen,
die im Zuge eines Schreibprozesses gelöst werden muss, ist die Frage
"Wie formuliere und überarbeite ich?" (Fix 2006/2008,
S.30).
Die Frage hat ausdrücklich zwei Aspekte: Formulieren und
Überarbeiten. Es gibt gute Gründe, die
Überarbeitungskompetenz,
wie Fix das tut, als Teilkompetenz der Formulierungskompetenz i. w.
S. zu betrachten. Trotzdem wird ihr im übergeordneten
teachSam-Arbeitsbereich ▪ Konzepte der
Schreibkompetenz ein eigenständiger Arbeitsbereich
zugestanden.
Auch in dem Schreibkompetenzkonzept
der Bildungsstandards spielt das
Überarbeiten von Texten in einem dreischrittigen Schreibprozess von
Planen, Formulieren und Überarbeiten eine zentrale Rolle, zumindest bei
den illustrierenden Lernaufgaben, die den Bildungsstandards beigefügt
sind.
Im Konzept der
Schreibkompetenz von
Fix (2006/2008)
gehören also, wenn man so will die Formulierungskompetenz i. e. S. und
die
Überarbeitungskompetenz
zu einer übergeordneten Formulierungskompetenz, die eine der vier Teilkompetenzen darstellt
in seinem Konzept der
Schreibkompetenz darstellt. Wie die anderen Teilkompetenzen auch
hängen sie voneinander ab und beziehen sich z. B. bei ganz konkreten
Operationen im Schreibprozess immer wieder in besonderer Weise auf
einander. Man spricht in diesem Zusammenhang von einem
interdependeten und
rekursiven Verhältnis der Teilkompetenzen zueinander.

Darum geht es bei der Frage "Wie formuliere und
überarbeite ich?"
Die Frage "Wie formuliere und überarbeite ich?"
verweist auf ein komplexes Problem, zu dessen Lösung ein
Mindestmaß an
Kompetenzen auf allen linguistischen Ebenen nötig ist.
Fix (2006/2008,
S.30) zählt dazu Kompetenzen auf Ebenen wie:
-
Laut-Buchstaben-Ebene (Rechtschreibung)
-
Ebene der
Bauformen von Wörtern (Flexion, Wortbausteine, Wortbildung)
-
Ebene der
Satzstruktur (Syntax/Grammatik,)
-
Ebenen der
Wortwahl und der Wortbedeutung (Lexik und
Semantik)
-
Ebene des
Stils
-
Ebene der
Textkohärenz
(Textzusammenhangs)
-
Ebene des
Layouts
(leserfreundliche Darstellung)
Formulierungskompetenz verlangt auch
Überarbeitungskompetenz
Das Überarbeiten von Texten, die
der Formulierungskompetenz zugeordnet werden kann, stellt einen
vielgestaltigen Prozess dar.
Die
Textrevisionen,
die dabei vorgenommen werden,
Literale Routinen und Textprozeduren steuern den Schreibprozess
Die genannten Kompetenzen entwickeln sich oft zu "literalen Routinen" (Feilke und
Augst 1989), bei denen bewusstes,
deklaratives
Wissen in unbewusstes,
prozedurales
Wissen transformiert wird.
-
Auf diese Weise kann man bestimmten
▪ Prozeduren im
Schreibprozess ohne Nachdenken folgen und benötigt beim Formulieren auch
nicht unbedingt Problemlösewissen.
-
Das
ist vor allem dann gut, wenn man über ein bestimmtes Thema nicht
genügend weiß, also kein ausrechendes deklaratives Wissen dazu abrufen
kann, oder über nicht genügend prozedurales Wissen verfügt, um Schreiben
zu können.
Solche
literalen Routinen bzw. • Textprozeduren
fungieren mit ihrem "generatives Potential" (Feilke
2014, S.14), S. 14) "als
vergleichsweise stabile (Text-)Bausteine, die für die
Textproduktion, aber auch Textrezeption eingesetzt werden und sich auf
der sprachlichen Textoberfläche in ▪
Prozedurausdrücken für bestimmte
Textmuster
bzw. in bestimmten
Textsorten zeigen.
Was macht eine gute Formulierung aus?
Ob eine
bestimmte Formulierung für gut oder weniger gut gehalten wird, ist
oft strittig. Das liegt daran, dass ein solches Urteil in hohem Maße
subjektiv ist. Und doch gehört es zu den erworbenen
literalen
Routinen hinzu, dass das Formulieren gewöhnlich ohne große
Schwierigkeiten abläuft, wenn es sich dabei z. B. um bestimmte
literale Prozeduren handelt.
Im Falle
hochkonventionalisierter Textmuster, wie z. B. einem Kochrezept,
sind Formulierungsprobleme daher eher selten. (vgl.
Antos 1984, S.
174)
Lehrkräfte können den Schülern die soziale Wirksamkeit von
Formulierungen nahebringen, indem sie deren Formulierungen mit einem
differenzierten Vokabular "formulierungskommentierender Ausdrücke" (FKA)
beurteilen. Dazu zählen Formulierungen wie "zusammenhanglos,
lakonisch, übertrieben, vage, anschaulich, breiig, verklausuliert,
aggressiv, feinfühlig, originell, unvorsichtig oder ungeschliffen" (Antos
1988, S.46f.)
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
11.01.2024
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