Bei
▪
modernen Parabeln ist die Art, die Wirkungsweise und
die Bedeutung des Verweisungszusammenhangs von Bild- und Sachbereich
grundsätzlich anders als bei ▪ traditionellen
Parabeln. In jedem Fall hat der enge Bezug zwischen diesen beiden
Strukturelementen an Bedeutung verloren und bei etlichen ihrer
Vertreter ist er sogar gänzlich aufgehoben.
Das ehemals
geschlossene Konzept der traditionellen Parabel und ihre
Orientierung an einem kohärenten Weltbild entspricht eben nicht mehr
dem Selbstverständnis und der Stellung des Menschen im Weltbild der
Moderne, dem sich moderne Parabeln
thematisch verbunden sehen.
Der Bildbereich, der
Text im Wortlaut, erhält dadurch mehr Gewicht und die dem
Sachbereich lediglich dienende Funktion wird aufgelöst. Die
Dichotomie der beiden Bereiche ist hin.
"Beide Ebenen verschmelzen zu einem Mischtypus, der »Real- und
Modellsituation zugleich«'* ist. In einer solchen Situation kann der
Parabelerzähler unmöglich ein Wissender und Lehrender sein, wie er
es in der traditionellen Parabelausprägung war.** Vielmehr begegnet
man ihm nun in Gestalt eines Suchenden und Zweifelnden, wenn nicht
gar Verzweifelten." (Yun
Mi Kim 2012, S.20)
*Hillmann
(1973), S. 165 - **Brettschneider
(1971/1980), S.71,
Wäsche 1976,
S.16