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Kafka als Erzähler

Überblick

Franz Kafka (1883-1924)

 
FAChbereich Deutsch
Glossar Literatur
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Walther Ziegler (2021, S. 7) hat die Wirkung, die Kafkas Texte auf viele seiner Leserinnen und Leser bis heute hat, so zusammengefasst: "Kafka ist Schriftsteller und Geschichtenerzähler, aber seine Geschichten sind weitaus mehr als nur spannende Unterhaltung. Sie setzen etwas in Gang. Bei aller Vielfalt kreisen sie meist um denselben Kern. Sie ziehen uns in den Strudel unserer eigenen Träume, Stimmungen und Ängste. Jeder, der sich auf Kafkas Schriften einlässt, begegnet am Ende sich selbst und wird, ob er will oder nicht, mit der Zerbrechlichkeit seines eigenen Lebens konfrontiert. Kafka zeigt uns das Ausgeliefertsein an Mächte, die wir kaum oder gar nicht kontrollieren können. Er lässt uns die ganze Dimension der Ungeborgenheit unseres Daseins spüren und entführt uns in Räume, die wir normalerweise nicht betreten oder betreten wollen."

De Bedeutung, die • Franz Kafkas Werke für die moderne Literatur ausmachen u. a. auf folgende Punkte zurückzuführen:

  • Originelle Grundeinfälle: Kafka konfrontiert den Leser mit absurden, surrealen Situationen, die jedoch völlig selbstverständlich dargestellt werden. Beispiele sind die unerklärliche Verhaftung in "Der Prozess" und die Verwandlung in ein Ungeziefer in "Die Verwandlung". Diese ungewöhnlichen Ausgangspunkte eröffnen einen Raum für vielschichtige Interpretationen und regen zum Nachdenken über existenzielle Fragen an.

  • Vermischung von Phantastischem und Realistischem: Anders als bei »E.T.A. Hoffmann (1776-1822), der mit seinen Novellen und Erzählungen an die »Gespenstergeschichten des 18. Jahrhunderts anknüpfte und in verschiedenen Erzählungen Motive der so genannten »"Schwarzen Romantik" wie z. B. das »Unheimliche, Dämonische, Abgründige in der menschlichen Psyche bis hin zum »Wahnsinn, »Erotik und Gewalt sowie der »Tod verarbeitete und damit das Phantastische oft mit dem Unheimlichen verknüpft, wird es bei Kafka als normaler Bestandteil der Realität präsentiert. Indem er surreale Elemente nahtlos in die Alltagswelt integriert, entsteht eine beunruhigende Normalität, die den Leser verstört und zugleich fasziniert.

  • Fehlen von Erklärungen und Kommentaren: Die Figuren in Kafkas Erzählungen akzeptieren das Absurde, ohne es zu hinterfragen. Sie reagieren auf die absurden Situationen mit einer erstaunlichen Gelassenheit und konzentrieren sich auf die praktische Bewältigung der daraus resultierenden Probleme. Dies erzeugt oftmals eine Verfremdung und Irritation beim Leser, löst »kognitive Dissonanzen aus und • strukturelle oder r•adikale Fremdheitserfahrungen, die überwunden werden müssen.

  • Verunsicherung des Lesers: Kafkas Texte kann man nicht wörtlich verstehen, das erkennt nahezu jeder. Man muss ihren "eigentlichen" Sinn hinter dem Gesagten suchen. Aber genau das machen seine Texte so schwer, weil sie jeden Deutungsversuch auf ihre Art und Weise sabotieren oder zumindest sehr schwer machen. (vgl. Engel 2010, S.411)  Kafkas Erzählweise, die auf Erklärungen und Deutungen verzichtet und geprägt ist von Ambivalenz, offenen Enden und einer distanzierten Perspektive  lässt den Leser oft im Unklaren über die Bedeutung des Geschehens. Diese Verunsicherung kann aber auch, wenn sie als Anlass einer Spurensuche nach dem Sinn seiner Geschichten genommen wird, zu einer intensiven Auseinandersetzung mit den Texten anregen. Jahraus (2006, S.13f.) sieht nicht zuletzt darin die "paradoxe Ambivalenz" seiner Texte: "Sie provozieren ihre Leser ungemein zu Interpretationen, und das um so mehr, je mehr sie im selben Moment genau diese Interpretation verweigern." Zugleich zieht er daraus den Schluss, dass Kafkas Werk als "paradigmatische Literatur" verstanden werden muss, die  gerade durch diese paradoxe Ambivalenz verdeutlicht, was Literatur überhaupt ist und damit "Kafkas Literatur zu Literatur schlechthin werden lässt."

  • Gattungstheoretische Einordnung: Kafkas Werke lassen sich in die Nähe der »Groteske und des »(Kunst-)Märchens einordnen, wobei Begriffe wie "Märchen für Dialektiker" (Benjamin 1934, S. 415) oder "Antimärchen" (Heselhaus 1952, S. 356) die Spannung und Widersprüchlichkeit seiner Texte verdeutlichen. (vgl. Oschmann 2010, S.438)

Kafkas besondere Art zu erzählen, "(gibt) jenen für die Moderne typischen, aus der funktionalen Ausdifferenzierung und lebensweltlichen Pluralisierung erwachsenden Orientierungsdruck weiter." (Oschmann 2010, S.439)

Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 03.02.2025

 
 

 
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