Das gezeichnete
Drehbuch
Das
• Storyboard
ist eine gezeichnete Version des
Drehbuchs,
aber in der Regel nicht der gezeichnete Film.
Das filmische Endprodukt weicht
mitunter erheblich vom Storyboard ab. Als Teil
des Production Designs ist
das Storyboard gemeinhin auch kein Gegenstand der •
Filmanalyse,
da es dem Rezipienten in der Regel überhaupt nicht bekannt ist oder zur
Analyse vorliegt. Dennoch stellt es eine wichtige Schnittstelle zwischen
den konzeptionellen Vorstellungen im Drehbuch und dessen Visualisierung im
Film dar.
Als Denk- und Planungshilfe werden die Ideen des Drehbuchs hier
erstmals in eine gezeichnete
lineare Bildfolge "übersetzt" und die vorgesehenen
kamera- und produktionstechnischen Gestaltungsideen in Szene gesetzt.
Handelt es sich bei dem Film um eine große Produktion mit aufwändigen Sets
und Spezialeffekten, können ein oder mitunter auch mehrere Storyboardzeichner über mehrere Monate hinweg
mit der Anfertigung eines Storyboards beschäftigt sein.
Ein wichtiger Teil im Filmproduktionsprozesse
Das Storyboard
bzw. seine Erstellung gehört zu den Vorarbeiten, die im Rahmen eines
Filmproduktionsprozesses vorgenommen werden. Es
verschafft vor dem Drehbeginn die notwendige Übersicht über einzelne
• Einstellungen, Sequenzen und ihre Abfolge und geplante Kamerabewegungen.
Die einzelnen Bilder/Einstellungen werden nummeriert und mit den
notwendigen Angaben zum Handlungsverlauf und Kameraführung usw. versehen.
Die so entstehende Bildfolge bzw. Einstellungsfolge stellt eine mehr oder
weniger verbindliche Vorlage für das Drehen des Filmes dar, die aber auch
stets, je nach künstlerischen oder produktionstechnischen
Erfordernissen, abgeändert und perfektioniert werden kann. In jedem
Fall stellt das Storyboard eine große Hilfe bei der Produktion am Set dar.
(vgl.
Katz 2000, S. 50f.)
Neben dem Storyboard kommt vor allem bei weniger aufwändiger Film- bzw. Videoarbeit die so genannte
Shot-list zum Einsatz, die in tabellarischer Form den
Kamerawinkel, Kamera- und Objektbewegungen, Kameraperspektive und
Einstellungsgröße usw. verzeichnet.
Daraus bestehen Storyboards
Storyboards bestehen im Allgemeinen aus einem
Scribble
(engl. Gekritzel) und
sprachlichen Angaben zu Inhalt und
filmischer Gestalt einer bestimmten
Einstellung (single shot). Dabei ist normalerweise das Scribble
das wichtigste Element im Storyboard, da es, das, was später Film werden
soll, mit vielfältigen Informationen unmittelbar zur Anschauung bringt.
(vgl.
Franz/Franz 1998) Die
Kommunikation über das Scribble weist dabei als bildliche Informationen
jene •
Vorzüge und Nachteile auf,
die der
•
Bildkommunikation im
Allgemeinen zukommen. Ein
•
Storyboard im Fließtextformat,
das man als die einfachste Form des Storyboards bezeichnen kann (vgl.
Katz 2000, S. 77), erfüllt
diesen Anspruch allerdings kaum, auch wenn es mitunter als einfache
schematische Darstellung durchaus für die alltägliche Film- bzw.
Videoarbeit nützlich sein kann.
Das Scribble
Das Scribble wird meist in einem vorgegebenen Rahmen, der je nach
Aufnahmeformat bzw. Zielformat etwas voneinander abweichen kann,
gestaltet. Wer schon bei der Storyboardgestaltung das korrekte
Seitenverhältnis (s. unten) beachtet, erleichtert sich die spätere
filmische Umsetzung des Storyboards erheblich. Im Storyboard werden die
jeweiligen Bildideen durch Scribbles dargestellt, deren zeichnerische Form
und Gestaltung sehr unterschiedlich sein kann. Hier gibt es die ganze
Bandbreite von •
einfachen schematischen
Strichdarstellungen, über computerunterstützte Zeichnungen bis
hin zu den
•
illustrativen Storyboards. Gemeinhin sind es skizzenartige
Darstellungen, die auf das Wesentliche reduziert sind und die sich im
Laufe der Storyboard-Entwicklung auch verändern können. (vgl.
Mair 2005)
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1.33 Television |
1.66 European Feature |
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1.86 US-Feature Film |
2.35 Wide screen |
Darstellung auf der Basis
von Storyboard Quick 4.0 |
In
das Scribble können verschiedene Elemente hinzugefügt werden, die mit
Pfeilsymbolen die Objekt- oder Kamerabewegung und die
• Kameraperspektive erläutern. Man braucht sie in der Regel, weil
das gezeichnete Bild keine Bewegung darstellen kann (vgl.
Katz 2000, S. 68f.) Und die
Grenzen bildlicher Darstellung tun sich auch in weiteren Aspekten auf:.
"Optische Effekte wie Überblendungen, Aus- und Aufblenden kann der
Zeichner ebenso wenig darstellen wie die Veränderungen der Schärfentiefe
oder des Schärfenbereichs. Die gängige Lösung für dieses Problem sind
ergänzende Texte und schematische Zeichnungen, mit deren Hilfe beschrieben
wird, was nicht gezeichnet werden kann." (ebd.,
S.68)
Natürlich
gibt es auch Möglichkeiten bei der Darstellung von Bewegung auf
Darstellungsformen zurückzugreifen, wie sie im Trickfilm oder in auch in
Comics verwendet werden. Solche Darstellungen verlangen indessen einiges
zeichnerisches Geschick und müssen in ihrer Aussage eindeutig sein.
Welche Symbole im einzelnen Verwendung finden, kann von Storyboard zu
Storyboard verschieden sein. Wichtig ist dabei nur, dass solche Symbole
für die an der Filmarbeit Beteiligten, insbesondere Regisseur/in und
Kameramann/-frau, in ihrer Bedeutung klar und eindeutig sind, damit
sie auch tatsächlich die Kommunikation der Filmemacher miteinander
erleichtert.
Sprachliche Informationen
Welche sprachtextlichen zu den bildtextlichen Elementen des Supertextes
Storyboard hinzukommen, oder, um es weniger linguistisch ausdrücken:
Welche textlichen Informationen im Storyboard aufgenommen werden sollen,
hängt im Allgemeinen von der Produktion und ihrer technischen
Aufwändigkeit ab. Im Allgemeinen empfiehlt es sich allerdings, in ein
Storyboard die folgenden Informationen aufzunehmen
-
Seitentitel mit
Versionsnummer des Storyboards (z.B. 1, 1.1, 2 etc.) und Angabe des
Datums
-
fortlaufende
Seitennummerierung
-
fortlaufende Nummerierung der
Einstellung
-
knapp gefasste Beschreibung
des Inhalts bzw. der Handlung einer Einstellung
-
Einstellungsgröße (field sizes)
-
Kameraperspektive
-
Kamerabewegungen
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
02.04.2025
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