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KI: Welche
literaturwissenschaftlichen Interpretationsansätze gibt es für Franz Kafkas Text "Gibs
auf!"?
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Poststrukturalistische Ansätze folgen in der
Regel dem Konzept der •
Dekonstruktion in der Nachfolge »Jacques Derridas
(1930-2004) oder der »poststrukturalistischen
Diskursanalyse »Michel
Foucaults (1926-1984).
Die
Dekonstruktion will auch an • Franz Kafkas •
Parabel •"Gibs
auf" zeigen, dass sich der Text jeder stabilen Bedeutungskonstruktion
grundsätzlich widersetzt. Wer den Text dekonstruiert, will also unter
Beweis stellen, dass auch dieser Text "weder seinen Sinn in sich
selber hat noch eine Bedeutung, die im vorausgeht" und "daher auch nicht
auf einen authentischen oder ursprünglichen Sinn hin entziffert werden"
kann (Bogdal
1996, S.152).
In der
Praxis des •
Literaturunterrichts in der Schule hat der von den
Dekonstruktivisten auf der Testebene •
akribisch durchgeführte Nachweis, dass ein literarischer Text keine
kohärente Bedeutung hat, wenig Resonanz gefunden. Trotzdem kann seine
Absicht "heraus[zu]bekommen, wie sich ein Text gegen bestimmte
Bedeutungszuweisungen sperrt" (Köppe/
Winko 2008, 7.3. Dekonstruktion 7.3.3. kindle-Version),
interessante Zugänge zu dem Text ermöglichen, die auch für Schülerinnen
und Schüler interessant und vor allem motivierend sein können.
So können
über den Primärtext hinausgehend aus der erklecklichen Anzahl
unterschiedlicher Interpretationen zu dieser Parabel Ansätze
präsentiert, analysiert und beurteilt werden, die ganz unterschiedliche
Deutungen darstellen. Wird deren Analyse zugleich mit der Frage
verbunden, was ein jeweiliger Ansatz unberücksichtigt lässt, dann begibt
man sich unweigerlich auf den Pfad der Dekonstruktion, die das "scheinbar Marginale, das von früheren Interpreten oder
im Text selbst an den Rand gedrängt wurde" (Bogdal 2000,
S.14), wieder in den Vordergrund rücken kann.
Unter
didaktischem Vorzeichen betrachtet, ist die Suche nach dem
Widerspenstig-Marginalen auch eine Chance, die Schülerinnen und Schüler
von der schwierigen, vom Dekonstruktivismus grundsätzlich abgelehnten,
Deutung des ästhetischen Ganzen als Werkeinheit zu entlasten, indem die
grundsätzliche ›Bedeutungskrise‹ des Textes" (Köppe/
Winko 2008, ebd.) als anders akzentuierender Begriff für
die prinzipielle Bedeutungsvielfalt anerkannt wird.
Widerspenstige Elemente
mit allen denkbaren Bedeutungen anzureichern, indem "beispielsweise
Anspielungen, Konnotationen einzelner Ausdrücke oder
Intertextualitätsrelationen herausgearbeitet werden können" (ebd.),
kann dabei dazu motivieren, sich auf das nie endende Spiel der
Bedeutungen bzw. Bedeutungszuweisungen einzulassen. gedrängten Elemente sich gegen eine angeblich
einheitlich Textbedeutung stemmen.
Dementsprechend
könnte man die Arbeitsanweisung zur Dekonstruktion von
• Franz Kafkas •
Parabel •"Gibs
auf" auch lauten:
"Suchen Sie Textelemente oder -aspekte (im Primärtext oder in
einer bestimmten traditionellen Interpretation), die eine
(bestimmte) Interpretationshypothese untergraben können". Ob eine Dekonstruktion "gelungen" ist, kann dann u. a. mit
den Kriterien •
Originalität.
•
Subtilität und
•
Subversivität/Radikalität beurteilt werden.
Die •
diskursanalytische
Betrachtung von • Franz Kafkas •
Parabel •"Gibs
auf" im Sinne der •
Diskursanalyse »Michel
Foucaults (1926-1984) sieht in dem Text die Thematisierung einer das
Individuum bedrohenden "ominöse(n) • ›Macht‹" in einer totalitären
Welt, die "alle •
Diskurse
regiert und in die Körper
›einschreibt‹" (Engel
2010, S.421). Trotz des abwertenden Untertons ("ominös") hat
•
Foucaults Konzept der Macht mit seiner relationalen Wirkung
als •
depersonalisierte zirkulierende Kraft muss eingeräumt
werden, dass das Konzept nicht so ohne entsprechendes Vorwissen
nicht so einfach, zumal im schulischen Kontext, bei der
Interpretation der Parabel zur Interpretation genutzt werden
kann.
Im Bezug auf •"Gibs
auf" teilt der Ansatz einige zentrale Überlegungen mit
Literaturwissenschaftler*innen, die sich zum
sozialgeschichtlichen Deutungsansatz und seinen Prämissen
bekennen und darum "die Konstellation zwischen dem Helden als
(angeblich) unschuldigem Opfer und einer ihn bedrohenden oder
gar vernichtenden anonymen Macht"
(Engel
2010, S.421) herauszustellen. Diese wird dann, je nach
eigenen Überzeugungen der Interpret*innen, z. B. mit der von ihr
hervorgebrachten "Entfremdung" dem kapitalistischen System zugeordnet.
Oft wird sie auch, ähnlich der gesellschaftlichen Vision eines
Überwachungsstaates, die »George
Orwell (1903-1950) in seinem 1949 erschienenen »dystopischen
Roman »1984
als Ausdruck einer bis in die Nischen menschlichen Daseins
vordringenden, totalitären Welt und ihrer Apparate gesehen.
Natürlich bleiben solche Deutungen nicht unwidersprochen, zumal sie
Kafka bzw. seinen Werken eine quasi prophetische Aussagekraft für
später eingetretene Entwicklungen in den totalitären faschistischen und
kommunistischen Staaten zuschreiben. Insbesondere die Medien haben sich
solchen Interpretationen angeschlossen. So hat »Orson
Welles (1915-1985) in seine Verfilmung von Kafkas Prozess, »The
Trial (1962), Reminiszenzen an KZ-Häftlinge einmontiert.
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KI: Welche
literaturwissenschaftlichen Interpretationsansätze gibt es für Franz Kafkas Text "Gibs
auf!"?
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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
23.03.2025