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Wissenschaftliche Interpretationsansätze und Lesarten

Überblick

Franz Kafka (1883-1924)Kafka als Erzähler

 
FAChbereich Deutsch
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Handlungsorientierte Zugänge
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• Fremdheitserfahrungen thematisieren

Baustein: Einen Zugang zu Kafkas Parabeln finden

Stereotype Deutungsansätze vs. Analyse von Codes

Literaturwissenschaftliche Interpretationsmethoden nähern sich ihrem Textobjekt auf unterschiedliche Art und Weise und mit unterschiedlichen Fragestellungen, die auf bestimmte textinterne Elemente eines Textes fokussieren oder bestimmte textexterne Kontexte heranziehen, um ein bestimmtes Textverständnis zu fundieren und zu legitimieren. Sie bestimmen, "wonach und wie gefragt wird" (Becker/Hummel/Sander 22018, S.191), analysieren "die Machart, Form und Struktur eines literarischen Textes", stellen "Fragen nach dem Warum und dem Was, die weit über die Bezugnahmen auf Inhalt, Themen und Motive sowie Erzählweise und -stil hinausgehen können." (ebd.) Dabei stehen meisten bestimmte Vorstellungen von Literatur überhaupt, ihrer Bedeutung im Allgemeinen und ihrem Stellenwert und ihrer Funktion im Besonderen dahinter.

Dabei ist die Art und Weise, wie sie Bezüge innerhalb eines einzelnen Textes oder in einem Gesamtwerk herstellen oder Verbindungen zwischen Text(en) und textexternen Kontexten konstruieren, stets von den jeweiligen Fragestellungen und den Interessen des jeweiligen Interpreten abhängig. Wissenschaftliche Ansätze, die in der entsprechenden Diskursgemeinschaft wahrgenommen und Bestand haben sollen, sind darüber hinaus "auch durch disziplinäre Konventionen, Entwicklungen und Moden bestimmt." (Andringa 2008, S.318) Nichtzuletzt deshalb hat Politzer (1978, S.43) davon gesprochen, dass die Parabeln Kafkas "›Rorschachtests‹ der Literatur" seien und "ihre Deutung (...) mehr über den Charakter ihrer Deuter als über das Wesen ihres Schöpfers (sagt)."

Alle wissenschaftlichen Interpretationsansätze zu den literarischen Werken • Franz Kafkas zielen darauf, auf der Grundlage einer theoretisch gestützten Analyse Erkenntnisse über seine Texte zu gewinnen, die über das hinausgeht, was eine rein subjektiv orientierte Lektüre, die sich vor niemandem prinzipiell zu erklären hat, als individuelle Lesart zu leisten hat.

Dabei sind wissenschaftliche Interpretationsansätze, nichtzuletzt im Zusammenhang mit den Werken Franz Kafkas, keine ahistorischen Zugangsweisen, sondern sind, so wie sie selbst unter bestimmten historischen Vorzeichen entstanden sind und sich entwickelt haben, Teil der Geschichte und folgen nicht zuletzt deshalb auch immer wieder Moden, die für eine bestimmte Zeit in der Konkurrenz verschiedener Methoden die Dominanz erringen. (vgl. Andringa 2008, S.317)

So machen sich bis heute unzählige Literaturwissenschaftler immer wieder daran, Kafkas Texten durch Heranziehung unterschiedlicher Kotexte, Kontexte oder Metatexte bislang unbekannte oder vernachlässigte Geheimnisse zu entlocken. Sie suchen letzten Endes nach dem einen "Schlüssel, der als Passepartout alle Einzeltexte erschließen" (Engel 2010, S.419) kann. Und genau das ist das Problem.


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Über die Jahre hinweg haben sich eine Reihe von Werkzugängen zu Kafkas Texten im Allgemeinen und zu seinen Parabeln etabliert, die in einer Art friedlicher Koexistenz nebeneinander stehen und jedem, der sich auf die Vielfalt von Interpretationen einlässt, aufzeigt, dass man seine Texte in sehr unterschiedlicher Art und Weise verstehen kann.

Wer mit ihnen und ihren jeweiligen Prämissen vertraut ist, wird sie, entsprechendes Wissen über die sie stützenden Kontexte vorausgesetzt, über die alle Textdeutungen ausgeführt werden (vgl. Steinmetz 1995, S.482), ohne allzu große Probleme auf einen bestimmten Text anwenden können, zumal sie ja stets "an Aspekte anknüpfen, die in Kafkas Texten nachweisbar eine Rolle spielen." (Engel 2010, S.425) Zudem sind entsprechende Interpretationen von namhaften Literaturwissenschaftlern an Beispielen vorexerziert worden, auf die man zurückgreifen kann.

Das Problem solcher Deutungsansätze bei der Interpretation ist, • kognitionspsychologisch gesprochen, die wissensgeleitete Top-Down-Verarbeitung bei der jeweiligen • Sinnkonstruktion. So weiß im Grunde jeder, der einem bestimmten Deutungsansatz folgt, vor jeder Interpretation, "worauf der Text hinausläuft, hinauslaufen muss – und der Interpretationsakt besteht hauptsächlich darin, einen (mehr oder weniger) plausiblen Bezug zwischen der Textoberfläche und dieser ›Bedeutung‹ herzustellen." (ebd., S.424) So finden die jeweiligen "Parteigänger" in der Regel, was sie suchen und lassen außen vor, was sich ihrem Ansatz nicht fügt. Mitunter feilt man auch so lange an dem Schloss herum, bis der eigene vermeintliche Universalschlüssel letzten Endes passt. (vgl. ebd )

Dies gilt für eine ganze Reihe "stereotype(r) Deutungsvarianten" (ebd., S.361).) wie z. B. den • • biografischen, • psychoanalytischen, • sozialgeschichtlichen, religiösen und existenzialistischen, • jüdischen oder auch • postrukturalistischen Ansatz.

Sie werden heute auch von Künstlicher Intelligenz (KI) auf entsprechende Anfragen (Prompts) hin immer wieder die gleichen stereotypen Ansätze heruntergebetet und sollen wohl dem Verständnis von der literarischen Werke auf die Sprünge helfen. Beispiele lassen sich leicht selbst generieren, sind aber auch in den entsprechenden teachSam-Arbeitsbereichen zu verschiedenen ▪ Parabeln Franz Kafkas dokumentiert (z. B. • "Gibs auf!", • "Der neue Advokat".

Hier kann und soll dabei der Erkenntniswert dieser Interpretationsansätze nicht grundsätzlich in Frage gestellt werden, wohl aber für einen flexiblen Umgang mit ihnen plädiert werden. Es geht in der Praxis der Interpretation ohnehin darum, die Gräben zu überbrücken, die die literaturwissenschaftliche Kafka-Forschung und ihre "Theorieavantgarde" (Engel 2010, S.424) ausgehoben hat, um mehr oder wenige klare Trennlinien zwischen dem eigenen und den "anderen" zu schaffen und sich eine bestimmte Position im Wissenschaftsbetrieb zu erobern und/oder diese zu verteidigen.

Der "Mainstream literaturwissenschaftlicher Interpretationspraxis" (ebd.), wie sie Engel auch in den Kafka-Monographien von Alt (2005/22008) und Jahraus (2006) repräsentiert sieht, habe mit ihrer Deutungspraxis "die Verfahren und Theoreme der Theorieavantgarde (in deutlich abgeschwächter, ›verwässerter‹ Form) in buntem Eklektizismus" (ebd.) immer wieder aufs Neue zu assimilieren, dazu beigetragen, dass Mischformen verschiedener Ansätze m Verhältnis zu lupenreinen Ausprägungen bestimmter Interpretationsschulen heute deutlich überwiegen.

Letzten Endes aber kennen die meisten Vertreterinnen und Vertreter der einen oder anderen Literaturtheorie und Interpretationsmethode die Antwort auf die Frage, welche Methode die "richtige" ist, sehen sie im Grunde auch ähnlich.

Sie wissen, dass das "Gespenst der so genannten richtigen Interpretation" (Steinmetz 1995, S.476) in der literaturwissenschaftlichen Praxis nicht nur erkenntnislogisch irreführend ist, sondern auch in der literaturwissenschaftlichen Praxis weder weiter- noch zielführend ist. Was eine zeitgemäße Interpretation heute kennzeichnet, ist ein "bewusst praktizierter Methodenpluralismus und ein ›synthetisches Interpretieren‹ (Jost Hermand)" (Becker/Hummel/Sander 22018, S.192) und damit "die bewusste und vielfach auch sinnvolle Verschränkung verschiedener methodischer Fragen, theoretischer Ansätze und Erkenntnisinteressen" (ebd.)

Zuallererst, und dies gilt im literaturdidaktischen Umfeld, um so mehr, sollten auch literaturwissenschaftliche Deutungsansätze, die zur Analyse und Interpretation der Werke Kafkas verwendet werden, keine "absolute Deutungskompetenz" (Allkemper/Eke 22006, S. 155) beanspruchen, sondern "die Vieldeutigkeit literarischer Texte durch Analyse von Form und Inhalt erkennbar machen." (ebd.) Wenn also heutzutage allgemein zu beobachten ist, dass die Zeiten, in denen die Vertreterinnen und Vertreter der verschieden Interpretationsansätze und -schulen versuchen, "dem Leser den goldenen Schlüssel auszuhändigen, der ihm den einen oder anderen Text oder sogar das Gesamtwerk Kafkas erschließt" (Müller 1994/2003b, S, 9)

Diesem Gedanken hat sich auch der • Ansatz einer historisch-hermeneutischen Literaturwissenschaft von Manfred Engel (2010, S.425) verschrieben.  Engels Ansatz  (ebd., S.425) verzichtet auf der Grundlage seines Lektüremodells darauf, sich auf einen bestimmten Interpretationsansatz festzulegen, der dann mit mehr oder weniger überzeugenden Kotexten und Kontexten unter Vernachlässigung anderer Aspekte durchgezogen wird. Stattdessen greift er bestimmte Textelemente auf –  er bezeichnet sie als Codes –,  die Kafkas Texte einzeltextübergreifend kennzeichnen und auch in den verschiedenen gängigen Interpretationsansätzen eine tragende Rolle spielen.

Ob man, hier nur angefügt, dabei • zwischen Textanalyse und Textinterpretation unterscheiden will, ist dabei eher Ansichtssache.

  

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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 23.03.2025

 
 

 
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