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teachSam-YouTube Playlist: Franz Kafka "Gibs auf"
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KI: Welche
literaturwissenschaftlichen Interpretationsansätze gibt es für Franz Kafkas Text "Gibs
auf!"?
Franz Kafkas
Erzählung "Gibs
auf" gehört, obwohl sich die
wissenschaftliche Forschung ansonsten nicht unbedingt einig darüber
ist, welche Texte Kafkas genau zur Gattung der
▪
Parabel
zu zählen sind, zu den •
vierzehn
"guten" Vertretern der Gattung, die nach
Zymner
(2010, S.456) allgemein ihrer •
Literaturgattung
nach als ▪
moderne Parabel
angesehen werden.
Das Kriterium, das dabei der Zuordnung von Texten zur Gattung der
Parabel zugrunde gelegt wird, ist das Vorhandensein von •
impliziten Transfersignalen, an denen sich die so genannte
Uneigentlichkeit
parabolischer Texte zeigt und die die globale
Appellstruktur dieser Texte
entfalten.
Franz Kafkas
Parabel "Gibs
auf" hat etliche Literaturwissenschaftler zu •
Interpretationen
angeregt.
Dabei hat die offene Form dieser und anderer
derartiger Erzählungen, die Kafka immer wieder meisterhaft unter Beweis
stellte (vgl. Politzer 1978),
auch ganz unterschiedliche Sichtweisen bzw. Deutungsperspektiven auf den
Text gebracht: • biografische, •
psychologische bzw. psychoanalytische, •
religiöse und
existenzialistische,
sozialgeschichtliche, • ideologisch fundierte
und •
werkimmanente
Interpretationsansätze. Ein Ende ist nicht
abzusehen, versuchen sich doch immer wieder andere
Interpret*innen an diesem Werk des Dichters.
Dass "Gibs auf" zu einem "beliebte(n) Anthologiestück für Schulbücher" (Engel
2010a, S.361) )
werden konnte, hat • unterschiedliche Gründe.
Dementsprechend kann und soll
an dieser Stelle nicht versucht werden, Licht in die "labyrinthische Fülle
an Arbeiten über Kafka" (Andringa
2008, S.318) zu bringen und einen Gesamtüberblick über die
wissenschaftlichen Interpretationen zu geben. Stattdessen sollen wenige
Beispiele exemplarisch aufzeigen, wie vielfältig die Ansätze sind, mit denen
Interpreten den Text zu fassen versuchen.
Die "Unerschöpflichkeit, die Vieldeutbarkeit oder gar Undeutbarkeit von Kafkas Werk" (ebd.,
S.315) steht dabei freilich außer Frage. Wenn "Deutungsprozesse vor allem
darin bestehen, Bedeutungen sinnvoll miteinander zu verknüpfen und in einen
Zusammenhang zu stellen", indem "jeweils Bezüge zwischen Elementen innerhalb
eines Textes oder Œvres oder zwischen Text und Bezugsfelder außerhalb des
Textes hergestellt, geprüft und ausgefüllt werden, die sich gegenseitig
erhellen und zur Bereicherung des Verstehens und zur Sinnfindung beitragen"
(ebd., S. 318),
dann kann zumindest der Anspruch auf die "richtige" Interpretation
nie eingelöst werden.
Daraus ergibt sich aber auch, dass die (Re-)Kontextualisierung des Verstehens
von Texten nicht nur die Domäne von Fachwissenschaftlern sein kann. Denn:
Wie Azinga weiter betont, "(ist) die Art und Weise, wie die Bezüge
hergestellt werden, (...) von den Fragestellungen und Interessen der
Interpreten gelenkt" (ebd.).
Dies gilt um so mehr im Rahmen des schulischen Literaturunterrichts:
Fragestellungen und Interessen von Schülerinnen und Schülern von heute
dürfen sich Kafkas Texten anders nähern als akademische Interpretation, die
von ihren disziplinären Konventionen, Entwicklungen und Moden bestimmt sind.
(vgl. ebd.)
Unter
diesem Blickwinkel betrachtet verliert auch die Unterscheidung in "ältere"
und "neuere" Kafka-Forschung ihren "modischen" Schrecken.