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Interpretationsansätze

Religiöse und existenzialistische Deutung

Franz Kafka Parabeln Gibs auf – Aspekte der Erzähltextanalyse

 
FAChbereich Deutsch
Glossar Literatur
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• KI: Welche literaturwissenschaftlichen Interpretationsansätze gibt es für Franz Kafkas Text "Gibs auf!"?

Der • religiöse bzw. existenzialistische Ansatz wird gewöhnlich mit Positionen des christlichen und des atheistischen Existenzialismus in Verbindung gebracht.

Im Kern geht es bei beiden immer wieder um die "kosmologische Obdachlosigkeit" (Yun Mi Kim 2012, S.22) des "modernen" Menschen, die auf unterschiedliche historische und gesellschaftliche Prozesse zurückgeführt werden kann.

Während religiöse, • christlich-existenzialistische Ansätze den Menschen auffordern, ihr Schicksal  in die Hände Gottes zu legen, religiösen Normen zu folgen und sich in einem Leben mit einem eindeutigen »eschatologischen Daseinsbezug einzurichten, entlässt der • atheistisch fundierte Existenzialismus den Menschen in die volle und ganze Verantwortung für sein Handeln und bürdet ihm allein die Suche nach und das Finden von Sinn in einer durch keine andere Instanz irgendwie sinnhaft gemachten Welt auf.

Die religiöse, christlich-existenzialistische Deutung

»Heinz Politzer (1910-1978) (1978) präsentiert, um im Vergleich mit anderen Ansätzen die Bedeutungsvielfalt von • Franz Kafkas Parabel •"Gibs auf" zu demonstrieren, eine religiöse, • christlich-existenzialistische Deutung des Textes.

Hier stelle der Schutzmann nicht mehr die Figur des leiblichen Vaters dar, "sondern erscheint als der Sendung einer spirituellen Sphäre, die der menschlichen nichts anderes mitzuteilen hat als das Gebot, 'es aufzugeben', und sich sodann majestätisch den eigenen Obliegenheiten zuwendet." (Politzer 1978, S.31) Das Fremdgefühl des Menschen auf dieser Erde, die Unvertrautheit des Mannes mit der Stadt erhalte dadurch einen metaphysischen Sinn.

Das Urteil des "Gibs auf" werde auf diese Weise zum "Gottesurteil" (ebd., S.32): "Angesichts dieser totalen Entfremdung zwischen Oben und Unten gewinnt das 'glücklicherweise', mit dem der Wanderer das Sicherheitsorgan begrüßt, den Tonfall religiöser Ironie. Denn für diesen Mann, den Heimatlosen, bedeutet es in der Tat schon unverhofftes Glück, einen Abglanz der verlorenen Heimat zu Gesicht zu bekommen [...] Freilich fügt er im selben Atemzug hinzu, dass dieses Glück ihm nicht gegeben war, freilich vollführt der Polizist den großen Schwung seiner Abwendung, und unsere Anekdote wird zur Aussage über eine Situation der Menschengeschichte, in welcher der Abfall der Welt von ihrem Schöpfer dem Einzelnen als unheimliche Ungewissheit über seinen Weg ins Bewusstsein getreten ist." (ebd.):

Zusammengefasst sind die wichtigsten Elemente dieser Deutung:

  • die spirituelle Deutung der Vater-Figur

  • Fremdgefühl im irdischen Dasein verweist auf Ewigkeit (Uhrenvergleich)

  • Ewigkeit liefert aber auch keine Antwort und keinen Schutz

  • Begegnung zwischen Mann und Schutzmann verweist auf den Sündenfall

  • "Gibs auf" als Gottesurteil

Die nicht-religiöse existenzialistische Deutung

Die • nicht-religiös fundierte, atheistische existenzphilosophische Perspektive auf Kafkas Werke hat heute im Vergleich zu der Zeit bis etwa 1970 zwar in der Literaturwissenschaft etwas an Bedeutung verloren, ist aber bis heute, insbesondere als Interpretationsansatz in der Schule, immer noch stark vertreten.

Die in diesem Zusammenhang immer wieder betonte "kosmologische Obdachlosigkeit" (Yun Mi Kim 2012, S.22) des "modernen" Menschen, die auf unterschiedliche historische und gesellschaftliche Prozesse zurückgeführt werden kann, ist auch heute noch ein zentraler Begriff dieses Diskurses.

  • Er verweist auf die prinzipielle Unsicherheit menschlicher Existenz und die Fragen, die diese aufwirft, ohne dafür gesellschaftliche oder individuell verbindliche Antworten zu liefern.

  • Er unterstreicht, dass das, was früher jedenfalls einfach geglaubt wurde, um dem Leben einen Sinn zu geben, heute in den modernen westlichen Gesellschaften kaum oder nur noch eine geringe Geltung hat.

  • Er macht deutlich, dass die  Prinzipien und Normen, nach denen gehandelt und/oder das Leben eingerichtet wurde und damit die  Art und Weise, wie  gesellschaftlicher Zusammenhalt geschaffen wurde, heute zusehend erodieren, ohne dass diese "Sinnreservoire" mit neuen, irgendwie gesellschaftliche Verbindlichkeit schaffenden Inhalten wieder aufgefüllt wurden.

So nimmt der existenzialistische Ansatz auch weiterhin auf jene Kontexte Bezug, die ihm die Möglichkeit eröffnen, seine besondere Auslegungsstrategie zu rechtfertigen und auf seine Weise plausible "sinnvolle" Lesarten für die Texte Kafkas zu ermöglichen.

In der entzauberten Welt der säkularisierten Moderne haben sich die Bezugspunkte einer zeitgemäßen, zugegebenermaßen aktualisierenden existenzialistischen Deutung verändert.

Heutzutage sind es nämlich nicht mehr die historischen Veränderungen und Verwerfungen, die mit der Säkularisierung menschlichen Daseins zu tun haben, sondern gesellschaftliche Prozesse und Veränderungen, die im Zusammenhang mit den gesellschaftlichen Prozessen der • Individualisierung und der • Singularisierung zu sehen sind.

Auch Franz Kafkas Parabel •"Gibs auf"  kann und will ihren Leserinnen und Lesern keine Antworten auf Probleme des alltäglichen Lebens und auf existenzielle Fragen geben.

Sie stellt zwar auf ihre Weise die Frage nach dem Sinn des Lebens, die sich in der Suche des erzählenden Ichs nach dem Weg zum Bahnhof zeigt, lässt aber die Frage vollkommen unbeantwortet. Kafka als Autor, aber auch seine Erzähler haben keine solchen Konzepte für das richtige Leben parat. Wer sie sucht, wird bei Kafka nur eine von Tradition und Ideologie geprägte Welt in Auslösung und Widersprüchen finden

Die "kosmologische Obdachlosigkeit" (Yun Mi Kim 2012, S.22) des "modernen" Menschen, die diese Welt erzeugt, ist auch Grundlage der ▪ Strukturskizze für die ▪ schulische Parabelinterpretation zu ▪ Kafkas ▪"Gibs auf".

• KI: Welche literaturwissenschaftlichen Interpretationsansätze gibt es für Franz Kafkas Text "Gibs auf!"?

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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 23.03.2025

 
 

 
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