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teachSam-YouTube-Playlist: Michel Foucault und die
Macht
"Die bei Foucault verhandelte Sache
heißt »Macht«"," bringt
Fink-Eitel
(1989/42002, S.7) in pointierter Weise zum
Ausdruck, welche Bedeutung und Stellenwert die Macht, ihre
Strukturen und Wirkungen im Denken» »Michel
Foucaults (1926-1984) haben. Dabei ist es keine Schande
einzuräumen, dass Foucaults Begriff der Macht kompliziert ist
und kognitive Dissonanzen auslösen kann, weil er so gar nicht in die
kognitiven Schemata passt, mit denen wir ihn sonst verarbeiten
und •
in unserem alltäglichen Sprachgebrauch benutzen.
Foucault hat
der Macht in seinem Denken und Werk nicht von Anfang an diese
herausragende Bedeutung verliehen. In seinen großen historischen
Untersuchungen der 1960er Jahre sind ihm •
Episteme, •
Wissen und der •
Diskurs wohl wichtiger als Fragen, die mit den komplizierten
Beziehungen zwischen Wissen, Macht und •
Subjekt zusammenhängen,
die ihn den 1970er Jahren beschäftigen. Dabei verändert er auch
seine Perspektive auf die Gegenstände seiner Analyse.
Auch wenn er seine bis
dahin verfolgte •
archäologische Perspektive nie ganz aufgibt, entwickelt er nun
eine neue, die
•
genealogische
Perspektive, die die archäologische ergänzt und überlagert.
(vgl.
Kammler 2014, S.303)
Nach
Bublitz (2014, S.274) kann man das, was Foucault unter Macht
versteht, am ehesten dadurch beschreiben, wenn man die Macht als "dezentriertes,
substratloses Operieren" auffasst. Es ist ein "erweiterter
Machtbegriff, der in letzter Konsequenz alle Praktiken, alles
Wissen, alle Diskursivität in einer depersonalisierten Macht
aufgehen lässt." (Siebenpfeiffer
2014, S. 269)
Die produktive Seite der
Macht besteht dabei darin, das sie auf alles einwirkt, "was
bildet und formt, wovon Individuen abhängig sind." (ebd.)
Diese Macht lässt sich daher auch nicht an bestimmten
Instrumenten der Repression festmachen, sondern benötigt
lediglich "Instanzen, welche die korrekte Erziehung der Subjekte
überwachen." (Hoffarth
2012, S.209)
Macht im Sinne
Foucaults kann man nicht besitzen, sie wird auch nicht zentral
verwaltet oder kann an Machtsymbole gebunden werden. Sie ist
auch kein System, kein Machtapparat und auch, streng genommen,
keine Struktur, selbst wenn in ihrem Zusammenhang immer wieder
von Machtstrukturen gesprochen wird. (vgl.
Foucault 1983/192012, S.93)
Macht, sagt
Foucault "ist die
Vielfältigkeit
von Kraftverhältnissen, die ein Gebiet bevölkern und
organisieren; das Spiel, das in unaufhörlichen Kämpfen und
Auseinandersetzungen diese Kraftverhältnisse verwandelt,
verstärkt, verkehrt; die Stützen, die diese Kraftverhältnisse
aneinander finden, indem sie sich zu Systemen verketten – oder
die Verschiebungen und Widersprüche, die sie gegeneinander
isolieren; und deren große Linien und institutionelle
Kristallisierungen sich in den Staatsapparaten, in der
Gesetzgebung und in den gesellschaftlichen Hegemonien
verkörpern." (ebd.)
Für Foucault,
der den Begriff Macht nach eigenen Worten eigentlich immer als "Machtbeziehungen"
(Foucault
2005, S.889, vgl.
Sich
2018, S.69) versteht, hat Macht daher "relationalen
Charakter" (Foucault
1983/192012, S.96) Macht ist, auch wenn sie oft
"totalisierend" auftritt, ohne am Ende total zu sein (Sich
2018, S.74), "etwas, was sich von unzähligen Punkten aus und
im Spiel ungleicher und beweglicher Beziehungen vollzieht" (Foucault
1983/192012, S.94).