teachSam- Arbeitsbereiche:
Arbeitstechniken - Deutsch - Geschichte - Politik - Pädagogik - PsychologieMedien - Methodik und Didaktik - Projekte - So navigiert man auf teachSam - So sucht man auf teachSam - teachSam braucht Werbung


deu.jpg (1524 Byte)

 

 

Diskurs

Wissenschaftliche Definitionen (Auswahl)

Antihermeneutische ModelleDiskursanalytisches Modell Einzelne Begriffe und Konzepte (Foucault)

 
FAChbereich Deutsch
Glossar
LiteraturAutorinnen und Autoren Literarische Gattungen Literaturgeschichte Motive der Literatur Grundlagen der Textanalyse und Interpretation Überblick Hermeneutische Modelle Antihermeneutische Modelle Überblick Dekonstruktivistisches Modell Diskursanalytisches ModellÜberblickAlltags- und bildungssprachlicher Diskursbegriff Diskursanalytischer Textbegriff Die Medialität der Diskurse Einzelne Begriffe und Konzepte (Foucault) Überblick [ Diskurs • Überblick Episteme als Ordnungsmuster der Erkenntnisproduktion Weite und enge Fassung des Diskursbegriffs bei Foucault Wissenschaftliche Definitionen (Auswahl) Der Diskurs als diskursive Praxis Die Materialität von Aussagen Aufgaben der Diskursanalyse ] Dispositiv Macht und Wissen Sozialdisziplinierung und Disziplinargesellschaft Körper und Subjekt Diskursanalyse in der Praxis Fragen und Antworten (KI) Intertextualität Kontextuelles ModellSonstige Modelle Literatur und Stil Textauswahl Literaturunterricht Schreibformen  Operatoren im Fach Deutsch
 
 

Natürlich sind angesichts der Tatsache, dass unterschiedlichste Disziplinen der Wissenschaft Anschluss an das Denken »Michel Foucaults (1926-1984) und namentlich seiner "Diskurstheorie" gesucht und gefunden haben, auch jede Menge Definitionen im Umlauf, die Foucaults Diskursbegriff fassen und bestimmen sollen.

Hilfreich kann es sein zwischen drei Disziplinen zu unterscheiden, die sich sich mit dem Diskurs beschäftigen.

Diskurstheorie kann bezeichnet werden als die systematische Ausarbeitung des Stellenwertes von Diskursen im Prozess der gesellschaftlichen Konstruktion von Wirklichkeit.

Unter Diskursanalyse ist dann die forschungspraktische und methodisch angeleitete Untersuchung von Diskursen zu verstehen. D

Die Diskursgeschichte schließlich ist die historische Forschungsrichtung, welche die empirische Untersuchung von Diskursen in ihrem geschichtlichen Wandel zum Gegenstand hat. [9]

Der Begriff des Diskurses "(bzw. seine mäandrierenden Diskursbegriffe)" (Eggler 22023, S.34f.) ist von Foucault in einer • weiten und einer • engeren Fassung verwendet worden.

Hier wird eine willkürliche Zusammenstellung von Definitionen aus der wissenschaftlichen Literatur vorgenommen, die im Zusammenhang mit der Arbeit an diesem teachSam-Arbeitsbereich eine Rolle spielen.

Weitere Ansprüche, als einen gewissen Einblick in die Definitionsvielfalt zu geben, werden damit jedenfalls nicht erhoben. Eine Einordnung in die theoretischen Konzepten der jeweiligen Fachdisziplin kann hier also nicht vorgenommen werden. Dabei soll auch nicht der Eindruck vermittelt werden, als sei dies ein Definitionsspiel mit offenem Ende. Schließlich muss gerade in der Wissenschaft immer wieder klar sein, "welche Lesart von Diskurs in einem wissenschaftlichen Text gemeint ist" (Spitzmüller/Warnke 2011, S.7), um der Gefahr von Missverständnissen, insbesondere mit der bildungssprachlichen Lesart des Begriffes, entgegenzuwirken, die schon längst in die Wissenschaftssphäre zurückwirke. (vgl. ebd.)

1. In die Form einer vereinfachenden Kurzdefinition gebracht, die sich an der Verwendung des Begriffs in Foucaults Werk »Archäologie des Wissens orientiert, könnte Diskurs nach Parr (2014)

"eine Praxis des Denkens, Schreibens, Sprechens und auch Handelns" bedeuten, "die diejenigen Gegenstände, von denen sie handelt, zugleich selbst systematisch hervorbringt." (ebd., S.234)

2. Titzmann (1991, S.406, zit. n. ebd., S.101) hat als kleinsten gemeinsamen Nenner für den mittlerweile inflationär verwendeten Begriff "Diskurs" folgende Definition formuliert, die wir hier in der Fassung von Köppe/Winko (2008, S.101, vgl. Winko 1996/82008, S.464) wiedergeben:

"Unter »Diskurs« wird ein »System des Denkens und Argumentierens« verstanden, das durch einen gemeinsamen »Redegegenstand«, durch »Regularitäten der Rede« und durch »Relationen zu anderen Diskursen« bestimmt ist."

3. Rosa/Strecker/Kottmann (32018, S.293) haben die folgende Definition erarbeitet:

"Als Diskurs bezeichnet Foucault jede Gruppe von Aussagen, die in einer Beziehung zueinander stehen, die durch bestimmte Formationsregeln analysiert werden kann. Aussagen sind dabei nicht als Akte der Äußerung oder logische Gehalte zu verstehen, sondern als das Gesagte in seiner reinen Materialität (bzw. »Positivität«), eben als Gesagtes." (Rosa/Strecker/Kottmann 32018, S. 293)

4. Sich (2018, S.31) fasst den Begriff wie folgt:

"Ein Diskurs (oder: eine diskursive Formation) lässt sich, grob gesagt, als ein historisches, singuläres Ensemble von Aussagen bezüglich eines spezifischen Gegenstandes begreifen. Dabei gelten die Arten und Weisen, wie und was über den Gegenstand ausgesagt wird, als konstitutiv für diesen Gegenstand selbst."

5. Bendel Larcher/Egger (22023) betonen mit ihrer Definition die Wechselwirkungen von Diskurs, sozialen Praktiken und Umwelt.

"Ein Diskurs ist der gesellschaftliche Prozess der Verständigung darüber, wie die Welt zu deuten und zu gestalten ist. Der Diskurs wird durch die materielle Wirklichkeit geprägt und wirkt durch gesellschaftliche Praktiken auf diese zurück. Der Diskurs äußert sich in konkreten Texten, die das Wissen und Denken einer bestimmten Zeit repräsentieren." (ebd., S.28)

6. Landwehr (2018, S.5) arbeitet als den Kernbestandteil des Diskurses im Anschluss an Sarasin (1996) heraus:

"Dies ist der Kernbestandteil von Diskurs, [...] dass Wissen und Wirklichkeit Ergebnisse sozialer Konstruktionsprozesse sind und dass Gesellschaften auf diesem Weg ihre Umwelten mit bestimmten, keineswegs zufälligen Sinnformen ausstatten, ja, dass diese diskursiv konstituierten Sinnformen solcherart objektiviert werden können, dass sie nahezu naturnotwendigen Charakter annehmen. [Sarasin 1996]" Mit Michel Foucault gesprochen, könnte man das diskurstheoretische Anliegen derart auf den Punkt bringen, dass es um die Differenz geht zwischen dem, was sich theoretisch sagen, machen und denken lässt, und dem, was tatsächlich gesagt, gemacht und gedacht wird. [Michel Foucault, Schriften in vier Bänden. Dits et Ecrits, Bd. 1: 1954-1969, hrsg. von Daniel Defert/François Ewald, Frankfurt a.M. 2001, S. 874f.] Indem sich in Diskursen Regeln verfestigen, die das Sagbare, Denkbare und Machbare betreffen, organisieren sie Wirklichkeit. "

Alle diese und andere Definitionen haben ihr Für und Wider, das hier nicht erörtert werden kann. Unterstrichen werden soll an dieser Stelle nur, dass die oben genannte Definition von Parr klarstellt, dass es außerhalb von bestimmten Diskursen keine existierenden, "objektiven", quasi natürlich vorgegebenen Wahrheiten gibt. Zudem betont sie, dass, das, was wir als gesichertes und unumstößliches Wissen ansehen, in solchen Diskursen unter dem Einfluss von • Macht konstruiert wird, seien es Vorstellungen über Recht und Moral, das gute Leben, Geschlecht, ja letztlich alles, was unser Leben bestimmt, ordnet und ausmacht. Auf diese Weise werden die normierten und als legitim angesehenen Sichtweisen zu dem jeweils • diskursspezifischen Wissen.

Diskurse verlaufen also nicht chaotisch, plätschern nicht einfach so vor sich hin. Sie entstehen nicht aus sich selbst heraus und regeln sich also auch nicht selbst. Als Bestandteile von Machtpraktiken folgen sie den Vorgaben einer zunächst vielleicht etwas ominös erscheinenden • Macht, unter der man vereinfacht eine Größe verstehen kann, "die in Diskursen Ordnung stiftet" (Köppe/Winko 200, S.100).

Zugleich stellen Diskurse aber selbst einen "Machtfaktor" (Jäger/Zimmermann 2010 , S.13, Kindle Edition), weil sie als "»Träger« von (jeweils gültigem) »Wissen«" dadurch  Macht ausüben, dass sie "Verhalten und (andere) Diskurse induzieren" und damit "zur Strukturierung von Machtverhältnissen in einer Gesellschaft bei(tragen)." (ebd.)

Die "Macht", so führen Köppe/Winko (2008) weiter aus, "manifestiert sich in verschiedenen Ausschlussmechanismen: in diskursexternen Ausschließungsprozeduren (z.B. in Verboten, in der Ausgrenzung bestimmter Redeweisen als ›wahnsinnig‹, im wissenschaftlichen ›Willen zur Wahrheit‹), in internen Kontrollmechanismen (z.B. im Kommentar, in der Zuschreibung eines Textes zum Autor, der Zuordnung zu Disziplinen) sowie in Kontrollmechanismen, die den Zugang zu Diskursen regeln (etwa im Erziehungssystem, in Ritualen, in Doktrinen verschiedener Art)." (Köppe/Winko 200, S.100), Hervorh. d. Verf..

Wie man sich die "produktive" Seite von Diskursen vorstellen kann, hat Foucault an sozialen Erscheinungen wie ›Wahnsinn‹, ›Sexualität‹ oder ›Normalität‹ in verschiedenen Werken und Abhandlungen gezeigt und darin verdeutlicht, wie sich dies auf den einzelnen Menschen als • Subjekt und und auf Gruppen von Subjekten ausgewirkt.

Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 22.03.2025

    
 

 
ARBEITSTECHNIKEN und mehr
Arbeits- und Zeitmanagement Kreative Arbeitstechniken Teamarbeit ▪ Portfolio ● Arbeit mit Bildern  Arbeit mit Texten Arbeit mit Film und VideoMündliche Kommunikation Visualisieren PräsentationArbeitstechniken für das Internet Sonstige digitale Arbeitstechniken 

 
  Creative Commons Lizenzvertrag Dieses Werk ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International License (CC-BY-SA)
Dies gilt für alle Inhalte, sofern sie nicht von
externen Quellen eingebunden werden oder anderweitig gekennzeichnet sind. Autor: Gert Egle/www.teachsam.de
-
CC-Lizenz