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teachSam-YouTube-Playlist: Michel Foucault und die
Macht
»Michel
Foucault (1926-1984) hat der •
Macht in seinem Denken und Werk nicht von Anfang an eine
herausragende Bedeutung verliehen.
In seinen großen historischen Untersuchungen der 1960er Jahre sind
ihm •
Episteme, •
Wissen und der
• Diskurs
wohl wichtiger als Fragen, die mit den komplizierten Beziehungen
zwischen Wissen, Macht und •
Subjekt
zusammenhängen, die ihn den 1970er Jahren beschäftigen. Dabei
verändert er auch seine Perspektive auf die Gegenstände seiner
Analyse.
Auch wenn er seine
bis dahin verfolgte •
archäologische Perspektive nie ganz aufgibt, entwickelt er nun
eine neue, die •
genealogische Perspektive, die die archäologische ergänzt und
überlagert. (vgl.
Kammler 2014, S.303)
Macht ist, das
sei vorweg betont, ist für Foucault jedenfalls
nicht von
vornherein böse und hinterhältig und nur dazu da, als
Instanz Gebote und Verbote auszusprechen, sondern wirkt auch als
• produktive Kraft auf
alles ein, "was bildet und formt, wovon Individuen abhängig
sind." (Bublitz
2014, S.274)
Eine gewisse
Ähnlichkeit mit dem üblichen •
Alltagsgebrauch des Begriffs Macht zu den •
Überlegungen von Foucault stellt
sich dann ein, wenn man ihn, wie in der Alltagskommunikation
durchaus üblich, annähernd synonym mit dem Begriff
•
Herrschaft verwendet. Allerdings spricht Foucault
vergleichsweise selten davon und wenn, dann in verschiedenen
Zusammenhängen.
Zum einen verwendet
er den Begriff "immer dann, wenn die Machtverhältnisse größere
Dimensionen annehmen, etwa auf staatlicher Ebene." (Jäger/Zimmermann
2010, S.15 Kindle Edition). Er benutzt ihn aber auch, wenn es im
freien Spiel der Machtverhältnisse zu Blockierungen kommt.
»Herrschaft, so kann man wohl sagen,
sind für Foucault "die institutionalisierten Machtverhältnisse, die
die konkreten politischen Realitäten ausmachen" (Sich
2018, S.69).
Im Rahmen von
Herrschaft trifft auch die von Foucault ansonsten heftig kritisierte
"Repressionshypothese"
(Foucault
1983/1995/192012, S.17, Hervorh. d. Verf.) der
Macht zu. Sie besagt, dass die Macht primär auf Machttechniken von
Unterdrückung, auf Verboten und Zwang beruht. Was Foucault
kritisiert ist, dass diese Vorstellung von Macht auch immer wieder
auf moderne Gesellschaften angewendet werde, wenn gleich in ihnen
vor allem "›polymorhphe
Techniken der Macht‹" (ebd.)
am Werke seien.
Herrschaft zählt
für Foucault zu der von ihm
"juridisch-diskursiv" (Foucault
1983/192012, S.84, Hervorh. d. Verf.) bezeichneten
Konzeption der Macht, die die Machtwirkungen stets "als Gehorsam
bestimmt" (ebd.,
S.86). Er bezeichnet sie "eher als Endformen" (ebd.,
S.93) von Macht. Dementsprechend kümmert er sich in seiner
"»Analytik« der Macht" (ebd.,
S.84) kaum um sie und überlässt die Analyse der herkömmlichen
Machtapparate oder -systeme anderen, während er sich den anderen
Formen der Macht bzw. anderen Machttechnologien zuwendet, wie z. B.
der •
Disziplinarmacht oder der •
Biomacht.
Macht hat, wie
Foucault sie versteht, auch nicht per se etwas mit Unterdrückung zu
tun, wie er am Beispiel des Diskurses über die Sexualität und an dem
• Sexualitätsdispositiv in
verschiedenen Zeiten zeigt.
Die allseits
beliebte, weil angeblich so evidente
Repressionshypothese, die davon
ausgeht, dass seit dem 17. Jahrhundert ein "System der Unterdrückung
des Sexes" (Foucault
1983/192012, S.17) stattgefunden habe, das bis in die
Gegenwart anhalte, wird als "das Regime von Macht – Wissen – Lust" (ebd.,
S.18) aufgefasst, "das unserem Diskurs über die menschliche
Sexualität unterliegt." (ebd.)
Statt der
Repressionshypothese zu folgen, interessiert ihn, die "»Diskursivisierung
des Sexes"« und damit die Frage, "in welchen Formen, durch welche
Kanäle und entlang welcher Diskurse die Macht es schafft, bis in die
winzigsten und individuellsten Verhaltensweisen vorzudringen, welche
Wege es ihr erlauben, die seltenen und unscheinbaren Formen des Lust
zu erreichen, und auf welche Weise sie die alltägliche Lust
durchdringt und kontrolliert". (ebd.)
Dazu müsse man die "»polymorphen
Techniken der Macht«" (ebd.)
erforschen.
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teachSam-YouTube-Playlist: Michel Foucault und die
Macht
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
20.03.2025
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