Die
Disziplinarmacht ist im
Vergleich zum souveränen, herrschaftlichen Modell der Macht
zunächst einmal "ein augenscheinlich weniger repressives Modell
mit stärkerer Beteiligung des Unterworfenen" (Jäger/Zimmermann
(Hg.) 2010, S.79, kindle Edition).
Sie "richtet sich »auf den
individuellen Körper« (Foucault
1976, S. 285) und versucht, dessen »Nutzkraft durch Übung,
Dressur usw. zu verbessern« (Foucault
1976, S. 285), beispielsweise in »Schulen, Internaten, Kasernen,
Fabriken« (WW,
S. 135)"
Jäger/Jäger/Nothardt/Wamper
82024, S.184f., Kindle Edition)
Im Modus der
Individualisierung fabriziert sie einen "zuverlässigen Menschen"
(vgl.
Bublitz 2014, S.276) der, so wie es das •
panoptische Modell
verdeutlicht, zur eigenen Selbstdisziplinierung angehalten wird.

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Disziplin ist bei
Foucault sowohl Machttechnik als auch Vergesellschaftungsform. Als
Vergesellschaftungsform sorgt sie unter den Bedingungen der Macht
dafür, dass wir uns einer bestimmten sozialen Gemeinschaft zugehörig
fühlen. Als Machttechnik zielt sie zunächst auf den Einzelnen, am
Ende breitet sie sich aber auf den ganzen "Gesellschaftskörper" aus.
(vgl. Bublitz
2014b, S.390 Kindle Edition)
Die
Disziplinarmacht stellt "eine selbstreferentielle,
sozusagen präventive, sich selbst (re)organisierende Macht dar,
die als Macht keine Machtapparate, kein Instrumentarium der
Unterdrückung benötigt wie die Souveräntitätsmacht benötigt. Was sie
braucht sind vielmehr nur "Instanzen, welche die
korrekte Erziehung der Subjekte überwachen. Bestrafung bzw.
Disziplinierung sind wesentliche Charakteristika der Macht,
welche sich in ihren jeweiligen Ausprägungen historisch
verschieben." (Hoffarth
2012, S.209)
Als "Machttyp
der normierenden Sanktion und der normativen Integration" (ebd.,
S.275) zielt er »auf den
individuellen Körper« (Foucault
1976, S. 285) und versucht, dessen »Nutzkraft durch Übung,
Dressur usw. zu verbessern« (Foucault
1976, S. 285), beispielsweise in »Schulen, Internaten, Kasernen,
Fabriken« (WW,
S. 135). Damit sorgt er dafür, dass die Individuen sich so
umformen, dass sie zu den normativen Vorgaben passen, d. h. er
produziert, manipuliert und individualisiert, den "gelehrigen
Köper" (Siebenpfeiffer
2014, S.269).
Seine
›Mikrophysik‹, die den Menschenköper mit verschiedenen
"Dressurtechniken" umschließt, gefügig und nützlich macht (vgl.
Bublitz 2014, S.275) kann darauf bauen, dass
Körper/Mensch/Individuum lernfähig bzw. "gelehrig" ist. Der
dabei entstehende effektive menschliche "Kräftekörper", den die
Macht bis in die "›Automatik seiner Gewohnheiten‹" (Foucault)
formt, wird damit quasi zu "einer Arbeits-, Produktions-, Lern-
oder sozialen Maschine". (ebd.)
Für »Michel
Foucault (1926-1984) ist Selbstdisziplinierung oder
Selbstregulierung eine substantielle Eigenart des modernen Menschen
bzw. des modernen Subjekts. Die Disziplinarmacht, von der Foucault
spricht, beruht dabei auf der zunehmenden Internalisierung von
äußeren Zwängen und einer "Machttechnologie, die von der
Fremdüberwachung zur einer Selbstüberwachung des Individuums führt.
Hier erscheint das Subjekt [...] vor allem als passives,
unterworfenes und fügsames Subjekt." (Dahlmanns
2008, S.220). In späteren Arbeiten, in denen er sich mit der
• Biomacht und der
Gouvernementalität
befasst, sieht er aber auch eine stärkere aktive Rolle des
Subjekts bei der Selbstregulierung.
Gegen Foucault ist immer wieder eingewendet worden, dass
seine These von der Formierung einer Disziplinargesellschaft eine
Gesellschaft zeichne, die "wie ein Kerker-System funktioniere, in
dem das einzelne Individuum einer unentwegten Konditionierung und
Überwachung unterworfen sei". (Bublitz
2014b, S.392 Kindle Edition). Sie sei als totalitäre
Macht konzipiert die dem einzelnen Individuum letzten Endes alles
vorschreibt und es ohne jeden Rest individueller Freiheit
kontrolliert. Aber, so wendet Bublitz an gleicher Stelle ein, gehe
eine solche Lesart "an Foucaults Machtbegriff vorbei, der Freiheit
(in den Grenzen gesellschaftlicher Regeln und Normen) geradezu
voraussetzt."
»Gilles
Deleuze (1925-1995) knüpft an Foucaults Vorstellungen von
der Disziplinargesellschaft an, betont aber, dass diese in der
Spätmoderne durch durch sog.
»Kontrollgesellschaften
abgelöst (Deleuze
1993a, 255) werde.