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teachSam-YouTube-Playlist: Michel Foucault und die
Macht
"Die bei Foucault verhandelte Sache
heißt »Macht«"," bringt
Fink-Eitel
(1989/42002, S.7) in pointierter Weise zum
Ausdruck, welche Bedeutung und Stellenwert die Macht, ihre
Strukturen und Wirkungen im Denken» »Michel
Foucaults (1926-1984) haben. Dabei ist es keine Schande
einzuräumen, dass Foucaults Begriff der Macht kompliziert ist
und kognitive Dissonanzen auslösen kann, weil er so gar nicht in die
kognitiven Schemata passt, mit denen wir ihn sonst verarbeiten.
Wenn wir im
Alltag von Macht sprechen, geschieht dies in zahlreichen
Kommunikationssituationen mit unterschiedlichen Bedeutungen. Wir
sagen z. B., das und das bricht sich mit aller Macht Bahn,
wenn wir meinen, dass ein bestimmte Ereignis sich allen
Widerständen und Einwänden zum Trotz durchzusetzen vermag. Wir
sprechen auch davon, dass etwas etwas außerhalb unserer oder
der Macht anderer steht, wenn wir ausdrücken wollen, dass
wir oder jemand anderer eine Sache nicht beeinflussen kann und,
zumindest in dieser Sacht machtlos oder gar ohnmächtig ist.
Wenn wir
• Macht
im Umfeld des Begriffs Herrschaft
verwenden, ist er oft negativ
konnotiert:
Wer an den Schalthebeln der Macht sitzt, dem bescheinigen
wir im besten Fall einfach Machtstreben, häufiger aber
wohl Machtgier und Machthunger, und wer als
Machthaber, nicht mehr von seiner einmal errungenen
Machtposition lassen will, dem unterstellen wir
Machtbesessenheit, vielleicht sogar Machtwahn, weil
er in seiner vermeintlichen Machtvollkommenheit annimmt,
sich einem Machtwechsel mit aller Macht
entgegenstellen zu müssen. Gewinnt er dann diese Machtprobe,
dann reichen oft eine Reihe von Machtworten aus, um die
eigene Machtstellung wieder zu stabilisieren. Wenn nicht
wird der Machthaber alles daran setzen, seinen
Machtapparat so auszubauen, dass kein Zweifel mehr daran
aufkommt, wer die Macht hat.
Die
alltagssprachliche Verwendung des Begriffs Macht kann freilich
verhältnismäßig wenig dazu beitragen, um einen Zugang zu
Foucaults Begriff von Macht zu finden. Dennoch werden dabei auch
Aspekte angesprochen, die auch bei Foucault bedeutsam sind.
Was Foucault in
seinen großen Studien über die Strafen durch irgendwelche
Machtinhaber und -instanzen, über die Regelungen und Praktiken
der Sexualität unter bestimmten Machtbeziehungen und über die
Ausgrenzung des so genannten Nicht-Normalen aus der Gesellschaft
herausgearbeitet hat, stellte die bis dahin weitgehend
einheitliche Vorstellung darüber, wie Macht eigentlich
funktioniert, auf den Kopf.
Statt irgendwie
von oben nach unten mit den Mitteln von Unterdrückung, so seine
Antwort, funktioniere Macht in modernen Gesellschaften geradezu
umgekehrt und •
wirke von
unten. Nicht Machtapparate und Machtinhaber und deren
machtstrategisches und machttaktisches Verhalten erklärt danach
die Wirkungsweise der Macht, sondern Macht sorgt auf eine viel
subtilere Art und Weise dafür, dass wir uns so verhalten, wie
sie es intendiert, und unser Leben und die ganze soziale Welt so
einrichten, wie wir dies tun.
Wir selbst, das
ist die provokante These, sind, indem wir das, was die Macht
regeln will, uns im wahrsten Sinne des Wortes zu eigen machen,
die Macht anders gesprochen internalisieren, Teil einer weder
institutionell noch persönlich greifbaren Macht, die in uns als
Subjekten, aber auch in allen von uns geschaffenen Objekten
unserer sozialen Welt geradezu unaufhaltsam •
zirkuliert.
Eine erste Annäherung
an »Michel
Foucaults (1926-1984) Machtbegriff könnte in einer
schlichten Frage und ihrer Antwort darauf bestehen, wozu die
Macht als Kategorie im Denken Foucaults überhaupt gut ist.
Sagen wir also so, die
Macht als Kategorie dient dazu, Bereiche zu analysieren und zu
beschreiben, in die denen die "Ordnung der Dinge" der Welt
erscheint, als sei sie natürlich und nicht historisch
entstanden. (vgl.
Siebenpfeiffer 2014, S.273)
Das betrifft
auch die Frage danach, wer wir selbst sind und was uns ausmacht.
Wir sind eben nicht einfach so, wie wir sind, sondern, was uns zu
einem einzelnen sozialen Wesen, einem •
Subjekt,
macht, ist nach Ansicht Foucaults das Ergebnis "der modernen
Machtmechanismen, namentlich der
• Bio- und der
•
Disziplinarmacht." (Sich
2018, S.64) Beide wirken auf uns ein und machen uns als
Ergebnis dieser Wirkungen erst zu dem, was wir sind oder meinen
zu sein. Sie konstituieren als letzten Endes unsere •
Subjektivität.
Natürlich kann
man Machtstrukturen einer Gesellschaft auch unter einem anderen
Blickwinkel betrachten als Foucault dies tut. Daher gibt es auch zahlreiche andere
»Theorien und
Analysen. Was Foucaults Ansatz aber von den meisten dieser
Theorien und Ansätze unterscheidet, ist neben den Gegenständen
und den Methoden, mit denen Macht beschrieben und analysiert
wird, dass "Foucaults Machtbegriff trotz aller
gesellschaftstheoretischen Anknüpfungspunkte immer funktional
auf die •
Subjektivierung bezogen (bleibt)."(ebd.,
S.65) Für Foucault ist die Analyse der Macht zwingend notwendig,
wenn man sich mit dem Subjekt bzw. den gesellschaftlichen
Prozessen befasst, die es zu dem machen, was es ist.
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teachSam-YouTube-Playlist: Michel Foucault und die
Macht
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
20.03.2025
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