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Erstleseeindrücke
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Fragenkatalog:
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Die Fachwelt ist sich über die literarische Gattung von ▪
Franz Kafkas
Text "Prometheus"
ziemlich uneins.
Wolfgang
Heise (1983/2013, S.196) spricht von einem "fast nüchterne(n)
Bericht", in dem die "Fabel" (S196), anderer Stelle spricht er von
"Parabel"(S.197), sprachlich gefasst ist.
Während Peter-André
Alt
(2005/22008, S.572) in ihm eine "Parodie des Mythos"
sieht, vermutet Reiner
Stach
(2011/42015, S.632 Kindle Version), dass es sich um
"Travestien der eigenen Vorstellungswelt" handelt, mit denen sich Kafka,
für den die Welt ein mythisches Geschehen darstelle, am mythologischen
Kanon der Antike versucht und ihn neu ausgedeutet habe. In dieser Form
habe er sie seiner eigenen Vorstellungswelt einverleiben können.
Manfred Engel (2010a,
S.354) sieht darin weder eine
Parodie noch eine
Travestie.
Stattdessen bezeichnet er
▪
Kafkas
"Prometheus"
als •
Kontrafaktur.
Kafka greife in einem kontrafaktorischen Verfahren mit dem Text "in
produktiver Anverwandlung" (Engel
2010a, S.354) auf den • Prometheus-Mythos zurück und ersetze dabei
bestimmte konstitutive Merkmale des Prometheus-Textes, um eine eigene
Botschaft formulieren zu können, und zwar ohne dem Ganzen den Anstrich
des Komischen zu geben, wie dies bei einer Parodie der Fall wäre (vgl.
Verweyen/Witting 2007, S.337). Bei den Texten dieser Art handele es
sich um Hybridbildungen"
, die eine parabolische Erzählweise mit einer kontrafaktorischen Schreibweise kombinierten. (vgl.
Engel 2010a,
S.354)
Im • Literaturunterricht
kann, aber muss diese Gattungsproblematik nicht thematisiert werden. Sie
kann aber, wenn die •
Gattungszuschreibung von den Schüler und Schülerinnen selbst anhand
ausgewählter Gattungsdefinitionen vorgenommen wird, einen Zugang zum
Text über das •
Gattungswissen
ermöglichen, der die weitere •
Bedeutungs- bzw. Sinnkonstruktion anregen kann.