Tja, da scheint guter Rat teuer, denn, in der
Tat, ist es gar nicht so einfach, in Texten wie Zeitungsartikeln,
politischen Reden oder sogar wissenschaftlichen Texten Thesen und Argumente,
vollständig ausgeführte Argumentationen, gar nach den Mustern der
einfachen oder der
erweiterten Argumentation, zu finden. Und da das wirklich oft so ist,
klemmt's natürlich auch bei der ▪
strukturierten Textwiedergabe.
Dass das
so ist, liegt an den Gewohnheiten, die sich bei unserer
▪
Alltagsargumentation
ausgebildet haben.
Da machen wir nämlich, ohne weiter darüber nachzudenken,
eine Vielzahl von Aussagen, die wir nicht begründen oder gar zu begründen
brauchen. Wir stellen sie - wo kämen wir hin, wenn wir dies immer täten! -
einfach nicht in Frage und wir drücken demzufolge auch gar nicht aus, auf
welchen Voraussetzungen solche Aussagen beruhen.
So wie wir einfach nur
behaupten: "Der Hund ist vor Tollwut geschützt.", wenn wir wissen, dass er
entsprechend geimpft worden ist, und dann mit etwas anderem fortfahren,
geschieht dies eben auch in Texten, die auf Alltagsargumentationen beruhen.
Nach
der formallogischen Argumentationslehre lassen wir einfach die
Voraussetzungen (Prämissen)
weg, wenn wir eine Schlussfolgerung (Konklusion)
artikulieren bzw. präsentieren. Und das wiederum führt dann nicht selten
dazu, dass es verdammt schwer ist, solche Argumentationen aufzustöbern. Hier
darf man auch nicht erwarten, dass sich das in jedem Fall machen lässt.
Wenn
ein Text nämlich seine Argumentationselemente kaum strukturiert und nur
wenige
sprachliche Indikatoren, die Struktur klar und deutlich machen, kann es
ganz schön schwierig werden.
Wäre eine Argumentation immer ▪
einfach statt kompliziert,
▪
gegliedert und geordnet statt ungegliedert und zusammenhanglos,
▪
kurz und prägnant statt weitschweifig,
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besäße sie anregende Zusätze dann würde sie wohl auch eine ▪
gute Allgemeinverständlichkeit aufweisen, so wie dies ▪
kommunikationspsychologisch eingefordert wird. (▪
Hamburger
Verständlichkeitsansatz)
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Das Problem ist also:
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Argumente bzw. Argumentationen sind in Alltagsargumentationen
häufig nur schwer zu erkennen.
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Man muss Methoden zur Analyse anwenden, die helfen können,
diese mitunter undurchdringlich wirkende Gemengelage von Aussagen
auf Argumentationen zurückzuführen, auch wenn deren Elemente nicht
immer ausgeführt sind.
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