Textmuster für schulische Schreibaufgaben: Vom Aufsatz zum
textmusterkonformen Schreiben
Die unterrichtliche Vermittlung des Schreibens war lange Zeit
vom Schriftsprachenerwerb abgesehen Aufsatzunterricht und
die Regeln für die Schreibprodukte, die dabei entstanden, waren
in der Aufsatzlehre festgelegt. Schreiben, das war stets
das Hinarbeiten auf den individuellen Aufsatz, der sowohl
als Lern- wie auch als Prüfungsaufgabe schulisches Schreiben
dominierte. Schulische Schreibprozesse waren fast immer
produktorientiert, der Aufsatz eine individuelle Leistung. Von
Co-Authoring oder kooperativem Schreiben war weit und breit
keine Rede und auch die Schreibforschung und die
Schreibdidaktik, so wie wir sie heute kennen, steckte noch in
den Kinderschuhen.
Erst in neuerer Zeit hat sich mit der Handlungsorientierung
des problemlösenden Schreibens und der Weiterentwicklung der
Schreibdidaktik (vgl.
Texte
verfassen - schreiben), die mehr und mehr die Ergebnisse der
Textlinguistik
auch begrifflich in ihren Konzepten des
Schreibens
aufnahm, hat sich die Terminologie weiterentwickelt, so dass man
heute wohl nur noch zur Verdeutlichung vom Aufsatzschreiben
spricht, wenn man die Schreibhandlung beim
textmusterorientierten, textmusterbezogenen oder textmusterkonformen
Schreiben in der Schule bezeichnen will. (vgl.
Textmuster,
Textmusterwissen)
teachSam hat sich Ende des letzten Jahrhunderts dafür
entschieden, die Schreibprodukte, die in schulischen
Lehr-/Lernprozessen vermittelt und eingeübt werden, als
schulische Schreibformen zu
bezeichnen. Dahinter stand ein Unbehagen gegenüber dem
traditionellen Aufsatzbegriff, ohne dieses
begrifflich-theoretisch zu fundieren. Die Bezeichnung ist also
mehr ihrem praktischen Nutzen geschuldet als einer
tiefgreifenden methodisch-didaktischen Reflexion und
wissenschaftlich-kategorialen Begriffsbildung.
Aber diese war lange ohnehin schwierig, zumal der Begriff
"(Schul-)Aufsatz"" u. ä. immer wieder in
die Kritik geraten ist, weil die Konnotationen zu diesem Begriff
-
überwiegend in Richtung "anstrengender und womöglich bürokratischer
Arbeit" gingen (vgl.
Fritzsche 1994,
S.25)
-
meistens an Vorstellungen umfangreicher, abgerundeter,
ausformulierter und überarbeitetet Texte gebunden waren
-
einen traditionellen Kanon festgelegter Aufsatzformen ohne
pragmatische Funktion unterstellten
-
immer wieder mit dem Begriff der
Klassenarbeit in Verbindung gebracht wurden (vgl.
ebd.)
Fritzsche (1994,
S.26) bevorzugt stattdessen den Begriff
Schreibaufgaben,
auch wenn dieser Begriff ebenfalls "nicht frei von irreführenden
Konnotationen" ist. (Kurzer
Abriss zur Geschichte des Aufsatzunterrichts)
Renaissance des klassischen Aufsatzunterrichts?
Auch wenn die traditionelle Aufsatzehre mit ihren starren Kategorien zu
Recht in die Kritik geriet, ist offenbar in den letzten Jahren eine
Tendenz zu spüren, die "die Leistungen des klassischen
Aufsatzunterrichts"
(ISB
(Hg.) (2010), Neues Schreiben, Bd.1, S.14) wieder stärker würdigt.
So wird sogar von einer "Rückbesinnung" (ebd.)
auf die Tatsache gesprochen, "dass junge Menschen in der modernen
Leistungsgesellschaft auf schriftliche Examina vorbereitet werden
müssen".
-
Überhaupt hätten die (Text-)Normen und ihre Einhaltung an
Bedeutung gewonnen, "wie sie (auch) an schulspezifischen Textsorten
geübt werden können."
-
Und schließlich griffen auch "Schreiblehrer immer
wieder auf das große Reservoir konventioneller Schreibmethoden zurück
(z. B. zum Auffinden und Ordnen von Inhalten, zum Gliedern von Texten,
zum Variieren von Satzbau und Vokabular) - auch wenn sie
Aufbauprinzipien und stilistische Fragen im Einzelfall nicht
vorschreiben, sondern mit ihren Schülerinnen und Schülern 'aushandeln'."
(ebd.)
-
Ja selbst die lange Zeit als unverzichtbar geltende kommunikative
Einbettung von Schreibaufgaben ist einer sehr flexiblen Schreibpraxis
gewichen, die mit Blick auf schwächere Schüler davon absieht.
Schreibdidaktik zwischen zwei Extremen
So bewegt
sich die schulische Schreibdidaktik auch heute wieder zwischen zwei
Extremen: "einerseits einem Schreiben, das gar nicht adressatenorientiert
ist und auf der anderen Seite einem Schreiben, das sehr stark auf Leser
ausgerichtet ist." (Girgensohn/Sennewald 2012,
S.37)
Gerade weil sich Schreiben aber, wie Otto
Ludwig (1980, S.
90f.) betont, "nicht in jedem Fall, vielleicht auch nicht in den meisten
Fällen als spezifische Form der Kommunikation begreifen (lässt)", sind auch
die schulischen Schreibformen meistens "Mittel der Reflexion" und sollen
"die kognitive und interaktive Kompetenz (...) fördern." (Fritzsche
1994, S.33)
Schulische Schreibaufgaben als Erschließungsinstrumente von
Inhalten
Die schulischen Schreibformen bzw. schulischen
Schreibaufgaben stellen, so Fritzsche weiter, auch
keine Grundformen für Texte
dar, "die im gesellschaftlichen Leben vorkommen", sondern "»Übungen«
(besser gesagt: Erschließungsinstrumente) im Hinblick auf die Inhalte".
(Hervorh. d. Verf.)
(Kommunikative
Funktionen des Schreibens in der Schule (Fritzsche 1994)
Schulische Schreibaufgaben zielen auf schulische Textmuster
Schulische Schreibaufgaben
orientieren sich in der Regel an
schulischen Textmustern, diese Erkenntnis ist also nicht neu.
Neuartig ist aber die schreibtheoretische und schreibdidaktische
Integration in zeitgemäße Konzepte des Schreibens.
Auf teachSam verwenden wir den Begriff schulische
Schreibformen weitgehend synonym für schulische Textmuster und
machen dies in der sukzessiven Überarbeitung des Arbeitsbereichs
Schulische Schreibformen - Schulische Textmuster deutlich.
Schulische Textmuster auf teachSam sind derzeit:
Die schulischen Textmuster / schulischen Schreibformen /
schulischen Schreibaufgaben, die auf teachSam dargestellt
werden, sind :
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