Grundlegende Schreibkompetenzen für die Inhaltsangabe
Wer eine Inhaltsangabe schreiben soll, muss über eine ganze
Reihe von Kompetenzen verfügen. Dabei geht es nicht nur um
Schreibkompetenz im Allgemeinen, sondern um bestimmte
Teilkompetenzen, die mit bestimmten ▪
Fragestellungen verbunden sind:

Bei
der Inhaltsangabe, die meistens nicht in einen
bestimmten kommunikativen Rahmen eingebettet ist,
sondern mit ihrer Texterschließung und -formulierung
meistens nur an einen vorgestellten inneren Adressaten
gerichtet ist, gibt diese Überlegung nicht viel her,
außer man bezieht die sogenannten ▪
lernstrategischen Orientierungen
mit ein oder
berücksichtigt bei der Fixierung des
Schreibziels
die Tatsache, ob die Inhaltsangabe zu
Übungszwecken (Übungsaufgabe)
im Rahmen einer benoteten Klassenarbeit (Leistungsaufgabe)
geschrieben werden soll.
Gewöhnlich sollten Textvorlagen (Primärtexte) so sein,
dass sie auch ohne größeres Vorwissen (Weltwissen)
erschlossen werden können. Allerdings ist dies nicht
immer der Fall. So kann es schon sein, dass man auch sein Vorwissen
aktivieren (Weltwissen)
muss, um den vorgelegten Text hinreichend erschließen
und verstehen zu können. Ganz voraussetzungslos sind die
meisten Texte eben doch nicht.
Zudem stehen die Inhalte eines Textes nicht für sich allein: Jeder Leser
liest oder sieht den Text nämlich anders und aus diesem Grund sind
Textrezeption und Textverstehen auch immer vom Leser abhängig. Jeder Leser
bringt seine ureigene Sichtweise ein, die, wie man sagt, seinen
individuellen Verstehenshorizont ausmachen, und greift beim
Textverstehen dabei u. a. auf sein
Weltwissen,
Handlungswissen
und vorhandene
konzeptionelle
Deutungsmuster (vgl.
Linke/Nussbaumer/Portmann
1994, S.228) genauso zurück wie auf Lese- und Schreiberfahrungen (literale
Prozeduren und
Routinen)
und sein Wissen über Texte (Textmuster-
und
Textsortenwissen,
Textstrukturwissen).
Auch bei der Formulierung
der Inhaltsangabe, bei der es auch darauf ankommt, Aussagen
oder Informationen zu verdichten, kann man ggf. auf sein
Vorwissen zurückgreifen, auch wenn es dabei nur um
gebräuchliche
Kurzwörter (z.
B. EDV, EU, Uni, Foto)
und
Abkürzungen
(NATO, km/h etc.) oder um
Fachausdrücke geht, die ausführlichere Formulierungen
ersetzen können (Beispiel: »Lambdasonde« statt
»Messfühler, der über einen Potentialsprung den
Sauerstoffrestgehalt im Abgas vor dem Katalysator ermittelt«
(vgl.
Göpferich 2007,
S.414f.).
Wer eine Inhaltsangabe verfassen will,
muss dabei einem ganz bestimmten
Textmuster
oder Textschema
mit einem ▪ Bündel von Merkmalen folgen.
Bei der Erschließung des Textes müssen wichtige
Inhalte des Textes herausgearbeitet, inhaltliche
Strukturen erfasst (z. B.
Sinnabschnitte) und die inhaltliche Gliederung des
Textes ggf. auch eigenständig erfasst und beschrieben
werden. Dazu muss man z. B.
-
den ▪
Inhalt
eines Textes genau erfassen
und z. B. durch
▪ Erstellen der Textgliederung strukturieren
-
die Informationen des Textes auf auf ihre Relevanz
hin beurteilen, um Wichtiges von Unwichtigem zu
unterscheiden
-
Strategien kennen und anwenden, mit denen man den
wesentlichen Inhalt in verkürzter Form wiedergeben kann
(▪
Strategien zur Textkondensation)
-
eine Vorstellung über den
Aufbau seiner Inhaltsangabe entwickeln
-
das dafür erforderliche Textkonzept
für die eigene Inhaltsangabe,
auch ▪
Sekundärtext
genannt, planen
-
Was sich kognitiv bei der inhaltlichen Erfassung eines
Ausgangstextes, auch
▪
Primärtext
genannt, bei der Rekapitulation
vollzieht, ist dabei stets ein Akt der individuellen
Bedeutungskonstruktion. Der zusammenfassende Zweittext,
▪
Sekundärtext
genannt, kann nur als Ergebnis mentaler Prozesse und Operationen entstehen,
mit denen sich das erkennende Subjekt den Inhalt eines Textes erschließt.
Bei der
Inhaltsangabe geht es auch um den normgerechten ▪
sprachlich-stilistischen Ausdruck
und die Fähigkeit beim
Rechtschreiben und die grammatische Richtigkeit, z. B. bei
der Verwendung der ▪
indirekten
Rede. Ferner muss man wissen, wie man Aussagen sprachlich verdichten
kann. Besonderes Gewicht liegt auch darauf, den Inhalt
sprachlich
eigenständig wiederzugeben.
Ebenso
gehören aber auch Fähigkeiten der Selbsteinschätzung (metakognitive
Kompetenz) dazu. Sie werden benötigt, wenn es um die
Überarbeitung
des eigenen Textes geht (Revisionskompetenz),
die vor der endgültigen Fassung der Inhaltsangabe stehen
sollte.
▪
Selbsteinschätzung und Feedback
▪ Überblick ▪
Überprüfen und Überarbeiten:
Den Entwurf vor der Endfassung selbst überprüfen und
überarbeiten
Wenn man
Schwierigkeiten mit der Inhaltsangabe
hat, sollte man möglichst zügig über deren Ursachen nachdenken, um
die "Lust am Schreiben" oder besser gesagt: die eigene
Schreibmotivation zu erhalten. Schließlich muss man ja nicht
nur daran glauben, dass man auch in diesem Fall lernfähig ist
und sich verbessern kann, sondern auch wissen, wie man dies
erreichen kann. Gängige ▪
Alltagshypothesen über das
Schreiben, das dem einen angeblich liegt und der anderen
nicht, führen hier nämlich nicht weiter. Wer sich hingegen
angemessen selbst einschätzen kann, auch kann
Schreibhemmungen und ▪
Schreibstörungen und -blockaden, die einem ganz schön zu
schaffen machen können, leichter überwinden.
Dies alles
zeigt, dass die Bewältigung dieser Schreibform
auf Voraussetzungen beruht, die im Umgang mit Texten, beim
Textverstehen
und bei der sprachlichen Gestaltung erlangt werden können.
Es ist daher
von besonderer Bedeutung, die
▪
verschiedenen
Arbeitstechniken zu beherrschen, auf denen die Bewältigung der
Schreibaufgabe beruht. Dazu zählen, ohne Anspruch auf
Vollständigkeit, z. B. folgende
Arbeitstechniken, die mit
verschiedenen anderen Kompetenzen verbunden sind.
Gert Egle. zuletzt bearbeitet am:
29.01.2023
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