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Kleine Fabel

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Titel und Gattungsproblem

Der letztlich in die Irre führende Titel Kleine Fabel kann für die Interpretation von ▪ Franz Kafkas  • »Kleine Fabel« für den Einstieg genutzt werden.

Das ist zwar nicht unbedingt der Stand der modernen Kafka-Forschung, ist aber dennoch als Zugang zum Text am meisten verbreitet und für die schulische Textarbeit kaum verzichtbar.

Die Hinzufügung dieses Titels für die äußerst knappe Erzählung durch den Herausgeber Max Brod hat die Rezeption des Textes maßgeblich beeinflusst. Der Titel wirkt nämlich für die Rezeption des Textes suggestiv und lenkt den Leser von Anfang an darauf, die Geschichte auf der Grundlage seines Textmusterwissens zur Literaturgattung Fabel zu lesen.

Literaturdidaktisch ist vor allem unter dem Aspekt seiner Rekontextualisierung ein kritischer Umgang mit Max Brods Titelgebung wichtig.

Den Text ohne Titel präsentieren

Aus literaturdidaktischen Erwägungen ist es wohl am besten, den Text ohne Titel zu präsentieren, um die "poetisch-produktive Ironisierung des Fabel-Prinzips durch Kafka" (Allemann 1975/1998, S.147), auch über die Strukturen des Textes zur Wirkung kommen zu lassen.

Die "Kleine Fabel" als (Re-)Kontextualisierungsaufgabe

Um die Strukturen des Textes ohne den irreführenden Titel zur Wirkung kommen zu lassen, präsentiert man den Text am besten auch ohne ihn, wenn man im Rahmen einer (Re-)Kontextualisierungsaufgabe den Text historisch-biografisch analysieren will. ((Re-)kontektualisierung des Textes: Kafkas assimliertes Judentum)

Das jüdische Leben als Bezugsrahmen der Interpretation

Die neuere Kafka-Forschung, die das • jüdische Leben stärker in den Vordergrund der Interpretation rückt, stellt dabei, zumindest nach Ansicht der diese Forschungsrichtung tragenden Repräsentanten, auch für die Literaturdidaktik eine Herausforderung dar. Wenn sie Anschluss an die Fachwissenschaft halten will, so z. B. Nayhauss 2006, S.62) dann müsse sie Materialien bereitstellen, die "zum besseren Verständnis, zur Klärung der Verstehensbedingungen" beitragen.

Der Tendenz, die Kleine Fabel ohne den Anspruch auf ihre (Re-)Kontextualisierung fassen zu wollen, wird von Nayhauss (2006, S.62) widersprochen, der damit die Positionen, die er in seiner früheren Analyse des Textes (Nayhauss 1974) eingenommen hat, deutlich revidiert.

Wer den • jüdischen Hintergrund "im Denken, Fühlen und Darstellen" nicht kenne oder nicht zur Kenntnis nehmen wolle, "der vermag zwar mit gutem Recht die Leerstellen mit allen möglichen Fragmenten seiner Welterkenntnis auszufüllen, ist jedoch nicht in der Lage, weder der ästhetischen noch der poetischen durch das Judentum eingefärbten Semantik des Autors auf die Spur zu kommen. Er bleibt, um es mit Kafka zu sagen, trotz seiner ungeheuren Welt, die er im Kopfe hat, draußen vor der der Tür dieser Geistigkeit." (Nayhauss 2006, S.62)

Dies gelte um so mehr, "wenn jegliches Textverständnis durch totale Fremdheit blockiert ist". (ebd., S.58) Ohne die Rekontexualisierung könne jemand, der "den theologisch-anthropologischen Hintergrund der ostjüdischen Erzählungen von Gilgui (das göttliche Gericht am Menschen als Strafe der Seelenwanderung)" nicht kenne und "keine Ahnung" von kabbalistischen Sagen und Geschichten" habe, die Kafka seinerseits gut kannte, "den Text letztlich nur (!)" aus einem begrenzten Horizont und damit selektiv wahrnehmen und die Kleine Fabel damit "als surrealistische oder phantastische Geschichte rezipieren, vielleicht gar psychologisieren, da das der leichteste Weg ist." (ebd.)

Auch wenn die Ergebnisse der neueren Kafka-Forschung einen unter literarwissenschaftlichen Überlegungen betrachtet, enormen Erkenntnisgewinn bringt, indem sie einer rekontextualisierenden Interpretation ganz neue Wege eröffnet hat, bleibt die "ahnungslose", allerdings deshalb nie voraussetzungslose Konkretisierung der Ansatz, der auch weiterhin einen legitimen Zugang zu diesem Text verschaffen kann.

Dies gilt, dem erhobenen Geltungsanspruch, ja geradezu "Alleinvertretungsanspruchs" der zeitgenössischen Kafka-Forschung in besonderem Maße in der Schule im Umgang mit der Kleinen Fabel, die, wie kaum ein anderer Text in einer weitgehend unbefangenen Rezeption zu den unterschiedlichsten Deutungsversuchen geradezu einlädt, ohne den Anspruch auf eine rekontexutalisiert "richtige" Interpretation zu erheben.

Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 07.04.2025

 
 

 
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