Während es für das Lesen kontinuierlicher Texte eine ganze Reihe
erprobter ▪
Lesetechniken
(▪
Punktuelles -,
▪
informatives -,▪
interpretierendes -,
▪
kritisches -,
▪
kreatives - oder
▪
triviales
Lesen) und
▪
Lesestrategien
(▪
Primärstrategien:
Wiederholungsstrategien,
Elaborationsstrategien,
Organisationsstrategien;
Stützstrategien:
▪
Metakognitive
Strategien,
▪
affektive
und volitionale Strategien;
▪
SQ3R-Technik,
▪
MURDER-Schema,
▪
Strategien
höchster Lesekunst,▪
PQ4R-Methode (Thomas/Robinson 1972) gibt, ist dies für
diskontinuierliche Texte (noch) nicht der Fall. Zumindest fehlen hierfür
derzeit wohl noch wissenschaftlich fundierte Modelle.
In der Folge stehen Schülerinnen und Schüler, mithin aber auch ihre
Lehrkräfte, bei Schaubildern und Infografiken etwas ratlos z. B. vor
einem " ansprechend gestalteten Zeichenhaufen: unter dem Balkendiagramm
einen Infokasten mit kurzem Fließtext, über der Klimatabelle eine
Landschaftskarte mit Legende zu den verwendeten Zeichen, Symbolen und
Farben, daneben einen Textblock.
So verwundert auch nicht, was
Ballstaedt (2005, S.61) feststellt: "Entweder lese ich einen Text
oder ich betrachte ein Bild, beides zusammen ist nicht möglich.
Sehflächen erzwingen eine Aufteilung der Aufmerksamkeit auf beide
Zeichensysteme [...].“ Dabei sind Sehflächen nach
Schmitz
(2005, S.2) Flächen dar, auf denen ein Ensemble von Zeichen
unterschiedlicher Art verteilt sind, die zur Konstruktion von Bedeutung
anregen. Bei Sehflächen spielt dabei nicht allein die Beziehung zwischen
Text und Bild eine Rolle.
Die komplexen Beziehungen, die zwischen den beiden Zeichensystemen
bestehen, müssen bei der Rezeption eines diskontinuierlichen Textes
entschlüsselt werden. Dazu muss man aber zunächst einmal den jeweiligen
Code für das eine wie das andere Zeichensystem kennen, um auf dieser
Grundlage das Ganze verstehen zu können.
Wenn also, wie
Haible
(o. J.,) im Anschluss an
Ballstaedt (2005), betont, "das Auge beim Lesen und
Betrachten [von Bild-Text-Kombinationen, d. Verf.] hin- und herspringen will",
liegt auch darin eine der Besonderheiten der Rezeption solcher
Gegenstände. Der "rote Faden", der
dabei gesponnen wird, reißt nicht ab, wenn Bild und Text sich in
einer räumlichen Nähe zueinander befinden und, wie z. B. bei ▪
Infografiken
üblich, mit einer Reihe von bildlichen und textlichen Elementen wie z.
B. Headline, Subheadline, Fließtext, Bildbeschriftungen, Legenden oder
auch Markern wie Pfeilen, Linien, Bullets oder sonstige farblichen
Markierungen versehen und visuell miteinander verlinkt sind. Auf diese
Weise können, vorausgesetzt die textuellen Elemente passen zum Bild bzw.
stimmen mit diesem überein, die besonderen Qualitäten bzw.
Textsortenmerkmale diskontinuierlicher Texte erfasst werden. Zugleich
muss der Rezeptionsprozess selbst genauer unter die Lupe genommen
werden.