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Erweiterter Textbegriff (Überblick)
Die Besonderheit der Bild-Text-Kombinationen in diskontinuierlichen
Texte
Bild-Text-Kombinationen, wie sie eine große Zahl
diskontinuierlicher Texte auszeichnet, zeichnen sich durch bestimmte
Merkmale aus. In ihnen
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"sind Bilder nicht mehr
nur Sprachersatz, sondern haben eine eigene, nicht nur emotionale,
sondern auch kognitive Funktion in der Vermittlung,
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verhalten sich Text und
Bild komplementär, d.h. sie ergänzen einander in ihren Funktionen,
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beschreibt der Text, was
das Bild nicht zeigen kann (z. B. Argumente, Begründungen, u. ä.),
und das Bild zeigt, was der Text nicht beschreiben kann (z. B.
Farben, Formen und andere visuelle Merkmale)." (Lebek
2006, S.1)
Wenn davon die Rede ist, dass
Text und Bild(elemente) aufeinander bezogen werden müssen, um zu einem
adäquaten Gesamtverständnis eines diskontinuierlichen Textes zu
gelangen, geht es stets auch um unterschiedliche Arten von inhaltlichen
Text-Bild-Beziehungen, die
Ballstaedt (1997, S.34f.) folgendermaßen unterscheidet:
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Wenn der Text im
Wesentlichen beschreibt, was das Bild zeigt, handelt es sich um
kongruente Bild-Text-Bezüge.
In diesem Fall rufen sie dasselbe begriffliche Konstrukt ab.
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Werden durch das Bild
"Leerstellen" im Text ausgefüllt oder auch durch den Text
"Leerstellen", die das Bild lässt, dann spricht man von
komplementären
Bild-Text-Bezügen. Bild und Text bilden dabei in gewisser
Weise den bzw. die jeweiligen Kontexte des anderen.
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Wenn die textliche über
die bildlich vermittelte Information hinausgeht oder umgekehrt, dann
sind es elaborative
Bild-Text-Bezüge. Elaborative Bezüge aktivieren dabei oft
auch unterschiedliche Konzepte, die erst in ihrer Bedeutung für
einander erschlossen werden müssen.
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Für den Erwerb von Wissen
sind Bild-Text-Kombinationen durch die
ihnen eigenen Bezüge und Verweisbeziehungen bis hin zur Doppelung von
Informationen besonders gut geeignet. Dies gilt in besonderem Maß für komplementäre
Bild-Text-Beziehungen, weil dabei eben beide Darstellungsformen mit ihren
spezifischen Zeichencodes erfasst und verarbeitet werden, um zu einem
adäquaten Gesamtverständnis zu gelangen. Elaborative
Bild-Text-Beziehungen verlangen dagegen Vorwissen, das über die in einem
Schaubild vermittelten Informationen hinausgeht. (
Ballstaedt 1997. S.34ff.).
Wird Schülerinnen und Schülern daher z. B. eine ▪
Infografik
zur Analyse vorgelegt, so muss man prüfen, um welche Art von
Bild-Text-Bezügen es sich dabei handelt, um das angestrebte
Kompetenzniveau genauer zu erfassen. (▪
Verarbeitung
von Text-Bild-Kombinationen)
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Erweiterter Textbegriff (Überblick)
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
17.12.2023
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