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Literarische
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Textprozeduren
Wer einen Text "produziert",
so wird angenommen, folgt damit einem Textmuster. Als eine Art
"Rahmenmuster" mit "Textgestaltungspotenzial" (
Heinemann/Heinemann 2002,
S.139, Hervorh. d. Verf.) können wir mit seiner Hilfe jene konkreten Texte hervorbringen,
mit denen wir einen bestimmten Sachverhalt kommunizieren wollen.
Auch wenn sich die Existenz solcher Textmuster oder
Textschemata (bisher)
neurologisch nicht erbringen lässt, spricht vieles dafür, von ihrer
Existenz auszugehen. Besäßen wir solche Muster nicht, wären wir wohl
kaum in der Lage, alle jene komplexen Informationen und ihre Funktionen
zu verarbeiten, mit denen wir täglich umgehen. Mit den Mustern für
Werkstücke aller Art, Strick- und Häkelmustern gar, die ja meist nur
sehr eingeschränkte Wahlmöglichkeiten ihrer konkreten Umsetzung lassen,
haben indessen Textmuster wenig gemein.
Globale Textmuster
Als globale
Textmuster besitzen sie überhaupt keine statische
Größe, sondern müssen als ein Aufeinanderfolgen und ein
Ineinandergreifen kognitiver Operationen in einem Prozess verstanden
werden. (vgl.
ebd., S.138) In diesem Prozess entsteht der konkrete Text als ein
spezifisches Ganzes.
Dabei werden bei der Textkonstitution unter
Beachtung der Rahmenvorgaben des Musters Leerstellen
(Slots) aufgefüllt, die im
Muster selbst vorhanden sind.
Mit dieser Weichenstellung wird das in den
Textmustern als "Kernwissen" Gespeicherte bei der konkreten
Textkonstitution oder beim Textverstehen in Richtung einer bestimmten
Textsorte gelenkt, mit deren besonderer Gestalt in einer bestimmten
Situation bestimmte Aufgaben erfüllt werden sollen.
Textmuster als Rahmenmodelle
Heinemann/Heinemann (2002) haben die Bedeutung von Textmustern, "in
erster Annäherung", wie folgt zusammengefasst:
"Sie stellen in erster Linie Rahmenmodelle dar für den Ablauf bestimmter
Kommunikationsereignisse, die den Handelnden ein schnelles verbales
Agieren und Re-agieren in bestimmten häufig wiederkehrenden Situationen
erlauben. indem sie diese Rahmen durch partiell wiederum 'vorgefertigte'
Äußerungseinheiten und -strukturen 'auffüllen'." (ebd.,
S.130)
"Da es sich bei Textmustern" nach Ansicht von
Heinemann/Heinemann (2002, S.138) also" nie um statische Größen,
sondern stets um das prozessuale Aufeinanderfolgen und das
Ineinandergreifen kognitiver Operationen handelt", stellen die ersten
Operationen dieser Art, die zur Konstitution eines Textmusters führen,
unterschiedliche aufeinander folgende Operationen dar, die von einem
allgemeinen Musterrahmen (Initialteil, Textkern) zu den spezifischen
Textsortenrealisierungen führt. So kann es vorkommen, dass schon ein
einzelner Indikator, z. B. das Präteritum bei einem Märchentext, "eine
solche 'Weichenstellung'/Schaltung des Muster-Merkmalbündels in die
Richtung einer bestimmten Textsorten-Realisierung bewirken." (ebd.,
S.139)
Das
Textmusterwissen,
über das die einzelnen Menschen verfügen, also "die Zahl solcher von den
Individuen gespeicherter und abrufbarer Modelle" (ebd.),
ist natürlich individuell verschieden und hängt vom Alter und
Entwicklungsstand ebenso ab wie "vom jeweiligen Bildungs- und
Erfahrungs-Umfeld der Handelnden". (ebd.)
Trotz dieser individuellen Unterschiede beherrschen nahezu alle
erwachsenen Personen in einer bestimmten Kommunikationsgemeinschaft
"eine Art Durchschnittsmenge solcher Textmuster", vor allem solcher, die
eben häufiger benutzt werden wie z. B. Privatbriefe, Alltagsgespräche,
Entschuldigungen o. ä. m.
Andere werden nur von Gruppen (von Fachleuten)
aktiv und passiv beherrscht, die von der Bevölkerungsmehrheit nur passiv
genutzt werden kann.
Und schließlich, so
Heinemann/Heinemann (2002, S.140), gäbe es noch "eine sehr kleine
Menge von Textmustern (...), die nur von wenigen Experten beherrscht
werden (Essay, wissenschaftliche Abhandlung,
Montage-Anleitung ...). Der größte Teil der Bevölkerung aber
registriert solche Muster gar nicht, weil sie in ihrer kommunikativen
Praxis nicht gebraucht werden."
Textmuster sind keine Textsorten
Textmuster sind keine
Textsorten. Textmuster
stellen nämlich "allgemeine kognitive Rahmen-/Verfahrungsvorgaben, also
kognitive Prozesse zur Generierung und zum Verstehen/Verarbeiten
konkreter Textexemplare dar, während 'Textsorten' Ergebnisse kognitiver
Operationen - bezogen auf konkrete Textexemplare und deren Merkmale" (ebd.)
darstellen.
Das Textmusterwissen, das "uns einen routinierten
Alltags-Umgang mit bestimmten Textsorten (ermöglicht)" (Linke/Nussbaumer/Portmann
1994, S.253) besteht dabei aus den Erfahrungen, die wir mit Texten
machen und die zugleich "Protoypen
von Textsorten" (ebd.,
Hervorh. d. Verf.) generieren, mit deren Hilfe wir bestimmte Textmuster
leichter erkennen und intuitiv bestimmten Textsorten zuordnen können.
Was das im Alltag bedeutet, haben
Linke/Nussbaumer/Portmann (1994, S.254) wie folgt sehr anschaulich
dargestellt. Aufgrund unseres prototypischen Textmusterwissens könnten
wir nämlich
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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
17.12.2023
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