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Textstilistische Handlungsmuster

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Bewertungen in sprechakttheoretischer Perspektive

Wenn ein Textproduzent im Rahmen seines Textes eine Bewertung vornimmt, kann er dies auf explizite und auf implizite Weise tun. Das hat nichts damit zu tun, ob man im Bewerten eine elementare Textfunktion sieht oder nicht. Für Heinemann/Viehweger (1991, S.149, Anm. 86) gehört BEWERTEN jedenfalls nicht dazu, "da die Textproduzenten mit jedem Text – wenn auch in unterschiedlichem Grade – Bewertungen ausdrücken."  Andere Auffassungen betonen hingegen, dass sich die Textmusterbezogenheit eines Textes und vor allem die ▪ Textfunktion ohne die Berücksichtigung komplexer einheitlicher stilistischer Handlungsmuster wie dem Bewerten nicht präzise erkennen lassen. Hier kann diese Frage jedenfalls nicht entschieden werden.

Sprechakttheoretisch betrachtet kann ein Textproduzent (Emittent) verschiedene sprachliche Formen und Strukturen verwenden, mit denen er "die Art des intendierten kommunikativen Kontakts dem Rezipienten gegenüber explizit zum Ausdruck bringt" (Brinker 92018, S.99), Diese Form, von Brinker als direkte Signalisierung der Textfunktion bezeichnet,  wird z. B., mit Hilfe performativer Formeln (ich informiere dich (als Leser) darüber ... und anderen Satzmustern, die dies leisten, realisiert.

Dies kann er auch tun, wenn er Bewertungen vornimmt. So kann er seine ▪ thematische Einstellung, wie Brinker dies nennt, auf verschiedene Art und Weise zum Ausdruck bringen.

So kann er

  • Äußerungen über die Wahrheit oder Wahrscheinlichkeit des Textinhalts (wissen, glauben, zweifeln, bestätigen etc.), abgeben

  • Angaben zum Sicherheitsgrad seines Wissen (tatsächlich, bestimmt, gewiss, offensichtlich, vielleicht, keinesfalls) machen

  • positive oder negative Wertungen (gut/schlecht finden) vornehmen

  • Äußerungen machen, die den Grad des Interesses signalisieren (wünschen, beabsichtigen, wollen, vorziehen)

  • seine psychische Haltung zum Texteinhalt/-thema signalisieren (bedauern, erfreut sein);

Für die textanalytische Betrachtung ist die evaluative (= wertende) Einstellung (etwas gut/schlecht finden) als zentrale Kategorie zur Analyse von textuellen Bewertungen besonders wichtig, zumal sie auch in anderen Formen der interessenbezogenen Einstellung oder auch bei Einstellungen, die den Gefühlszustand ausdrücken (emotive Einstellungen) implizit vorkommen.

Grundsätzlich lassen sich Bewertungen danach einteilen, ob sie explizit oder implizit vorgenommen werden.

Bestimmte ▪ Sprechakte wie z. B. ▪ warnen, tadeln, ▪ beschimpfen, loben, schwärmen, empfehlen oder ratschlagen enthalten stets Bewertungen, während andere wie z. B. ▪ fragen oder ▪ mitteilen solche Bewertungen eher als Nebenhandlungen realisieren.

In der mündlichen Kommunikation spielen bei Bewertungen auch ▪ nonverbale Mittel wie etwa ▪ Körperhaltungen, ▪ Blick und Blickkontakt, ▪ Gestik und ▪ Mimik eine wichtige Rolle, die häufig (bewertende) Gefühle ausdrücken. In mündlichen Äußerungen spielen dabei auch prosodische Merkmale der Sprache (z. B. Akzent, Intonation, Rhythmus etc ) eine wichtige Rolle. In der schriftlichen Kommunikation können bestimmte Formen der ▪ typographischen Gestaltung eines Textes wie die ▪ Schriftgestaltung  (▪ Schriftdesign (Schriftschnitt, Schrifttypen, Dickte, Schriftcharakter, Textfarbe etc.) ▪ Anmutung und Schriftcharakter) eine ähnliche Funktion haben wie die prosodischen Merkmale bei gesprochener Sprache.

Bewertungshandlungen in der pragmatisch-textlinguistischen Stilistik

In der funktional textlinguistisch orientierten Stilistik von »Barbara Sandig (1939-2013) geht es um das implizite "Bewerten mit rein stilistischen Mitteln". (Sandig 1986, 22006, S.250)

Es ist wie das verständlich machen, das emotionalisieren oder das perspektivieren ein ▪ komplexes stilistisches Handlungsmuster, das "sich mit den verschiedensten Texten und Textmustern, mit Gesprächsstilen etc." (ebd., S.248) verbindet, die dabei ihre jeweils eigene, von anderen Mustern verschiedene Ausprägung erhalten.

Das Repertoire von Bewertungshandlungen, also allen sprachlichen Äußerungen, die die sprachliche Handlung des Bewertens vollziehen und dabei auf ein bestimmtes sprachliches Bewertungsinventar zurückgreifen, wird von ihr in folgender Weise zusammengefasst (vgl. Sandig (1979, S.143-145):

  1. Ausdrücke zum Einstufen des Bewertungsgegenstandes (sehr gut, durchschnittlich, sehr schlecht usw.);

  2. Differenzierung durch die Verwendung von Gradpartikeln (relativ, höchst, einigermaßen usw.);

  3. Emotionales Einstufen durch die Verwendung von Gradadverbien mit emotionalem Bedeutungsanteil (in der Umgangssprache) (schrecklich nett, usw.)

  4. Syntaktische Formen; Thema [Bewertungsbezug] verfehlt [negatives Einstufen] (ebd. S.143):

  5. ad hoc bewertende Ausdrücke;

  6. Ausdrücke, die in bestimmten Kontexten bewertende Funktion erhalten (z. B. deutsch als Bewertungsausdruck im Dritten Reich) (ebd., S.144));

  7. sprachlich und sozial verfestigte Bewertungen (wie der Elefant im Porzellanladen (ebd. S.145);

  8. in der Sprache verfestigte idiomatisierte Vergleiche mit bewertender Funktion (schwarz wie der Teufel);

  9. Stereotype (Japaner sind hilfsbereit).

2) zu den textuellen Bewertungen gehören nach Sandig

  1. "Bild" als Ausdruck komplexer Bewertung (aus mehreren gleichartigen Bewertungen wird eine Gesamtbewertung erschlossen);

  2. Kontrast, Herantragen und Topos;

  3. Sentenz und Maxime;

  4. Stilistisch-rhetorische Mittel zur Intensivierung und Emotionalisierung (Inversion, Geminatio, Wiederholung eines Lexems, Steigerung durch bewertend variierte Wiedererholung

  5. Assoziationen

Darüber hinaus lassen sich auch "Formeln für bewertende Sprachhandlungen" (Sandig 1991, S. 246f.) bestimmen. In bestimmten Äußerungen (Propositionen) können dafür folgende sprachlichen FormelnIndikatoren für bewertende Sprachhandlungen sein:

  1. "pragmatische Trägerformeln" (z.B. Es ist/wäre wünschenswert, dass ....)

  2. "satzwertige Konstruktionen" (z. B. Der hat gut reden.)

  3. "Kommentarformeln" (Darf nicht wahr sein!)

Bewertungen im Kontext schulischer Schreibformen

Im Kontext ▪ schulischer Schreibformen hat das schriftliche Bewertungshandeln sowohl bei der Textproduktion als auch bei der Textrezeption eine große Bedeutung.

Bei der Textrezeption spielt die Analyse des Bewertungshandelns in Texten vor allem beim ▪ Analysieren von Sachtexten (Textanalyse), beim ▪ Erörtern von Texten (Texterörterung, Erörterung pragmatischer Texte/Abitur ), bei der ▪ materialgestützten Erörterung, Erörterung pragmatischer Texte/Abitur) sowie allgemein beim ▪ materialgestützten Schreiben eine herausragende Rolle. Grundsätzlich steht die Analyse von Bewertungshandlungen bei der Analyse aller argumentierender Texte im Fokus.

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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 09.01.2024

 
 

 
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