In der Kurzgeschichte "Die Küchenuhr" von Wolfgang Borchert,
erschienen 1949 in "Das Gesamtwerk" (Hamburg: Rowohlt 1949,
S.201-204), geht es um die Traumatisierung von Menschen im Krieg.
Erzählt wird von der zufälligen Begegnung eines jungen Mannes, der
nur noch seine nicht mehr funktionierende Küchenuhr aus den Trümmern
seines Hauses gerettet hat, mit einem Mann und einer Frau. Dass er
selbst nach dem Bombenangriff noch am Leben ist, verdankt er der
Tatsache, dass er an diesem Tag nicht zu der üblichen Zeit nach
Hause gekommen ist. Die Zeiger der Uhr sind aber genau zu diesem
Zeitpunkt stehengeblieben.
Der junge Mann, dessen Gesichtszüge auffällig alt wirken, setzt
sich mit seiner Küchenuhr in der Hand, zu der Frau mit ihrem
Kinderwagen und dem Mann auf eine Bank im Freien und beginnt sofort,
den beiden von seiner Küchenuhr zu erzählen. Es handle sich um die
Küchenuhr, die in seiner Wohnung gehangen habe, eigentlich kein
wertvolles Stück, aber doch das einzige, was ihm nach dem
Bombenangriff, den sein Zuhause getroffen hat, noch geblieben sei.
Als der Mann und die Frau darauf nicht eingehen und jeden
Blickkontakt mit dem jungen Mann vermeiden, lässt dieser sich jedoch
nicht beirren, sondern fährt, wenn auch leise fort, die Küchenuhr
sei übrig geblieben. Als der Mann dann doch nachfragt und die Frau
verwundert ausdrückt, was er mit der Uhr, die nicht mehr
funktioniere eigentlich noch wolle, erzählt der junge Mann, was es
mit der Küchenuhr auf sich hat.
Natürlich sei ihm bewusst, dass die Uhr nicht mehr gehe, aber die
Tatsache, dass sie um halb drei stehengeblieben sei, sei das
Besondere. Den Einwand des Mannes, dass Uhren bei Bombenangriffen
oft wegen der Druckwelle stehenblieben, wehrt der junge Mann
entschieden ab, über die Bomben und ihre verheerenden Wirkungen -
schließlich ist auch seine Mutter dabei umgekommen - kann und will
er offensichtlich nicht sprechen. Der Witz sei, wie er sagt, dass
sie genau zu dem Zeitpunkt stehengeblieben sei, an dem er eigentlich
Nacht für Nacht zu seiner Mutter nach Hause gekommen sei.
Während die beiden anderen seinem Blick ausweichen, beginnt der
junge Mann davon erzählen, wie er gewöhnlich nachts von um halb drei
von seiner Mutter empfangen wurde, um ihm etwas zu essen
zuzubereiten, auch wenn es noch so kalt gewesen sei. Für ihn sei
das, weil es immer so gewesen sei, geradezu selbstverständlich
gewesen. Erst jetzt wisse er, das dies das richtige Paradies gewesen
sei.
Als die Frau daraufhin wissen will, was mit seiner Familie
geschehen sei, reagiert der junge Mann nur ganz verlegen darauf und
spricht er kurz davon, dass sie, wie alles andere, weg seien, ehe
er, dieses Mal sogar lachend, wieder auf die Uhr und die Tatsache zu
sprechen kommt, dass sie ausgerechnet um halb drei stehengeblieben
sei. Die beiden anderen Personen auf der Bank gehen nicht weiter auf
ihn ein und schweigen. Der Mann schaut dabei ins Leere und denkt die
ganze Zeit an das Wort Paradies.
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