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Gestaltende Interpretation

Portfolioarbeit

Texte interpretieren - Didaktische und methodische Aspekte - Schreibaufgaben

 
FAChbereich Deutsch
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Gestaltend interpretieren
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Portfolioarbeit beim gestaltenden Interpretieren (schulische Schreibform)

Portfolioarbeit bietet sich beim ▪ gestaltenden Interpretieren in besonderer Art und Weise an. Sie kann auch zum gestaltenden Schreiben unter Einschluss des gestaltenden Schreibens auf der Basis pragmatischer Texte durchgeführt werden. Am ehesten kommt dabei wohl der ▪ Portfoliotyp des prozessorientierten ▪ Arbeitsportfolios (working portfolio) in Betracht, das sich durch folgende Merkmale auszeichnet:

  • Ausgewählte Zusammenstellung von Arbeiten eines Schülers/einer Schülerin zu einem speziellen Lerngegenstand, vergleichbar mit einem Arbeitsjournal.

  • Kann abgeschlossene Arbeiten enthalten, aber auch solche, die noch in Bearbeitung sind

  • Einzelne Teile dieser Zusammenstellung können auch in ein ▪ Beurteilungsportfolio  oder ein ▪ Vorzeigeportfolio  übernommen werden

  • Kann vom Lehrer zur ▪ Beratung von Schülerinnen* in einem ▪ (offenen) Lernprozess herangezogen werden und ermöglicht so eine adressatenorientierte, differenzierte Unterrichtsplanung

  • Einüben des Zusammenspiels von Selbst- und Fremdevaluation, insbesondere auch der metakognitiven Kompetenz der Schreiberinnen*, daher im Allgemeinen ohne ▪ Benotung

Allerdings ist es auch durchaus möglich, eine stärker produktorientierte Portfolioarbeit im Sinne eines produktorientierten ▪ Beurteilungsportfolios zu konzipieren und zu organisieren, wenn die Kriterien klar, nachvollziehbar  und wirklich praxistauglich sind und im besten Fall in Zusammenarbeit mit den Schülerinnen und Schülern vor der Erstellung des Portfolios entwickelt und verbindlich festgelegt werden. Diese Kriterien können dann auch die äußere Form betreffen.

Das Portfolio zum gestaltenden Interpretieren, um das es hier geht, stellt die schriftlichen Ergebnisse zu den verschiedenen rein gestaltungsorientierten oder ▪ umfassenden Schreibaufgaben zu diesem Thema in einer Mappe zusammen. In die Mappe können  aber auch andere, nicht-linearen Schreibformen (▪ Clustering, ▪ Mind Mapping, Stichwortlisten etc.) eingefügt werden, die Ergebnisse von Schritten in einem den Prozess gestaltenden Schreibens zerlegenden Vorgehen dokumentieren können. (aktivitätszerlegendes Schreiben, zerlegendes Schreiben)

Gestaltendes Interpretieren im Kontext des personal-kreativen und expressiven Schreibens

Damit wird auch der Tatsache Rechnung getragen, dass nicht jede produktiv-kreative Annäherung an einen literarische Textvorlage im Sinne eines großen Wurfs glücken kann und auch eine über längere Vorarbeiten und ständige Verbesserung gestützte Erarbeitung einer gestaltenden Interpretation nicht unbedingt erfolgreich in die Formulierung eines eigentlich vorgesehenen Schreibprodukts führen kann und muss. Gerade weil die Schülerinnen* beim produktiv-kreativen Schreiben "individuelle und daher notwendig subjektive Zugänge zu Themen und Texten (...) erproben" (Abraham 2010. S.90) und gestaltendes Schreiben stets auch personal-kreatives Schreiben (Schuster 1995) ist, bei dem sich die Schülerinnen* individuelle Persönlichkeiten mit ihren eigenen Gefühlen, Gedanken, und Erfahrungen, in den Schreibprozess einbringen. Und je nach Schreiberin* wird auch ▪ expressives Schreiben eine Rolle spielen, bei der jemand etwas aus sich herausschreiben will, um sich von irgendetwas zu entlasten (Ludwig (1980, S.85ff.)

Solche Aspekte ▪ kreativen Schreibens sind vor allem auch deshalb von Bedeutung, weil Lehrkräfte oft dazu neigen, die Versatzstücke aus Büchern und Filmen, die die Schülerinnen in ihrer Schreibsozialisation erworben haben und die sie in ihre kreativen Gestaltungen immer wieder einfließen lassen, negativ und als Ausdruck eines Mangels an Fantasie bewerten.

Hier ist also, gerade im Rahmen der Beurteilung, Bewertung oder gar Benotung von produktiv-kreativen Schreibprodukten angebracht, seinen eigenen "Geschmack" kritisch zu hinterfragen und mit entsprechenden Geschmacksurteilen beim ▪ Feedback-Geben zurückhaltend umzugehen.

Grundsätzlich ist nämlich, wenn die Schreibaufgabe dies nicht anders eingrenzt, nicht viel dagegen einzuwenden, wenn Schülerinnen* "auf episodisch gespeicherte Wissensbestände und Muster zurück(greifen) (z. B. Versatzstücke aus Büchern und Filmen" (Fix 2006/2008, S.117), vorausgesetzt, die Episoden werden "nicht einfach reproduziert, sondern dem eigenen Schreibziel angepasst und entsprechend modifiziert". (ebd.)

Zudem sollte auch nicht verkannt werden, dass gerade solche Bezüge, wenn sie von einer entsprechend in der Jugendkultur bewanderten Lehrperson gezielt genutzt werden, effektive volitionale und motivationale Impulse für kreatives bzw. gestaltendes Schreiben setzen können.

Dass gerade solche Bezüge auch die ▪ Anschlusskommunikation im Unterricht unter den Schülerinnen* über die als Vorlage dienenden literarischen Texte und die produktiv-kreativen Gestaltung fördern und befruchten kann, sollte auch den Lehrkräften zu denken geben, die solche Texte abwerten.

Dies gilt um so mehr, wenn die Lerngruppe selbst, diese Texte als "legitime", d. h. mit der literarischen Vorlage kompatible Rezeptionsdokumente ansieht und aus ihnen als Verständigungstexte über Literatur Impulse und Anstöße für das ▪ literarische Lernen (Spinner 2006) gewinnt. (vgl. Abraham 2010, S.106f.)

Portfolioarbeit und Lernberatung (Scaffolding)

Ein besonderer Vorzug der Portfolioarbeit besteht auch darin, dass die Lehrkraft in ihrer Rolle als Lernberater (▪ Scaffolding) und ▪ Coach in einem offenen Lernprozess ein größeres Repertoire von Möglichkeiten hat, um das Schreiben von Schülerinnen* zu fördern. Dabei geht es um Unterstützung, Würdigung und Bewertung, die mit entsprechenden Beobachtungsaufgaben verknüpft sind. "die neben dem fertigen Produkt auch den Entstehungsprozess (v. a. das ▪ Überarbeiten) einbeziehen" (Abraham 2010. S.106).

 

 

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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 02.07.2024

 
 

 
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