Auf den Typ von Leserbrief kommt es an
Die Arbeitsschritte, die man beim
Verfassen eines kommentierenden Leserbriefs
mit einer
Schritt-für-Schritt-Schreibstrategie
durchführen sollte, hängen davon ab, ob man zu einem bestimmten Text
Stellung nehmen will (textgebundener
(textbezogener)
Leserbrief) oder sich zu einem allgemeinen Problem in Form eines
Leserbriefs (freier, textungebundener
Leserbrief) äußern will.
Will man mit einem kommentierenden Leserbrief zu einem
Sachverhalt Stellung nehmen,
muss dies nicht unbedingt an einem erschienenen Zeitungstext anknüpfen. In
der Regel wird man allerdings davon ausgehen können, dass die Information
über das Ereignis, die Zeiterscheinung oder das Verhalten, zu dem man
mit einem Leserbrief Stellung beziehen will, in den Medien vermittelt
worden oder sonst von öffentlichem Interesses ist. Dies kann auch eine Kurznachricht in der Länge eines
Satzes gewesen sein, die die Aufmerksamkeit des Leserbriefschreibers auf die
jeweilige Sache gelenkt hat.
Schritt-für-Schritt-Schreiben und andere Schreibstrategien
für die Abfassung eines kommentierenden Leserbriefs
Die Abfassung eines freien
kommentierenden Leserbriefs lässt sich im Rahmen eines produktorientierten Schreibprozesses, wenn also am Ende ein
ausformulierter Leserbrief stehen soll, in 5 Arbeitsschritten
bewältigen, die ineinander greifen und aufeinander aufbauen. (vgl.
Produkt- und prozessorientiertes Schreiben)
Die Arbeitsschritte beruhen auf verschiedenen
Arbeitstechniken und -methoden, die zugleich Voraussetzungen für
die Schreibform darstellen. Dabei wird eine
Schreibstrategie zugrunde gelegt, die dem
Schritt-für-Schritt-Schreiben entspricht.
Wer einen kommentierenden Leserbrief schreiben will, neigt unter
Umständen auch dazu, einer anderen Schreibstrategie zu folgen. Das
liegt unter anderem an den Besonderheiten der Schreibform selbst.
Wenn keine gegensätzlichen Meinungen zum Thema berücksichtigt werden
müssen, man beim Schreiben also auf Mehrperspektivität verzichten
darf, und am Ende des Gedankenganges kein ausgewogenes Sach- und
Werturteil stehen muss, dann kann sich einem Verfasser auch
aufdrängen, seinen Leserbrief
in
einem Zug zu schreiben,
den
Text zu einer Idee zu schreiben oder
aus
dem Kopf niederzuschreiben.
Für welche dieser
Verhaltensstrategien beim Schreiben (Schreibstrategie)
man sich entscheidet, sollte man jedenfalls gut überlegen und dabei
zuvor gemachte Schreiberfahrungen reflektieren.
Arbeitsschritte im Schritt-für-Schritt-Schreiben
in einem produktorientierten Schreibprozess
Vorschläge, bei der Anfertigung eines Textes bestimmten
Arbeitsschritten zu folgen, sind immer nur ein Angebot, das der einzelne Schreiber nicht schematisch nutzen sollte.
Allerdings haben solche Zusammenstellungen auch große Vorteile. Sie
machen nämlich immer wieder klar, in welche Teiloperationen das Bewältigen einer bestimmten Schreibaufgabe zerlegt
werden kann. Und genau das ist die Botschaft, die viele Schreiberinnen und
Schreiber benötigen, denn so erfahren sie bei der Bewältigung der
Schreibaufgabe, dass Schreiben gelernt werden kann und nicht einfach
"Naturbegabung" ist.
Natürlich muss man den vorgestellten Arbeitsschritten nicht
"sklavisch" folgen und wie detailliert jeder einzelne von ihnen
durchgeführt wird, ist Ermessenssache und frei in die Entscheidung
des jeweiligen Schreibers gelegt.
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Arbeitsschritte
und
Vorschläge zu den Arbeitsmethoden |
Funktion |
Leitfragen |
1 |
Erfassen des Problems bzw. Themas
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Worum geht es im
Thema?
- Was ist das / mein Problem?
- Worüber will ich mich
äußern?
- Wozu kann und will ich Stellung beziehen?
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2 |
Stoffsammlung
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3 |
Stoffordnung
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4 |
Grobgliederung
Dreigliederung in Einleitung,
Hauptteil, Schluss
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5 |
Niederschrift des kommentierenden Leserbriefs
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adressaten-
und schreibrollengemäß formulieren
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interessante Einleitung
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Argumentativer Hauptteil mit
rhetorisch-stilistischer Gestaltung
-
pointierter Schluss oder Anfang
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Wie kann ich
zu-gleich überzeugend, aber durchaus auch mit dem Ausdruck von
Gefühlen, meine Überzeugungen so formulieren, dass sie eine
möglichst große Wirkung auf die Leserinnen und Leser meines Textes
haben?
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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
31.12.2023
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