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Württemberg zur Zeit Herzog Carl Eugens (1728-1793)
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Die Karlsschule
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Überblick
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Kurzer Abriss der Geschichte
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Die
Schüler der Karlsschule
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Erziehung und militärischer Drill
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Lehr- und Unterrichtspraxis
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Privatleben - Fehlanzeige
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Ständische Ungleichheit
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Umzug nach Stuttgart 1775
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Textauswahl
"So war eine außerordentlich mannigfaltige, bunt gemischte Jugend in der
Akademie vereinigt, und zwar nicht nur so, dass sie äußerlich in denselben
Räumen zusammengekommen wären, um nach gruppenweise gemeinsamem Unterricht
oder gemeinsamer Verpflegung wieder auseinander zu gehen, vielmehr bekam
jeder einzelne Zögling täglich dreimal bei Tisch die ganze Schar seiner
Genossen zu sehen, wurde mit einem Teil, und zwar in wechselnder
Zusammensetzung für verschiedene Fächer, zusammen unterrichtet und hatte mit
einer teilweise anderen, größeren Gruppe die Unterkunftsräume, mit allen die
Feste und Erholungen gemeinsam. Von dieser Gelegenheit des Verkehrs mit den
Mitzöglingen hatte der einzelne um so mehr Anlass Gebrauch zu machen, als er
jahrelang außer diesen und den Lehrern und Vorgesetzten fast niemand zu
sehen und zu sprechen bekam, die Zöglinge also in ganz besonderem Maße
aufeinander angewiesen waren. Die Anstaltsleitung hob auch gerne hervor,
dass gegenseitige Freundschaft und Einigkeit möglichst gefördert,
Selbstüberhebung, Verleumdung und Bosheit nachdrücklich bekämpft werde.
Daher stand denn auch die gegenseitige Beeinflussung der jungen Leute, das
Bedürfnis engeren Zusammenschlusses in einzelnen Gruppen und das Gefühl der
Zusammengehörigkeit in der Karlsschule in hoher Blüte. Dass die gegenseitige
Einwirkung, namentlich durch das Zusammensein von jüngeren Zöglingen mit
älteren, nicht bloß eine günstige war, dass sie nicht nur Hintergehen der
Aufseher und kleine Verschwörungen gegen diese, sondern auch andere Dinge,
die hier nur angedeutet werden können, voneinander lernten, dafür sind
bestimmte Überlieferungen vorhanden. Andererseits aber wissen wir von einem
religiösen Verein von Zöglingen aus dem Jahr 1776, von dem Dichterkreis
Schillers und seiner Genossen, von einem naturwissenschaftlichen Verein,
'Akademie' genannt, 1784-88 unter der Leitung des Zöglings
Cuvier, auch von einem politischen Klub vom Jahr 1790, der an dem
amerikanischen Freiheitskrieg und den freiheitlichen Ideen des Anfangs der
französischen Revolution sich begeisterte und dem gelegentlich in
jugendlichen Demonstrationen Ausdruck gab. Dazu eine
Fülle von Privatfreundschaften,
die sich weiterhin auf das Leben erstreckten, und die gemeinsamen
Erinnerungen, welche die früheren Karlsschüler sich als
eine Art große Familie fühlen ließen;
endlich die gegenseitige Zuführung wissenschaftlicher und künstlerischer
Gedanken und Interessen, der Austausch in nationalen und sozialen Sitten und
Anschauungen: das alles musste hinwirken auf weiten Gesichtskreis, Bewahrung
vor Einseitigkeit und Beschränktheit, auf Weltgewandtheit, auf Sinn und
Verständnis für freies, weltbürgerliches Menschentum."
(aus:
Hauber 1907/1909, S.33-36, gekürzt}
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Württemberg zur Zeit Herzog Carl Eugens (1728-1793)
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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
10.09.2023