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Württemberg zur Zeit Carl Eugens (1728-93)

Überblick

 
GESCHICHTE
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Württemberg zur Zeit Herzog Carl Eugens (1728-1793)
Konkurrenzkampf und Prasserei: Absolutistische Repräsentation von Macht
Fürst und Land - Verfassung in Württemberg
Versailles in Schwaben: Ludwigsburg zur Zeit Carl Eugens
Höfische Festkultur zur Zeit Carl Eugen

Das ▪ Herzogtum Württemberg ist in der Regierungszeit (1744-1793) von ▪ Herzog Carl Eugen (1728-93) einer der etwa 1.800 souveränen Einzelstaaten, die, politisch souverän, unter der losen Klammer des Alten Reiches bzw. »Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation (919 bis 1806), zusammengefasst sind.

Von den zahlreichen selbständigen Gebieten hat es bis zur » Arrondierung ("Abrundung") der zahlreichen Gebilde zu zwei, bzw. einschließlich Hohenzollern, zu drei Staaten unter »Napoleon Bonaparte (1769-1821), nur das Herzogtum Württemberg die Qualität eines ▪ Staates mit einer allerdings auch nur "halbmodernen Landeshoheit" (vgl. Schilling 1994a, S.135) und bleibt aber, auch wenn es eine, zumindest zeitweise eine Vormachtstellung im Südwesten einnehmen kann, immer eine Macht dritten Ranges. (vgl. Fenske 1981, S. 15f.), die im Konzert der großen Territorialmächte der Zeit nicht in der ersten Liga mitspielen kann.

Württemberg erholte sich im 17. und beginnenden 18. Jahrhundert nur langsam von den Verwüstungen, die der Dreißigjährige Krieg im Südwesten Deutschlands angerichtet hatte. Die Einwohnerzahl, die im Krieg von 450.000 auf 100.000 gesunken war, erreichte 1690 dank einer stark geförderten Einwanderung wieder 260.000 Menschen. Beim Wiederaufbau der zerstörten Städte und Dörfer, orientiert man sich an der Baukultur des Auslands. (vgl. Rainer 1979, S.125)

Mitte des 18. Jahrhunderts hatte es eine Fläche von ca. 9.500 Quadratkilometer, auf der ca. 450.000 Menschen lebten. Die große Mehrheit der Bevölkerung lebte auf dem Land in den ca. 700 Dörfern, 380 Weilern und 800 Höfen. Die größten Städte im Land waren 1787 Stuttgart (ca. 22.000 Einwohner), Tübingen (6.059), Ludwigsburg (5.318) und Göppingen (3.985). Diesen folgten einige Städte mit etwas mehr über 3.000 Einwohnern (Calw, Ebingen, Schorndorf, Urach). (vgl. Walter 1987, S.15)

In der Agrargesellschaft auf dem Land pflegte man die jahrhundertealte Dreifelderwirtschaft, bei der ein Feld, auf dem zwei Jahre lang angebaut wurde, im darauffolgenden dritten Jahr brach lag und keine Erträge bringen konnte. Die landwirtschaftliche Produktivität war dementsprechend gering und hatte bei ungünstigen Wetterbedingungen auch fatale Folgen: Die Preise für Getreide und damit auch für Brot stiegen immer wieder kräftig an und auch Hungersnöte waren keine Seltenheit. Kam es Teuerungen, dann traf dies vor allem die Tagelöhner mit ihren Familien, die kaum mehr als einen halben Gulden pro Tag, deren Frauen sogar noch ein Drittel weniger, verdienten. Um 1771 einen achtpfündigen Brotlaib kaufen zu können, musste ein Taglöhner mindestens 3 Tage arbeiten. Mägde und Knechte, die auf Bauernhöfen mithalfen, erhielten Unterkunft und Verpflegung und im Jahr so zwischen 8-10 Gulden (Mägde) und als Knechte in etwa das Doppelte.

Besser war die Lage für viele Handwerker und Gewerbetreibende in den Städten. Allerdings mussten sie für ihren ganzen Lebensunterhalt selbst aufkommen, und dazu benötigte man in einfachen Verhältnissen ca.350 Gulden jährlich. Wer als Stadtbürger besser gestellt war und einen entsprechenden Lebensstil pflegte, musste dafür oft über tausend Gulden im Jahr haben.

Insgesamt hingen die Lebensumstände der Menschen im Herzogtum Württemberg wie überall in den vorindustriellen Agargesellschaften extrem von den Lebensmittelpreisen ab. Was die Menschen verdienten, ging zuallererst für die Ernährung drauf (75% des Einkommens). Vergleicht man dies mit Daten aus dem aktuellen »Warenkorb der Bundesrepublik Deutschland (2015: 9,7%), wird die Bedeutung dieses Postens im Haushaltsbudget des 18. Jahrhunderts besonders deutlich. Was im 18. Jahrhundert noch übrig blieb, verteilte sich auf Wohnen (12%), Kleidung (8%) und Sonstiges (5%).

Während Pfarrer und Gymnasiallehrer mit ca. 260 Gulden pro Jahr ihr Auskommen fanden, konnte ein Lehrer mit seiner Familie, der an einer "niederen Schule" unterrichtete, von seinen etwa 100 Gulden Jahresgehalt natürlich nicht leben, sondern zusätzlich musste noch mit Naturalien (Brennmaterial und Nahrungsmitteln) versorgt werden. Bei manchen Ämtern machten solche finanziell durchaus interessante geldwerten Entlohnungen in Naturalien sogar den Hauptanteil des Einkommens des Amtsträgers aus.  (vgl. ebd., S.15-17)

Stuttgart und Ludwigsburg als Residenzstädte

Stuttgart war die Landeshauptstadt des ▪ Herzogtums Württemberg und bis zur ▪ Verlegung der fürstlichen Residenz nach Ludwigsburg im Jahr 1763 auch die Residenzstadt ▪ Herzog Carl Eugen (1728-93), der den Hof aber ▪ 1791 wieder nach Stuttgart zurückverlegte. Mit ihren über 20.000 Einwohnern war Stuttgart die mit Abstand größte Stadt des Landes und rund vier mal so groß wie Ludwigsburg, das ▪ Carl Eugen (1728-93) von 1763-1791 zu seinem "Versailles" in Württemberg gestaltete. Dennoch zählte die Stadt nicht zu den »20 größten Städten Deutschlands um 1750 und erlangt die letzte Position unter den Top 20 erst ein Jahrhundert später (»1849: 47.837 Einwohner*innen)


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Stuttgart, so beschreibt es Jürgen Walter (1987, S.17f.) in seiner Carl-Eugen-Biografie, "war zur Zeit Carl Eugens ein enges Städtchen an beiden Ufern des Nesenbachs, noch von einer hohen und wehrhaften Stadtmauer umgeben. Zwischen den Häuserblöcken gab es zahlreiche Hausgärten, auf den Straßen mir ihrem holprigen, spitzen Kopfsteinpflaster ohne Trottoirs noch viele Dunghaufen, keine Schaufenster, keine Reklame, kaum Läden, dafür aber herumlaufendes Vieh, Schweine, Hühner, Gänse. Die Stockwerke der meist noch hölzernen und strohgedeckten Häuser waren regellos übereinander gebaut, an den Dächern zahlreiche Wasserspeier, aus denen sich bei Regen das Wasser auf die Straßen ergoss und Brunnen, aus denen die Haushaltungen morgens und abends ihr Trink- und Waschwasser holen mussten. [...] Das »alte Schloss war rings von einem breiten und tiefen Graben umzogen; mit Zugbrücken, Doppeltoren und Fallgattern hatte es noch ein ganz festungsartiges Aussehen." (Verlinkung d. Verf.)

Ludwigsburg ist am Anfang des 18. Jahrhunderts auf dem Reißbrett entstanden. Herzog »Eberhard Ludwig (1676-1733), ein Onkel von »Carl Alexander (1664-1737), dessen Sohn ▪ Carl Eugen (1728-93) Württemberg seit 1744 regierte, verwirklichte sich mit dieser ▪ Städtegründung einen Wunsch, den viele Fürsten im Zeitalter des Barock mit ihm teilten.

Da es ihnen in den verwinkelten Städten zu eng geworden ist und sich der höfische Unterhaltungsbetrieb mit seinen Hoffesten und Jagden darin und in ihrer näheren Umgebung nicht mehr ohne weiteres organisieren ließ, zog es sie hinaus in die offene Landschaft.

Dort im Grünen wurden die dafür geeigneten Objekte gebaut, weitläufige und prunkvolle Schlossanlagen errichtet und mit Städtegründungen oder - erweiterungen um die Residenz herum die Infrastruktur geschaffen, die zur Versorgung des Hofes und seiner Bediensteten sowie deren Unterbringung nötig war.

Der Trend zur Gründung von Zweitresidenzen, der sich im Barock beobachten lässt, basiert auf den ▪ allgemeinen Repräsentationsbedürfnissen, der Lust und dem Zwang zu einer Zurschaustellung fürstlicher Macht und nährt sich vor allem aus der Jagdleidenschaft der Fürsten und der um ihn am Hof versammelten Adeligen.

Der Ort, an dem die neue Residenz des Herzogs von Württemberg errichtet werden sollte, wollte daher geschickt ausgewählt werden, damit die Hofleute ihre Jagdgelüste gleichermaßen gut bei der Hoch-, Nieder- und Wasserjagd austoben konnten. (vgl. Lahnstein 1981, S. 27) Auch Herzog ▪ Carl Eugen (1728-93), dessen Jagdleidenschaft und ▪ Lustjagden eine ganze Region mit Flurschäden zu spüren bekommt, genießt diese Vorzüge Ludwigsburgs. (vgl. Alt Bd. I, 2004, S. 34), das als ▪Residenzstadt mit ihrem gesamten gesellschaftlichen Leben weitgehend vom Hof abhängt.

Die knapp zwölf Jahre von 1764 bis 1775, die Carl Eugen mit seinem Hof in Ludwigsburg residierte, fallen in zwei Phasen seiner Regierungszeit.

Die ersten sechs fallen noch in die Phase seiner Maßlosigkeit und seines Despotismus (1752-1770), die letzen sechs in die bis zu seinem Tod (1793) währende dritte Phase der vorsichtigen Annäherung an aufklärerisches Gedankengut, "in denen sich der Herzog verstärkt Fragen des Gemeinwohls, des Schulsystems und der Universitätsausbildung“ widmet. (vgl. Alt Bd. I, 2004, S.33)

Württemberg zur Zeit Herzog Carl Eugens (1728-1793)
Konkurrenzkampf und Prasserei: Absolutistische Repräsentation von Macht
Fürst und Land - Verfassung in Württemberg
Versailles in Schwaben: Ludwigsburg zur Zeit Carl Eugens
Höfische Festkultur zur Zeit Carl Eugens

Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 10.09.2023

   
 

 
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