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Ist die Interpretationsaussage plausibel und schlüssig?
Die nachfolgenden Interpretationsaussagen zu ▪
"Der Aufbruch"
von ▪
Franz
Kafka sind aus dem Zusammenhang herausgerissen. Dennoch lässt sich auf
ihrer Grundlage die Plausibilität und Schlüssigkeit der
Interpretationshypothesen beurteilen.
-
Der
Ich-Erzähler spricht von einer "ungeheuerlichen Reise". Darin
kommt auch die Aussage der Parabel zum Ausdruck, mit der uns
Kafka sagen will, dass wir keine keine Angst vor dem Ungeheuren
haben sollen und stattdessen das Motto beherzigen sollen: "Wer
nicht wagt, der nicht gewinnt!“
-
In Kafkas
Parabel geht es um grundsätzliche Bedingungen für Entwicklung im
menschlichen Leben, in dem jeder Einzelne, ohne Hilfe von außen,
sich nur selbst verändern kann.
- Der Diener sorgt sich um seinen Herren, als er feststellt,
dieser habe gar keinen Essensvorrat dabei. Er sorgt sich aber
wohl auch um seine Arbeit und will deshalb wissen, wohin der
Herr reitet. Das ist ganz normal, denn er hat möglicherweise
Angst, seine Arbeit zu verlieren und in der Folge aus
seinem gewohnten Alltag herausgerissen zu werden.
-
In der Parabel
"Der Aufbruch" von Franz Kafka, erschienen 1970 in "Sämtliche
Erzählungen“, geht es um einen Mann, der mit einem Neuanfang
sein altes Leben hinter sich zu lassen möchte und damit die
Freiheit sucht.
-
Die erzählte
Zeit ist sehr kurz: sie umfasst nur die Dauer der gesprochenen
Rede.
-
Das Blasen der
Trompete ist offensichtlich symbolisch gemeint. Wenn ihr Klang
zu hören ist, dann steht meistens etwas Großes und
Bedeutungsvolles an. So hat man z.B. im Rittertum Könige mit dem
Klang von Trompeten empfangen oder im antiken Rom wurden die
Gladiatorenkämpfe in der Arena mit Trompeten gestartet. In der
Geschichte hört allerdings nur der Ich-Erzähler den Klang der
Trompete. Das könnte darauf hindeuten, dass das Ereignis eben
doch nicht so wichtig ist oder aber nur ein übernatürliches
Signal darstellt, das den Erzähler bestärken soll, den Aufbruch
endlich zu wagen. Das ist eigentlich so wie in der Realität
heutzutage. Wenn eine große Entscheidung ansteht, muss man
zunächst einmal ausführlich darüber nachdenken, kommt aber doch
oftmals einfach zu keinem Entschluss. In solchen Situationen
sind es eben manchmal auch äußere Ereignisse, die einem dabei
helfen, eine Entscheidung zu treffen.
-
Kafka
appelliert mit seiner Parabel an den Leser, keine Angst vor
Veränderungen im Leben zu haben, denn dies führt schließlich in
letzter Konsequenz dazu, dass man die Möglichkeiten, die man in
seinem Leben hat, nicht voll ausschöpft und vorhanden
Möglichkeiten auslässt und sich auftuende Chancen ungenutzt
lässt.
-
Der Text ist
nicht in der Alltagssprache geschrieben, zum Beispiel Zeile 5
„Immerfort weg von hier“. Daraus kann geschlossen werden, dass
die Parabel nicht heute, in der Gegenwart, sondern zu einer
früheren Zeit spielt.
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Die Parabel ist
zeitdeckend geschrieben.
- Der ganze Wahnsinn des Herrn wird deutlich, als er die Frage
seines Dieners mit der paradoxen Bemerkung abwehrt: "Ich brauche
keinen, die Reise ist so lang, dass ich verhungern muss, wenn
ich auf dem Weg nichts bekomme. Kein Essensvorrat kann mich
retten. Es ist ja zum Glück eine wahrhaft ungeheure Reise“. Die
darin zum Ausdruck kommende Lebensüberdrüssigkeit macht den
Irrsinn des Herren vollkommen.
-
Den Bildbereich
der Parabel lässt sich in folgender Weise auf einen Sachbereich
übertragen: Der Ich-Erzähler könnte als Jugendlicher aufgefasst
werden, der sich von seinem Elternhaus ablösen, sich auf eigene
Beine stellen und die Welt eigenverantwortlich zu erforschen. Er
sehnt er sich nach etwas Neuem. Wie der Erzähler auf der
Bildebene keinen Diener mehr braucht, so benötigt auch der
Jugendliche im Ablösungsprozess die Hilfe von Vater und Mutter
nicht mehr, die ihm nichts mehr beibringen können. Die Freiheit,
symbolisiert durch den Klang der Trompete, ruft ihn und macht
ihn gespannt auf die Abenteuer ("eine wahrhaft ungeheure Reise")
die ihm im "eigenen Leben" bevorstehen, mögen sie auch nur darin
bestehen, sein eigenes Geld zu verdienen. Der Diener, im
Sachbereich die Eltern wollen haben indessen Probleme mit dem
Ablöseprozess, sie wollen ihr Kind eigentlich (noch) nicht in
die Freiheit des eigenen Lebens entlassen. Als sie feststellen
müssen, dass sie damit keinen Erfolg haben, bieten sie ihm
wenigstens Geld (Essensvorrat) an, um es zu unterstützen. Doch
der junge Erwachsene ist jetzt alt genug, um für sich selbst zu
sorgen und sein eigenes Leben in Angriff zu nehmen.
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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
11.10.2024
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