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Bausteine

Sich mit Interpretationsaussagen auseinandersetzen

Franz Kafka, Der Aufbruch

 

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Ist die Interpretationsaussage plausibel und schlüssig?

Die nachfolgenden Interpretationsaussagen zu ▪ "Der Aufbruch" von ▪ Franz Kafka sind aus dem Zusammenhang herausgerissen. Dennoch lässt sich auf ihrer Grundlage die Plausibilität und Schlüssigkeit der Interpretationshypothesen beurteilen.

  1. Der Ich-Erzähler spricht von einer "ungeheuerlichen Reise". Darin kommt auch die Aussage der Parabel zum Ausdruck, mit der uns Kafka sagen will, dass wir keine keine Angst vor dem Ungeheuren haben sollen und stattdessen das Motto beherzigen sollen: "Wer nicht wagt, der nicht gewinnt!“

  2. In Kafkas Parabel geht es um grundsätzliche Bedingungen für Entwicklung im menschlichen Leben, in dem jeder Einzelne, ohne Hilfe von außen, sich nur selbst verändern kann.

  3. Der Diener sorgt sich um seinen Herren, als er feststellt, dieser habe gar keinen Essensvorrat dabei. Er sorgt sich aber wohl auch um seine Arbeit und will deshalb wissen, wohin der Herr reitet. Das ist ganz normal, denn er hat möglicherweise Angst, seine Arbeit zu verlieren  und in der Folge aus seinem gewohnten Alltag herausgerissen zu werden.
  4. In der Parabel "Der Aufbruch" von Franz Kafka, erschienen 1970 in "Sämtliche Erzählungen“, geht es um einen Mann, der mit einem Neuanfang sein altes Leben hinter sich zu lassen möchte und damit die Freiheit sucht.

  5. Die erzählte Zeit ist sehr kurz: sie umfasst nur die Dauer der gesprochenen Rede.

  6. Das Blasen der Trompete ist offensichtlich symbolisch gemeint. Wenn ihr Klang zu hören ist, dann steht meistens etwas Großes und Bedeutungsvolles an. So hat man z.B. im Rittertum Könige mit dem Klang von Trompeten empfangen oder im antiken Rom wurden die Gladiatorenkämpfe in der Arena mit Trompeten gestartet. In der Geschichte hört allerdings nur der Ich-Erzähler den Klang der Trompete. Das könnte darauf hindeuten, dass das Ereignis eben doch nicht so wichtig ist oder aber nur ein übernatürliches Signal darstellt, das den Erzähler bestärken soll, den Aufbruch endlich zu wagen. Das ist eigentlich so wie in der Realität heutzutage. Wenn eine große Entscheidung ansteht, muss man zunächst einmal ausführlich darüber nachdenken, kommt aber doch oftmals einfach zu keinem Entschluss. In solchen Situationen sind es eben manchmal auch äußere Ereignisse, die einem dabei helfen, eine Entscheidung zu treffen.

  7. Kafka appelliert mit seiner Parabel an den Leser, keine Angst vor Veränderungen im Leben zu haben, denn dies führt schließlich in letzter Konsequenz dazu, dass man die Möglichkeiten, die man in seinem Leben hat, nicht voll ausschöpft und vorhanden Möglichkeiten auslässt und sich auftuende Chancen ungenutzt lässt.

  8. Der Text ist nicht in der Alltagssprache geschrieben, zum Beispiel Zeile 5 „Immerfort weg von hier“. Daraus kann geschlossen werden, dass die Parabel nicht heute, in der Gegenwart, sondern zu einer früheren Zeit spielt.

  9. Die Parabel ist zeitdeckend geschrieben.

  10. Der ganze Wahnsinn des Herrn wird deutlich, als er die Frage seines Dieners mit der paradoxen Bemerkung abwehrt: "Ich brauche keinen, die Reise ist so lang, dass ich verhungern muss, wenn ich auf dem Weg nichts bekomme. Kein Essensvorrat kann mich retten. Es ist ja zum Glück eine wahrhaft ungeheure Reise“. Die darin zum Ausdruck kommende Lebensüberdrüssigkeit macht den Irrsinn des Herren vollkommen.
  11. Den Bildbereich der Parabel lässt sich in folgender Weise auf einen Sachbereich übertragen: Der Ich-Erzähler könnte als Jugendlicher aufgefasst werden, der sich von seinem Elternhaus ablösen, sich auf eigene Beine stellen und die Welt eigenverantwortlich zu erforschen. Er sehnt er sich nach etwas Neuem. Wie der Erzähler auf der Bildebene keinen Diener mehr braucht, so benötigt auch der Jugendliche im Ablösungsprozess die Hilfe von Vater und Mutter nicht mehr, die ihm nichts mehr beibringen können. Die Freiheit, symbolisiert durch den Klang der Trompete, ruft ihn und macht ihn gespannt auf die Abenteuer ("eine wahrhaft ungeheure Reise") die ihm im "eigenen Leben" bevorstehen, mögen sie auch nur darin bestehen, sein eigenes Geld zu verdienen. Der Diener, im Sachbereich die Eltern wollen haben indessen Probleme mit dem Ablöseprozess, sie wollen ihr Kind eigentlich (noch) nicht in die Freiheit des eigenen Lebens entlassen. Als sie feststellen müssen, dass sie damit keinen Erfolg haben, bieten sie ihm wenigstens Geld (Essensvorrat) an, um es zu unterstützen. Doch der junge Erwachsene ist jetzt alt genug, um für sich selbst zu sorgen und sein eigenes Leben in Angriff zu nehmen.

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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 11.10.2024

     
     
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