Häufig kann man im Gespräch mit Schülerinnen und Schülern beobachten,
dass sich ihnen nach der Primärrezeption von • Franz Kafkas
• Parabel ▪
»Der
Aufbruch« eine "positive Leseart" des Textes aufdrängt. Sie verstehen
den Text dann quasi appellativ als Aufforderung, ohne Angst und Sorge
aus den Zwängen des Alltags zu entfliehen.
Wer den Text so liest, mag darin
die Botschaft "Der Weg ist das Ziel" lesen, das allemal mehr wert zu sein
scheint, als sich - im Vergleich zum Text mit umgekehrtem Vorzeichen -
»immerfort« Zwängen des Alltags zu unterwerfen, in dem man sich mit
vorhandenen »Fressvorrat« eingerichtet hat.
Was so manchem Deutschlehrer
dabei die Haare zu Berge stellt, hat als Lesart indessen seine Berechtigung.
Dennoch ist auch zu erwarten, dass es Schülerinnen und Schüler gibt,
denen sich diese positive Sicht auf den Text so nicht erschließt und die
nicht so recht wissen, was sie mit einem so kurzen Text anfangen sollen,
der dazu noch von einem recht banal erscheinenden Geschehen erzählt und
dem Leser zugleich Wichtiges vorenthält, mit dem er das Dargestellte
einordnen kann.
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Warum
will das Ich aufbrechen?
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Wieso
betont es nur das "Weg von hier", statt Gründe für seinen Aufbruch
zu nennen?
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Was will
es hinter sich lassen und was in seinem Leben verändern?
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Ist sein
Einfach-weg-von-Hier nicht naiv und am Ende zum Scheitern
verurteilt?
Alles
Fragen, die einem vorschnellen Verständnis vom Weg als Ziel auch
entgegenstehen.
In der
Anschlusskommunikation über den Text sind aber auch genau solche Fragen
zu erörtern, um die textangemessene Deutungen des Textes zu fördern.