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Einzelne Aspekte

Analyse von Erzählform, Sichtweise und  Erzählverhalten

Franz Kafka: Auf der Galerie - Aspekte der Erzähltextanalyse

 
FAChbereich Deutsch
Glossar Literatur
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Strukturbegriffe der Erzähltextanalyse
Überblick
Auswahl (Zusammenstellungen wichtiger Strukturbegriffe)
Wer erzählt die Geschichte? (Aspekte zur Gestaltung der Erzählinstanz)
Wie wird erzählt? (Zeit, Modus, Stimme)
Was wird erzählt? (Handlung, erzählte Welt, Figur, Raum)
Analyse erzähltechnischer Mittel in der Schule: Auswahl

Erzählformen und Erzählverhalten (Petersen)
Überblick
Erzählform
Standort des Erzählers (point of view)
Erzählperspektive (Sichtweise)
Erzählverhalten
Erzählhaltung
Darbietungsweisen
▪ Einen Erzähltext mit der Kategorientafel analysieren

Baustein: Erzähltechnische Mittel herausarbeiten und beschreiben

Eine moderne Parabel interpretieren
Quickie: So interpretiert man eine moderne Parabel
Überblick
Aspekte der Schreibaufgabe
Didaktische und methodische Aspekte
Überblick
Die Schreibaufgabe analysieren
Sich auf eine moderne Parabel einlassen
Über Kohärenzlücken "stolpern" und Transfersignale erkennen
Den Bildbereich analysieren
Ansätze für die Übertragung in einen Sachbereich gewinnen
Die sprachliche Gestaltung des Bildbereichs untersuchen
Die Textinterpretation strukturieren
Sich für eine Schreibstrategie entscheiden
Arbeitsschritte zur Bewältigung von Schreibaufgaben
Formulierungshilfen
Typische Schreibaufgaben

Erzähltextanalyse mit den Kategorien der Erzähltextanalyse von Jürgen H. Petersen

Die folgende Analyse von Erzählform, Sichtweise und Erzählverhalten in ▪ Franz Kafkas Prosastück »Auf der Galerie« folgt dem ▪ Modell der Erzähltextanalyse von Jürgen H. Petersen (geb. 1937) (1993, 72006), ergänzt aber dessen Ausführungen.

Dieser hat in der Auseinandersetzung vor allem mit »Franz K. Stanzels (geb. 1924) Konzeption der Erzählsituation ein Konzept zur Analyse erzählender Texte entwickelt, das keine Erzähltheorie, sondern eine "Deskriptionspoetik narrativer Texte fiktionaler Art" sein will und den Versuch unternimmt, "alle zur Erfassung dieser Texte notwendigen Kategorien darzustellen und einander funktional zuzuordnen." (Petersen 1993, S.8) Seine • Kategorientafel zur Analyse eines Erzählsystems soll dabei die wichtigsten spezifisch epischen Kategorien des Erzählsystems erfassen, die bestimmte Verhältnisse in dem Beziehungsgeflecht zwischen dem Erzählten, dem Narrator und dem Leser darstellen oder auf ihnen basieren. (vgl. ebd., S. 53),


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Petersens "Kategorientafel" (ebd.), mit deren Hilfe sich in einem erzählenden Text wesentliche ▪ Erzählstrukturen in ihrem Funktionszusammenhang analysieren lassen, zeichnet sich dabei nicht nur durch ihre systemlogische Struktur aus, sondern auch durch ihre beschränkte Anzahl von Kategorien in einer allgemein verständlichen Terminologie, die neueren Erzähltheorien, die möglichst alle Strukturen erzählender Texte abbilden wollen, in der Regel abgeht. Aus diesem Grunde ist die Erzähltextanalyse nach Petersen auch gut geeignet für die ▪ schulische Analyse und Interpretation erzählender Texte.

Erzähltechnische Mittel im Überblick

Seiner • Erzählform nach handelt es sich bei ▪ Franz Kafkas Prosastück »Auf der Galerie« um eine • Er-Erzählung.

Der Erzähler spricht darin grundsätzlich von Dritten und verwendet dafür gewöhnlich auch die Personalpronomina der dritten Person. Auch wenn er grundsätzlich keine Personalität besitzt, funktioniert der Text damit, dass er ein "schaffendes Bewußtsein" (Hermes (1994/2003, S.219) für das im Text inszenierte "gedankliche Spiel" (ebd., S.221) voraussetzt. Dieses tritt mit seinen Bewertungen und Kommentaren in einer überaus • kritischen Erzählhaltung in Erscheinung und färbt damit das Erzählte in seinem Sinne ein. Da die Erzählinstanz in Kafkas Parabel allerdings schwer zu greifen ist (vgl. Sudau 2021, S.16), verzichten Hermes (1994/2003, S.222) wie auch Niehaus (2010, S.72) wohl auch darauf, die Erzählinstanz des Textes überhaupt mit den Kategorien und Strukturbegriffen der älteren oder neueren Erzähltheorie zu erfassen. Stattdessen wählen sie jeweils einen Ansatz, diese unabhängig davon in ihrer Funktionalität zu beschreiben.

Insgesamt gesehen verbindet sich die • Er-Erzählung jedenfalls nicht eindeutig und über den ganzen Text hinweg mit • personalem oder • auktorialem Erzählverhalten. Beim genauen Lesen wird aber immer wieder erkennbar, dass das "schaffende Bewußtsein" (Hermes (1994/2003, S.219), das wir hier aber weiterhin den Erzähler nennen, "nicht voll identisch mit dem Galeriebesucher (ist)" (Meurer1988/31999, S.78)

Deutlich wird dabei, dass der Erzähler dem Galeriebesucher  "vom räumlichen point of view sehr nahe steht." Daher kann ach nur er sagen •"Vielleicht eilte [...] hinab", wenn er eine räumliche Position (unsichtbar) neben dem Erzähler bezogen hat. Und auch im Zusammenhang mit seinen Ausführungen über das Weinen des Galeriebesuchers, der dabei ja seinen Kopf über die Brüstung gesenkt hat, kann er das nur wahrnehmen, wenn er ihm gewissermaßen zusehen kann. Die Äußerung, wonach der Galeriebesucher am Ende der Geschichte im Schlussmarsch wie • in einen schweren Traum versinkt, und weint, ohne es zu wissen, ist aus einer olympischen Position gesprochen und steht hier für auktoriales Erzählverhalten, auch wenn insgesamt gesehen dieser auktoriale Erzähler nicht auf eine konkrete Erzählperson zurückverweist (vgl. Petersen 1993, S.59). Dass es sich nicht um einen auktorialen ›Erzähler‹ im herkömmlichen Sinne handelt, wird auch daran deutlich, dass diese Parabel weniger eine Erzählung im Sinne einer narrativen Zustandsveränderung bzw. Situationsveränderung (vgl. Schmid 2005, S.13) als eine "literarische Versuchsanordnung"  (Sudau 2021, S.16) darstellt. Das wiederum könnte auch dafür sprechen, sie eher als • "Denkbild" (Zymner (2010, S. 456), denn • als Parabel aufzufassen, auch wenn die Grenzen zwischen beiden nicht einfach zu ziehen sind. Ob sich der Sinn des des Textes dann wirklich • durch Allegorisierung und eine textexterne Bedeutungskonstruktion erschließen lässt, wird dann allerdings auch zweifelhaft.

Das "schöpferische Bewusstsein" des Gedankenspiels – ob man es nun wie Sudau (2021, S.16) als auktoriales fasst oder nicht – verfügt jedenfalls über "eine übergeordnete Einsicht [...], die außerhalb der Grenzen der entworfenen Situation steht" (Hermes 1994/2003, S.222) und bietet "die Bewusstseinsarena des Textes" (Sudau 2021, S.16) Er beobachtet das Geschehen "gewissermaßen in der Position dritter Ordnung" (Niehaus 2010, S.74), d. h. einer Position, die sowohl den begrenzten Blick des Publikums (Position erster Ordnung) als auch den des Galeriebesuchers (Position zweiter Ordnung, da er auch das Publikum beobachtet) beschreiben und kommentieren kann. Auch wenn das Bild mit gewissen individuellen Konturen einer Erzählperson ein wenig in die Irre führt, kann man ihn sich durchaus "als einen Galeriebesucher vorstellen, der noch eine oder mehrere Balkonreihen über dem beschriebenen Galeriebesucher steht und zugleich auf diesen wie auf das Publikum im Parterre herabschaut. Dieser auktoriale Erzähler ist gleichsam jemand, der für den Leser laut denkt und ihn damit in seine Überlegungen hineinzieht." (Sudau (2021, S.16) Dies wird schon im ersten Teil der Geschichte deutlich, wenn von "irgendeine(r)" Kunstreiterin, die Rede ist, die in Beziehung zu einem durch den unbestimmten Artikel ebenso unbestimmten entindividualisierten Publikum ("einem unermüdlichen Publikum") gesetzt wird und damit die Schilderung des Geschehens als "allgemeingültig oder zumindest allgemein möglich" (Hermes 1994/2003, S.221) ausgibt.

Die "gebrochene, mehrperspektivische Darstellungsweise" (Sudau (2021, S.17) lässt sich auf Textebene jedenfalls nur mühsam dekonstruieren. Rekurriert man auf den biografischen Kontext, so kann sich diese aber durchaus auch als "Einsicht des Autors in die Gebrochenheit der Weltwahrnehmung" lesen, bei dem sich in einer Art "literarischer Versuchsanordnung" das schöpferische oder auktoriale Bewusstsein so weit zurückzieht, dass es sich u. U. kaum noch vom Autor selbst unterscheiden lässt.

Fremdheitserfahrungen thematisieren
Baustein: Einen Zugang zu Kafkas Parabeln finden:
▪ Kohärenzbildung über mentale Modelle, kognitive Schemata und literarische Konventionen (Gattungen)

Eine moderne Parabel interpretieren
Quickie: So interpretiert man eine moderne Parabel
Überblick
Aspekte der Schreibaufgabe
Didaktische und methodische Aspekte
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Die Schreibaufgabe analysieren
Sich auf eine moderne Parabel einlassen
Über Kohärenzlücken "stolpern" und Transfersignale erkennen
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Die sprachliche Gestaltung des Bildbereichs untersuchen
Die Textinterpretation strukturieren
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Arbeitsschritte zur Bewältigung von Schreibaufgaben
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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 11.10.2024

 
 

 
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