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Schulische Schreibformen: Didaktische und methodische Aspekte
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Themabereich: Lesen »
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Lese- und Rezeptionsstrategien
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Lesen und Textverstehen
(CI-Modell)
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Hermeneutische Modelle des
Textverstehens
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Überblick
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Grundpositionen der Texthermeneutik
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Werkinterpretation
(textimmanente Interpretation)
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Überblick
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Hermeneutischer Zirkel
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Kognitionspsychologie
und hermeneutischer Zirkel
Die
Frage nach dem ▪
Unterschied zwischen dem Analysieren und Interpretieren hat
eine sehr lange Geschichte, die weit über die Deutsch- und
Literaturdidaktik hinausführt.
Die
erkenntnistheoretischen Unterschiede, die zwischen den beiden
kognitiven Verarbeitungsprozessen im Umgang mit literarischen
Texten gemacht wird, führt zu den
hermeneutischen Grundlagen des Verstehens, die mit
unterschiedlichen Konzepten den Erfordernissen des ▪
Handlungsfelds Literatur in der Schule angepasst werden.
Aus
pragmatischen Gründen, denen sich literatur- und
schreibdidaktische Überlegungen anschließen können, scheint es,
auch wenn es keinen Konsens über die Verwendung der Begriffe
Analyse und Interpretation gibt, am besten, an einer
Unterscheidung festzuhalten, "da sie es erlaubt, eine komplexe
literaturwissenschaftliche Tätigkeit nach bestimmten Kriterien
zu differenzieren und damit klarer beschreibbar zu machen.
Textanalysen gelten als eher neutral gegenüber den spezifischen
Rahmenannahmen eines literaturtheoretischen Ansatzes, für
Interpretationen dagegen wird der Grad der Abhängigkeit von
solchen Rahmenannahmen als hoch angesetzt." (Köppe/Winko 2008, S.13 f.)
Im Rahmen der ▪ Typologie
schulischer Schreibformen werden Textinterpretation und
Textanalyse als jeweils spezifische Textmuster unterschieden,
die zwar ▪
zum Teil auf gleichen Erschließungsverfahren beruhen, aber
vor allem unterschiedliche Textsorten bzw. Textklassen zum
Gegenstand haben. Während sich die Textinterpretation in der
Schule mit literarischen Texten befasst, kümmert sich die ▪
Textanalyse
um die Untersuchung
pragmatischer Texte (auch:
Gebrauchstexte,
Sachtexte).
Wird der Begriff nicht hauptsächlich an die Textart gebunden,
kann Textanalyse auch einfach Verfahren bezeichnen, "die nicht auf die Interpretation (Gesamtdeutung) eines Textes aus sind, sondern bewusst nur strukturelle
Teilaspekte untersuchen wollen". (Mettenleitner/Knöbel
1996, S.339f.). In diesem Sinne versteht man unter der Analyse des
Textes "eine Methode der Textarbeit und nur eine Teilleistung
der Textinterpretation" dar (ISB
22010, Bd.2, S. 381)
Aus diesen Gründen scheint es berechtigt und didaktisch auch durchaus
sinnvoll, möglichst genau zu präzisieren, ob primär analysiert und
beschrieben, oder hauptsächlich interpretiert werden soll. In schriftlichen
Aufgabenstellungen können dies entsprechende ▪
Operatoren leisten.
Allerdings macht es,
da die Abgrenzung nicht immer sehr trennscharf ist, auch wenig Sinn, den Akzent
bei der ▪ schulischen
Textinterpretation nur auf das eine oder andere zu legen.
Wenn einem aber
wichtig ist, die Tätigkeiten des Analysierens und Beschreibens
bei ▪ Schreibaufgaben vom eigentlichen Interpretieren deutlicher
von einander abzugrenzen, dann sollten entsprechende Vorgaben
als Relevanzinstruktionen auch in
offenen Aufgabenformaten ("Interpretieren Sie den Text xy.")
angeben, was verlangt ist.
So könnte man,
zumindest als gewisse Orientierung, wenn einem dabei nicht
eine sowohl methodisch wie kognitiv streng getrennte Operation vorschwebt,
von (primär) deskriptiven und interpretativen Textanalysen bzw. -beschreibungen
sprechen, wobei gerade letztere eben noch nicht den Anspruch erhebt, eine
mehr oder weniger stringente und konsistente Interpretation als Ganzes zu
bieten. (Beispiel
1,
Beispiel 2)
Didaktisch bleibt dies aber wohl schwer zu vermitteln.
Literarische
Texte |
Sachtexte |
Texterfassung,
Textbeschreibung, Textdeutung (Interpretation)
-
Erfassen des Inhalts und seiner Gliederung
-
Erfassen zentraler
strukturbildender Elemente
-
Beschreiben und
In-Beziehung-Setzen historisch-sozialer Kontexte
-
Ziehen begründeter
Schlussfolgerungen auf der Grundlage der Ergebnisse der
Textdeutung
Die Abfassung einer Wertung oder Beurteilung sollte ausdrücklich
in der Aufgabenstellung formuliert sein |
Texterfassung,
Textbeschreibung, Textuntersuchung (Textanalyse)
-
Erfassen des Inhalts und Gedankengangs
-
Erfassen zentraler strukturbildender Elemente
-
Erfassen des
Gedankengangs bzw. der
argumentativen Strukturen
-
(Haupt-) These(n)
-
Argumente
-
Schlussfolgerungen
-
Beschreiben und
Erläutern des Funktionszusammenhangs von Inhalt, Textstrukturen
und Aussageintentionen sowie der (beabsichtigten bzw.
vermuteten) Textwirkung
-
Ziehen von
reflektierten Schlussfolgerungen im Rahmen des historischen und
aktuellen Verstehenshorizontes
Die Abfassung einer Wertung oder Beurteilung sollte ausdrücklich
in der Aufgabenstellung formuliert sein |
▪
Textinterpretation |
▪
Textanalyse |
Wenn einem aber
wichtig ist, die die Tätigkeiten des Analysierens und Beschreibens
bei Schreibaufgaben vom eigentlichen Interpretieren deutlicher
abzusetzen, dann sollten entsprechende Vorgaben und Anweisungen
klar signalisieren, worauf
der Schwerpunkt der Darstellung liegt.
So könnte man,
zumindest als gewisse Orientierung, wenn einem dabei nicht
eine sowohl methodisch wie kognitiv streng getrennte Operation vorschwebt,
von (primär) deskriptiven und interpretativen Textanalysen bzw. -beschreibungen
sprechen, wobei gerade letztere eben noch nicht den Anspruch erhebt, eine
mehr oder weniger stringente und konsistente Interpretation als Ganzes zu
bieten. (Beispiel
1,
Beispiel 2)
Didaktisch bleibt dies aber wohl schwer zu vermitteln.