teachSam- Arbeitsbereiche:
Arbeitstechniken - Deutsch - Geschichte - Politik - Pädagogik - PsychologieMedien - Methodik und Didaktik - Projekte - So sucht man auf teachSam - teachSam braucht Werbung


deu.jpg (1524 Byte)

 

 

Bausteine

Der Onkel und seine Tochter Erna

Franz Kafka: Der Prozess - Handlungsverlauf - Der Onkel / Leni


FAChbereich Deutsch
Glossar Literatur
Literarische Gattungen Autorinnen und Autoren  Franz Kafka Überblick Biografischer Überblick Brief an den Vater Parabeln Der Prozess (Roman) Didaktische und methodische Aspekte Überblick Gesamttext (Kapiteleinteilung nach Malcom Pasley 1990)  • Handlungsverlauf Überblick KapitelanordnungVerhaftungGespräch mit Frau Grubach/ Dann Fräulein BürstnerErste UntersuchungIm leeren Sitzungssaal/ Der Student/ Die Kanzleien Der Prügler [ Der Onkel / Leni Text Überblick Aspekte der Erzähltextanalyse Bausteine ] Advokat / Fabrikant / Maler Kaufmann Block / Kündigung des AdvokatenIm DomEndeB.s FreundinStaatsanwaltZu ElsaKampf mit dem Direktor-StellvertreterDas HausFahrt zur MutterBausteine Erzählstrukturen Einzelne InterpretationsaspekteTextauswahlBausteineLinks ins Internet   Das Schloss (Roman) Erzählungen Links ins Internet Schreibformen Operatoren im Fach Deutsch
 

docx-Download - pdf-Download

Gesamttext (Kapiteleinteilung nach Malcom Pasley 1990)
Text des Kapitels "Der Onkel / Leni"

Gestaltend interpretieren
Quickie für Eilige
Überblick
Aspekte der Schreibaufgabe »
Musterbeispiele
Bausteine
Häufig gestellte Fragen
Links ins Internet

Der nachfolgende Auszug aus dem Kapitel •"Der Onkel / Leni" aus • Franz Kafkas Roman "• Der Prozess" dient dazu, im Zuge einer Schreibaufgabe zur • gestaltenden Interpretation zu einem vertieften Textverständnis zu gelangen.

[...] »Lieber Onkel«, sagte K. und riss sich von seiner Zerstreutheit los, »ich weiß ja gar nicht, was du von mir willst.« »Josef«, sagte der Onkel warnend, »die Wahrheit hast du immer gesagt, soviel ich weiß. Soll ich deine letzten Worte als schlimmes Zeichen auffassen?« »Ich ahne ja, was du willst«, sagte K. folgsam, »du hast wahrscheinlich von meinem Prozess gehört.« »So ist es«. antwortete der Onkel, langsam nickend, »ich habe von deinem Prozess gehört.« »Von wem denn?« fragte K.

»Erna hat es mir geschrieben«, sagte der Onkel, »sie hat ja keinen Verkehr mit dir, du kümmerst dich leider nicht viel um sie, trotzdem hat sie es erfahren. Heute habe ich den Brief bekommen und bin natürlich sofort hergefahren. Aus keinem anderen Grund, aber es scheint ein genügender Grund zu sein. Ich kann dir die Briefstelle, die dich betrifft, vorlesen.« Er zog den Brief aus der Brieftasche. »Hier ist es. Sie schreibt: «Josef habe ich schon lange nicht gesehen, vorige Woche war ich einmal in der Bank, aber Josef war so beschäftigt, dass ich nicht vorgelassen wurde; ich habe fast eine [→HL 65] Stunde gewartet, musste dann aber nach Hause, weil ich Klavierstunde hatte. Ich hätte gern mit ihm gesprochen, vielleicht wird sich nächstens eine Gelegenheit finden. Zu meinem Namenstag hat er mir eine große Schachtel Schokolade geschickt, es war sehr lieb und aufmerksam. Ich hatte vergessen, es Euch damals zu schreiben, erst jetzt, da Ihr mich fragt, erinnere ich mich daran. Schokolade, müsst Ihr wissen, verschwindet nämlich in der Pension sofort, kaum ist man zum Bewusstsein dessen gekommen, dass man mit Schokolade beschenkt worden ist, ist sie auch schon weg. Aber was Josef betrifft, wollte ich Euch noch etwas sagen. Wie erwähnt, wurde ich in der Bank nicht zu ihm vorgelassen, weil er gerade mit einem Herrn verhandelte. Nachdem ich eine Zeitlang ruhig gewartet hatte, fragte ich einen Diener, ob die Verhandlung noch lange dauern werde. Er sagte, das dürfte wohl sein, denn es handle sich wahrscheinlich um den Prozess, der gegen den Herrn Prokuristen geführt werde. Ich fragte, was denn das für ein Prozess sei, ob er sich nicht irre, er aber sagte, er irre sich nicht, es sei ein Prozess, und zwar ein schwerer Prozess, mehr aber wisse er nicht. Er selbst möchte dem Herrn Prokuristen gerne helfen, denn dieser sei ein guter und gerechter Herr, aber er wisse nicht, wie er es anfangen sollte, und er möchte nur wünschen, dass sich einflussreiche Herren seiner annehmen würden. Dies werde auch sicher geschehen, und es werde schließlich ein gutes Ende nehmen, vorläufig aber stehe es, wie er aus der Laune des Herrn Prokuristen entnehmen könne, gar nicht gut. Ich legte diesen Reden natürlich nicht viel Bedeutung bei, suchte auch den einfältigen Diener zu beruhigen, verbot ihm, anderen gegenüber davon zu sprechen, und halte das Ganze für ein Geschwätz.

Trotzdem wäre es vielleicht gut, wenn Du, liebster Vater, bei Deinem nächsten Besuch der Sache nachgehen wolltest, es wird Dir leicht sein, Genaueres zu erfahren und, wenn es wirklich nötig sein sollte, durch Deine großen, einflussreichen Bekanntschaften einzugreifen. Sollte es aber nicht nötig sein, was ja das wahrscheinlichste ist, so wird es wenigstens Deiner Tochter bald Gelegenheit geben, Dich zu umarmen, was sie freuen würde.» - Ein gutes Kind«, sagte der Onkel, als er die Vorlesung beendet hatte, und wischte einige Tränen aus den Augen fort. K. nickte, er hatte infolge der verschiedenen Störungen der letzten Zeit vollständig Erna vergessen, sogar ihren Geburtstag hatte er vergessen, und die Geschichte von der Schokolade war offenbar nur zu dem Zweck erfunden, um ihn vor Onkel und Tante in Schutz zu nehmen. Es war sehr rührend, und mit den Theaterkarten, die er ihr von jetzt ab regelmäßig schicken wollte, gewiss nicht genügend belohnt, aber zu Besuchen in der [→HL 66] Pension und zu Unterhaltungen mit einer kleinen achtzehnjährigen Gymnasiastin fühlte er sich jetzt nicht geeignet. [...]

(in: Franz Kafka, Der Prozess, (1) Ausgabe der Hamburger Lesehefte Husum 2008, 64f., bzw. (2) Frankfurt suhrkamp 2005, S.98f.)

Gestaltend interpretieren
Quickie für Eilige
Überblick
Aspekte der Schreibaufgabe »
Musterbeispiele
Bausteine
Häufig gestellte Fragen
Links ins Internet

Gesamttext (Kapiteleinteilung nach Malcom Pasley 1990)
Text des Kapitels "Der Onkel / Leni"

docx-Download - pdf-Download

Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 28.11.2023

    
   Arbeitsanregungen:
  1. Fassen Sie den Inhalt des 5. Kapitels ("Der Prügler", (1) S.58-63 bzw. (2) S.89-96) knapp zusammen und machen Sie dabei deutlich, inwiefern K. Probleme zu schaffen machen, von denen der Onkel nichts weiß.
  2. Verfassen Sie im Anschluss daran eine gestaltende Interpretation zu dem obigen Textauszug aus dem Kapitel "Der Onkel / Leni.

    Gehen Sie dabei  von folgender Situation aus:

    K. macht sich Sorgen, dass Erna Informationen über seinen Prozess an die Familie wei-tergegeben hat. Um herauszufinden, was sie alles weiß und mit wem von der Bank sie Kontakt hatte, bringt er ihr die nächste Theaterkarte doch persönlich vorbei. Es kommt zu einem Gespräch zwischen den beiden.
    Gestalten Sie einen Erzählerbericht über K.s Weg zu Erna sowie den Dialog.

    (nach einer Idee von Ulrich Vormbaum – vormbaum.net)

 
 
 

 
ARBEITSTECHNIKEN und mehr
Arbeits- und Zeitmanagement Kreative Arbeitstechniken Teamarbeit ▪ Portfolio ● Arbeit mit Bildern  Arbeit mit Texten Arbeit mit Film und VideoMündliche Kommunikation Visualisieren PräsentationArbeitstechniken für das Internet Sonstige digitale Arbeitstechniken 

 
  Creative Commons Lizenzvertrag Dieses Werk ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International License (CC-BY-SA)
Dies gilt für alle Inhalte, sofern sie nicht von
externen Quellen eingebunden werden oder anderweitig gekennzeichnet sind. Autor: Gert Egle/www.teachsam.de
-
CC-Lizenz