Es
nannten ihre Bücher
Mädchen, setzt euch zu mir nieder,
Niemand stört hier unsre Ruh,
Seht,
es kommt der Frühling wieder,
Weckt
die Blumen und die Lieder,
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Ihn
zu ehren, hört mir zu.
Weise, strenge Mütter lehren:
»Mädchen, flieht der Männer List!«
Und
doch lasst ihr euch betören!
Hört,
ihr sollt ein Beispiel hören,
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Wer
am meisten furchtbar ist.
Ziblis, jung und schön, zur Liebe,
Zu
der Zärtlichkeit gemacht,
Floh
aus rauem, wilden Triebe,
Nicht
aus Tugend alle Liebe,
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Ihre
Freude war die Jagd.
Als
sie einst tief im Gesträuche
Sorglos froh ein Liedchen sang,
Ward
sie blass wie eine Leiche,
Da
aus einer alten Eiche
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Ein
gehörnter Waldgott sprang.
Zärtlich lacht das Ungeheuer,
Ziblis wendet ihr Gesicht,
Läuft, doch der gehörnte Freier
Springt ihr wie ein hüpfend Feuer
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Nach
und ruft: »O flieh mich nicht!«
Schrei'n kann niemals überwinden.
Sie
lief schneller, er ihr nach.
Endlich kam sie zu den Gründen,
Da,
wo unter jungen Linden
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Emiren am Wasser lag.
»Hilf
mir!« rief sie. Er, voll Freude,
Dass
er so die Nymphe sah,
Stand
bewaffnet zu dem Streite
Mit
dem Ast der nächsten Weide,
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Als
der Waldgott kam, schon da.
Der
trat näher, ihn zu höhnen,
Und
ging schnell den Zweikampf ein.
Sie
erbebt für Emirenen.
Immer
wird das Herz der Schönen
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Auf
des Schönen Seite sein.
Seinen Feind im Sand zu höhnen,
Regt
sich Fuß und Arm und Hand,
Bald
mit Stoßen, bald mit Dehnen.
Liebe
stärkt die Kraft der Sehnen,
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Beide waren gleich entbrannt.
Endlich sinkt der Faun zur Erden,
Denn
ihn traf ein harter Streich.
Grässlich zerrt er die Gebärden;
Emiren, ihn loszuwerden,
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Wirft ihn in den nächsten Teich.
Ziblis lag mit matten Blicken,
Da
der Sieger kam, im Gras.
Wird's ihm, ihr zu helfen, glücken?
Leicht sind Mädchen zu erquicken,
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Oft
ist ihre Krankheit Spaß.
Sie
erhebt sich. Neues Leben
Gibt
ein heißer Kuss ihr gleich.
Doch,
der einen schon gegeben,
Sollte nicht nach mehrern streben?
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Das
sieht einem Märchen gleich.
Wartet nur. Es folgten Küsse
Hundertweis; sie schmeckten ihr.
Ja,
die Mäulchen schmecken süße.
Und
bei Ziblis waren diese
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Gar
die ersten. Glaubt es mir.
Darum
sog mit langen Zügen
Sie
begierig immer mehr.
Endlich trunken von Vergnügen,
Ward
dem Emiren das Siegen,
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Wie
ihr denken könnt, nicht schwer.
Mädchen, fürchtet rauer Leute
Buhlerische Wollust nie.
Die
im ehrfurchtsvollen Kleide
Viel
von unschuldsvoller Freude
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Reden, Mädchen, fürchtet die.
Wacht, denn da ist nichts zu scherzen.
Seid
viel lieber klug als kalt.
Zittert stets für eure Herzen.
Hat man einmal diese Herzen,
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Ha!
Das andre hat man bald.