Begriff Lernaufgabe
Es existiert kein verbindlicher Begriff der
▪ Lernaufgaben, wenngleich natürlich alle Konzepte und Klassifikationen
der Schreibaufgaben in wesentlichen Aspekten übereinstimmen.
Lernaufgaben dienen dem Lernen und damit dem Erwerb von
Wissen,
Kompetenzen und Fähigkeiten.
Unterschiedlich ist vor allem, ob Übungsaufgaben
einen eigenen Typ bilden oder einen Untertyp der Lernaufgaben
darstellen. Das Für und Wider soll hier nicht weiter erörtert
werden. Erwähnt werden soll allerdings, dass es natürlich auch gute
Gründe dafür gibt, den Begriff der Lernaufgabe als Oberbegriff für
die untergeordneten Typen
Erarbeitungsaufgaben und
Übungs-
und
Anwendungsaufgaben zu betrachten.
In diesem teachSam-Arbeitsbereich wird aber zwischen
▪ Lern-,
▪
Übungs- und ▪
Leistungsaufgaben
unterschieden. Dabei kommt es naturgemäß zwischen Lern- und
Übungsaufgaben zu Überschneidungen, weil Üben ja auch stets eine
Form von Lernen darstellt und damit auch immer dem Erwerb von
Wissen, Kompetenzen und Fähigkeiten verpflichtet ist. Und doch
lassen sich bei genauerem Hinsehen eben doch auch Unterschiede
feststellen, wie sie im Überblick dargestellt sind.
Lernaufgaben und Leistungsaufgaben als Schreibaufgaben
Um sich den Unterschied zwischen beiden Aufgabentypen klar zu
machen, muss man sich vor Augen halten, was Lernen im Vergleich zum
Beurteiltwerden bedeutet und welche Konsequenzen die Unterschiede
zwischen beiden auf das didaktische Design von Schreibaufgaben
haben.
Wer lernt,
erwirbt oder erweitert seine
Kompetenzen.
Das gilt uneingeschränkt natürlich auch für schulische
Schreibaufgaben, die als Lernaufgaben konzipiert sind. Die Bewältigung von Lernaufgaben findet entweder allein oder
gemeinsam mit anderen Lernern, mit Beratern i. w. S. (z. B. auch
Elternteilen) oder Lehrpersonen statt. Ihr gemeinsamer Nenner:
Ein Lernraum, der sich von dem Leistungsraum, der z. B. bei
Prüfungen herrscht, erheblich unterscheidet. Dabei haben die
beiden Begriffe keinen Ortsbezug im engeren Sinne.
Lernraumsetting - eine
förderliche Lernumgebung
Der Lernraum für
die herkömmliche unterrichtliche Bewältigung von Lernaufgaben im
Klassenzimmer ist ein
Setting,
bei dem es zu einer besonderen, engen, aufeinander vielfältig
bezogenen Verbindung von Handlungen und einer darauf mehr oder
abgestimmten Umgebung kommt. Im Lernraumsetting muss sich dabei
eine förderliche Lernumgebung zeigen, in der die Akteure
entsprechend miteinander umgehen.
-
Die
handelnden Akteure sind die Schülerinnen und Schüler
als Schreibende sowie der bzw. die Lehrperson(en).
-
Das Programm der Schülerinnen und Schüler ist es, bestimmte
Schreibaufgaben zu lösen bzw. zu bewältigen. Das Programm
steht ganz im Zeichen des Kompetenzerwerbs. Wer es ausführt,
will Bewährtes ausprobieren, neue Wege gehen, Neues lernen
und verstehen. Dabei ist sind Irrwege zulässig, Fehler
erlaubt, die im besten Fall selbst wieder Lernprozesse
auslösen. Die Schreiberinnen und Schreiber erproben dabei
schon erworbene
Schreibkompetenzen und dürfen, selbst auf die Gefahr des
"Scheiterns" hin, eigene Wege gehen. Die Schreibaufgaben
können dabei auch mit unterschiedlichen Formen des
kooperativen Schreibens bewältigt werden.
-
Das Programm der Lehrkräfte ist es, die Schülerinnen und
Schüler zum Schreiben zu motivieren in ihren
Schreibprozess zu beraten bzw. zu coachen.
-
Die Umgebung ist gewöhnlich das Klassenzimmer oder ein
Kursraum mit seiner in der Regel geschlossenen Türe und mit
Ausstattungen wie (Gruppen-)Tische, Stühle, Tafel,
Whiteboards, Medientechnik wie z. B. digitale
Audioabspielgeräte, Beamer, PC/Noteboos, Tablets etc. (je
vielfältiger, desto mehr Möglichkeiten gibt es, sich dem
Schreiben mit Medien zu nähern oder bestimmte Aufgaben im
Schreibprozess mit bestimmten Medien anzugehen (z. B.
Internetrecherche, kollaborative Textbearbeitung bei
materialgestütztem Schreiben etc.)
Allgemeine Merkmale von Lernaufgaben
Lernaufgaben
-
zielen darauf,
bestimmte Teilkompetenzen bzw. Fähigkeiten zu entwickeln
-
sollen dabei
helfen, das zu erwerben, was in Leistungsaufgaben später geprüft
wird, d. h. Leistungsaufgaben können nicht ohne vorangegangene
Lernaufgaben gestellt werden
-
stehen in einer
engen Beziehung zu dem jeweiligen "Zieltyp des Lernen" (Köster
2008, S.5)
-
beginnen in der
Regel einen bestimmten Lernprozess
-
bauen aufeinander
auf
-
differenzieren
das Anspruchsniveau der Aufgabe mit unterschiedlichen
Schwierigkeitsgraden
-
führen bei dem an
bestimmten Textmuster orientiertem Schreiben in das geforderte
Textmuster und die neue dafür vorgesehene Schreibaufgabe ein
-
organisieren den
Prozess zur Bewältigung der Schreibaufgabe im Allgemeinen in
einem schrittweisen Vorgehen
Prozessorientierte Lernaufgaben
Prozessorientierung beim
Schreiben ist nicht dann erreicht, wenn der Schreibprozess einfach
in einzelne Schritte zerlegt (zerlegendes
Schreiben) wird. Solche
Schreibstrategien, die den
Schreibprozess zerlegen, das
Schritt-für-Schritt-Schreiben z. B., machen es also, zumindest
allein, nicht aus.
Prozessorientierte Schreibaufgaben
sollen ferner "der ständigen Durchmischung und Wechselwirkung
aller beteiligten Prozessphänomene Rechnung tragen" indem
den Schülerinnen und Schülern ermöglicht wird, "sich ausgiebig,
unter verschiedenen Perspektiven, mittels unterschiedlicher
Medien dem Text anzunähern" (Brugger 2004, zit. n.
https://www.uni-bamberg.de/germ-didaktik/transfer/online-seminare/schreib-web/schreibprozess/
9.10.2018).
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
11.01.2024
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