"Denn was man schwarz auf weiß besitzt, kann man getrost nach Hause
tragen". (Goethe, Faust)
"Das kann ich dir schriftlich geben", sagen wir umgangssprachlich
und meinen, "dessen kannst du sicher sein´" . "Das kannst du schwarz
auf weiß haben" oder "das gebe ich dir schwarz auf weiß". Wir wollen
damit etwas bekräftigen, wenn es sein muss, dann eben auch
schriftlich. Verbindlichkeit soll hergestellt werden im Sinne von
"drauf kannst du dich verlassen". Und: "Hier steht es schwarz auf
weiß" betonen wir, wenn wir ausdrücken wollen, dass an der
Richtigkeit und /oder Wahrheit einer Äußerung, die wir vielleicht
zuvor mündlich gemacht haben, kein Zweifel bestehen kann. In allen
diesen Sprachhandlungen spielt die
Schriftlichkeit und damit auch die
Schrift eine
zentrale Rolle. Es genügt, wie in den beiden ersten Fällen, sogar
nur, auf die Schriftform mündlich zu verweisen, um den mündlichen
Aussagen gebührenden Nachdruck zu verleihen.
Das Wortfeld, das sich um den Begriff Schrift aufbauen lässt, ist
außerordentlich vielfältig und ist mit den in der unten stehenden
WordCloud dargestellten Wörtern und Begriffe nicht abgeschlossen. Es
zeigt aber, dass das Wort (Lexem) Schrift in unserem Wortschatz (Lexikon)
viele anderen Begriffe in ihrer Bedeutung beeinflusst. Mehr soll
hier dazu nicht thematisiert werden.

Die Schrift ist ein komplexes Phänomen
Für die menschliche Kommunikation ist das Vorhandensein und der
Gebrauch einer Schrift ungeheuer wichtig. Sie zu benutzen ist in
modernen literalen Gesellschaften, in denen Schriftlichkeit
unverzichtbar geworden ist, so selbstverständlich geworden, dass wir
uns eigentlich kaum einmal Gedanken darüber machen, was es damit auf
sich hat.
Schrift ist, so definiert das
Metzler
Lexikon Sprache (1993, S, 531), eine "Form des graph. Ausdrucks
von Sprache, gebunden an einen Beschreibstoff, produziert von einer
schreibenden (oder meißelnden, malenden usw.) Hand, rezipiert durch
ein lesendes Auge (oder tastende Finger;" Dabei haben Schriften eine
jeweils begrenzte Anzahl von Schriftzeichen, dessen Menge und
Gestalt auf gesellschaftlicher bzw. kultureller Konvention beruht.
Schrift kann in einer
zerdehnten Kommunikation als Medium Sprache zeitlich und
räumlich nahezu unbegrenzt konservieren und ihre sprachlichen
Äußerungen überall hin transportieren. (gilt natürlich auch für
elektromagnetisch oder digital aufgezeichnete Tonaufnahmen)
Schrift besteht nicht nur aus Buchstaben
Schrift besteht nicht nur aus Buchstaben und Schrift ist eben
nicht nur
Buchstabenschrift (alphabetische
Schrift).
Wer Fremdsprachen lernt, orientiert sich an der
Lautschrift
(Segmentalschrift, phonetische Schrift), welche die gesprochene
Sprache in ein Zeichensystem mit auf den Kopf gestellten oder
rotierten Zeichen,
Ligaturen und »diakritischen
Zeichen (Umlaut-Punkte in ä, ö, ü;
é,
ă,
Unterstrich etc.) transkribiert (alphabetische Lautschrift).
Und zu den uns eher geläufigen
phonographischen Schrifttypen, die mit den Lauten einer Sprache
korrespondieren und zu denen auch die alphabetische
Buchstabenschrift gehört, gibt es noch ganz andere, die so genannten
logographischen Schrifttypen, die auf die Bedeutung von Wörtern
referieren.
Die »chinesische
Han-Schrift gehört dazu wie auchbestimmte Elemente der »altägyptischen Hieroglyphen, die altorientalische »Keilschrift
oder die »Schrift
der Mayas dar. Selbst die Wortkürzel in der »Stenografie
sind ebenfalls logographisch.
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
10.07.2020
|
|