Man kann sich beim Schreiben an Unterschiedlichem
orientieren
Die Art und Weise, wie Schreibaufgaben erfüllt werden
und auf welche Weise die
Schreibentwicklung vonstatten geht, hat auch
mit der so genannten lernstrategischen Orientierung zu tun, der die
verschiedenen Schreiber beim Schreiben folgen. Nach
Lehtinen (1994,
S.156f.) lassen sich dazu drei Prototypen unterscheiden, zwischen denen
freilich Übergänge existieren und die sich auch noch weiter
abstufen lassen. (vgl.
Baurmann 2002/2008, S, 76)
Problem- und aufgabenbezogene Orientierung |
Soziale Abhängigkeitsorientierung |
Ich-bezogene Orientierung |
SchreiberInnen
-
empfinden
eine sachgemäß gestellte Schreibaufgabe als
Herausforderung
-
wollen diese
eigenständig erfüllen
-
profitieren
beim Schreiben in der Schule am meisten
-
können eine
positive Selbstbewertung ihrer Leistungsfähigkeit
entwickeln
|
SchreiberInnen
-
wollen die
sozialen und die Leistungserwartungen ihrer Lehrkräfte
erfüllen
-
konzentrieren
sich in der Regel auf die Schreibaufgaben, denen sie mit
Fleiß gerecht werden wollen
-
suchen
während des Schreibens häufig Rückmeldungen und Hilfe
bei der Lehrkraft
-
sind
motivational stark von der Zuwendung des Lehrers
abhängig
|
SchreiberInnen
-
haben meist
beim Schreiben keine positiven Erfahrungen gemacht
-
empfinden die
Rahmenbedingungen beim Schreiben in der Schule,
insbesondere beim Schreiben zur Leistungskontrolle, als
unangenehm und belastend
-
versuchen
Schreibanforderungen auszuweichen durch
"Ersatzhandlungen" wie Schreibmaterialien vorbereiten,
lange Prozeduren zur Schreibvorbereitung
-
überarbeiten
ihre Texte in der Regel nicht
-
wollen oft
weder von Mitschülern noch von Lehrkräften Hilfe
annehmen
|
(vgl.
Baurmann 2002/2008, S, 76)
Verantwortung für den eigenen Text übernehmen
Diese drei Schreiborientierungen, die in
unterschiedlicher Weise Einfluss auf die Bewältigung einer
Schreibaufgabe und die dafür gewählte Vorgehensweise (Schreibstrategien) haben, lassen sich auch nach dem
Grad und dem
Charakter der Verantwortungsübernahme für die eigene Textproduktion
beschreiben.
-
SchreiberInnnen, die einer problem- und
aufgabenbezogenen Orientierung folgen, übernehmen meistens eine hohe Eigenverantwortung für
die Bewältigung der Schreibaufgabe.
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Wer schreibt, "was der Lehrer hören will", SchreiberInnen also, die einer
sozialen Abhängigkeitsorientierung folgen und "ihre Texte vorrangig für
den Lehrer verfassen" (Baurmann 2002/2008, S.76) - nicht zu verwechseln mit einer
reflektierten Adressatenorientierung des Textes - weichen der Eigenverantwortung im
Grunde aus.
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Wer schließlich einer
ich-bezogenen Orientierung folgt,
übernimmt in einer von (sozialen) Versagensängsten geprägten Sicht die
volle Verantwortung in einer Form einer "Ich-bin-nicht-ok-Botschaft".
Obwohl gerade er "in verschiedenen Phasen des
Schreibprozesse gezielte Hilfen und Zuwendung" (ebd.) benötigte,
nimmt er die
die Unterstützung durch andere nicht wahr. Dass daraus
Schreibschwierigkeiten bis hin zu Schreibblockaden
entstehen können, versteht sich fast von selbst.
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
12.04.2021
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