Aufgaben erfüllen verschiedene Zwecke
Aufgaben können beim institutionellen Lernen in der
Schule sehr unterschiedlichen Zwecken dienen. Sie können dem Lernen
in allen Bereichen dienen, mit ihnen kann man z. B. den Lerner
fördern, man kann damit
Kompetenzen
erwerben und entwickeln (Lernaufgaben), Lerngegenstände üben,
wiederholen und sichern (Übungsaufgaben) und mit ihnen auch
Leistungen beurteilen (Leistungsaufgaben).
Die Rolle der Schreibaufgabe im Schreibprozessmodell von Hayes/Flower
(1980)
In allen neueren ▪
Modellen des Schreibens nimmt die
Schreibaufgabe eine besonders wichtige Rolle ein.
Schon
im ▪
Schreibprozessmodell (Hayes/Flower
1980) hat die Schreibaufgabe (writing assignment) die wichtige
Aufgabe, den
Schreibprozess
anzustoßen. Sie gehört mit ihren drei Elementen (Thema
/ Themenstellung (topic),
Adressatenbezug (audience) und
Motivation (motivation
cues)) neben dem
im Schreibprozess entstandenen Text (text
so far produced) zum sogenannten
Aufgabenumfeld (task enviroment) des
Schreibprozesses.
Schreibaufgaben müssen ein ableitbares Schreibziel
haben
Handelt
es sich um Schreibaufgaben, so ist im schulischen Kontext und bei der individuellen
▪
Schreibentwicklung besonders wichtig, dass die
▪
Schreibaufgaben so formuliert sind, dass ein Schreiber sie sich zu
eigen
machen kann oder daraus ein
Schreibziel ableiten kann. (vgl.
Baurmann (2002/2008,
S. 53)
Dies gilt für alle Formen von Schreibaufgaben gleichermaßen,
unabhängig davon, ob es sich ▪ Lernaufgaben, Übungsaufgaben oder ▪
Leistungsaufgaben handelt.
Damit das gelingen kann, müssen Schreibaufgaben vor
allem eines: Sie müssen
▪ zum Schreiben
motivieren.
-
Dabei kann sich die
Schreibmotivation nicht damit begnügen, jemanden dazu zu
bewegen, mit dem Schreiben anzufangen.
-
Sie muss auch dafür sorgen,
dass die Bereitschaft (Volition)
und / oder die
Motivation da
sind, einen begonnenen Schreibprozess fort-
und zu Ende zu führen.
Schreibaufgaben als Mittel zur Problemlösung konzipieren
Schreibaufgaben müssen dazu
als Mittel der Problemlösung konzipiert sein.
-
Dabei kann sich das
Problem auf unterschiedliche Themen und Sachverhalte beziehen.
-
Schreiben als Selbstzweck, Schreiben, um das Schreiben zu lernen,
gibt es nicht.
-
Und die Probleme, mit denen sich ein Schüler bzw.
eine Schülerin bei der Bewältigung einer Schreibaufgabe befasst,
sind in der Regel um so motivierender je besser sie auf das schon
vorhandene Vorwissen des Schreibers bzw. der Schreiberin aufbauen
und Bezüge zur Lebenswelt der in diesem Falle meist jugendlichen
Schreiber hat.
Schreibaufgaben erteilen Schreibaufträge
"Schreibaufgaben sind," betont
Baurmann
(2002/2008, S. 53), "der Dreh- und Angelpunkt schulischen
Schreibens." Damit hebt er ihren Stellenwert in schulischen
Schreibprozessen ebenso wie ihre Bedeutung im Rahmen der
Schreibentwicklung hervor.
Schreibaufgaben erteilen auf unterschiedliche Art und Weise
Schreibaufträge, die unterschiedliche
Schreibziele nach sich ziehen
können.
Schreibaufgaben können sich nach
Portmann (1991,
S. 488ff.) in den Bereichen ▪ Vorgabe/Kontext, Rahmenbedingungen und sprachlich-textueller
Akzentuierung voneinander unterscheiden. Diese Vorgaben erleichtern
die Umstrukturierung des Vorwissens unter einer thematischen
Perspektive.
Schreiber müssen in einer mentalen und emotionalen
Beziehung zum Gegenstand des Schreibens stehen
Grundvoraussetzung für die Bewältigung aller Schreibaufgaben aber bleibt, dass die
Schreiber/-innen schon vorher mental und / oder emotional eine Beziehung
zum Gegenstand des Schreibens aufgebaut haben, die auf ihrem Vorwissen
und ihren Vorerfahrungen beruht. Dabei müssen sie im Rahmen ihrer individuellen Schreibentwicklung
und dem Erwerb von Schreibkompetenz aber auch falsche und überholte
Vorstellungen hinter sich lassen, wie z. B. die
Genie-Hypothese
glauben machen soll : "Man
kann es eben, oder kann es eben nicht". (vgl.
▪ Alltagshypothesen über das
Schreiben) Worüber
Schülerinnen und Schüler schreiben
können, ist eben nur etwas, das an vorhandene mentale und emotionale
Repräsentationen oder
Schemata
anknüpft und beim Schreiben das vorhandene Wissen in einem
Umstrukturierungsvorgang (weiter-)verarbeitet. (vgl. auch
knowledge
telling und
knowledge transforming)
Ob Schreibaufgaben solchen Anforderungen stets
gerecht werden können, ist mehr als fraglich. Dazu müssten sie
individuell verhandelt und genau zu dem Entwicklungsstand jedes
individuellen Schreibers passen. Hier ist das Ideal aus
unterschiedlichen Gründen wohl oft weit von der Realität entfernt.
Ein weiteres kommt hinzu: Die außerordentlich
vielgestaltigen und zum Teil sehr unterschiedlichen Lebenswelten, in
denen Jugendliche heute aufwachsen, machen es mit zunehmendem Alter immer
schwieriger, als Lehrperson, z. B. im Rahmen von
freien
Erörterungen, Schreibaufgaben zu formulieren, die ohne vorgeschaltete
Recherchen oder vorherige Behandlungen im Unterricht von den
Schülerinnen und Schülern bewältigt werden können. (vgl.
Baurmann (2002/2008, S.75, vgl.
Wrobel 1995, vgl.
Müller 1997)
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
16.11.2022
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