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Carl Eugens Auseinandersetzung mit den Ständen

Das Kapregiment 1786-1806

Württembergische Söldner im Dienst der Niederländischen Ostindien-Kompanie

 
GESCHICHTE
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Württemberg zur Zeit Herzog Carl Eugens (1728-1793)
Konkurrenzkampf und Prasserei: Absolutistische Repräsentation von Macht
Fürst und Land: Dualistischer Ständestaat in Württemberg- Verfassung in Württemberg
Versailles in Schwaben: Ludwigsburg zur Zeit Carl Eugens
Höfische Festkultur zur Zeit Carl Eugens

Die Vermietung von Söldnern blieb aber auch in späteren Regierungsjahren ▪ Carl Eugens (1728-1793) ein lukratives Geschäft, auch wenn die Zeit seiner großen Subsidienverträge abgelaufen war. So stellte er der »Niederländischen Ostindien-Kompanie ein mehrere Tausend Mann starkes Truppenkontingent. das so genannte Kapregiment, zur Verfügung.


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Die »Niederländische Ostindien-Kompanie (oder auf niederländisch Vereenigde Oostindische Compagnie - VOC) war eines der größten Handelsunternehmen des 17. und 18. Jahrhunderts mit besonderen Hoheitsrechten beim Landerwerb, bei Kriegsführung und Festungsbau.

Ihr "vermietete" ▪ Carl Eugen (1728-93) eine ca. 3.200 Mann starke Truppe, die die Niederländer als das sogenannte »Kapregiment (1786-1808), an das »Kap der guten Hoffnung an der Südspitze Afrikas verschifften. Es sollte dort die Kolonialinteressen der Kompanie gegen britische Ansprüche militärisch sichern und von dahin hinaus bis nach Ostindien.

1786 schon trat die VOC an den württembergischen Herzog ▪ Carl Eugen (1728-93) mit einem Angebot heran, württembergische Soldaten zu "mieten". Der Herzog einigte sich nach längeren Verhandlungen, bei denen es neben Geld für die Subsidientruppe, auch um die Besoldung der Regimentsangehörigen, die Befristung des Vertrags und das Mindestalter der Soldaten gegangen war, auf eine Truppenstärke mit Regimentsstab, zwei Bataillone zu je fünf Kompanien und einer Artilleriekompanie mit vier Dreipfünder- und vier Sechspfünder-Kanonen und weiteren sieben Siebenpfünder-Haubitzen. Insgesamt waren es 1.950 Mann, und zwar 1.890 Mannschaftsgrade, 56 Offiziere, zwei protestantische Feldgeistliche und zwei Chirurgen-Majore. Zugleich wurde der Herzog verpflichtet, durch "Ersatzlieferungen" das Kapregiment auf dieser Sollstärke zu halten, auch wenn Soldaten desertierten oder starben. (vgl. Sting 2005, S.277)

Für die Ablieferung der württembergischen Söldnertruppe waren dem Herzog 300.000 Gulden zu bezahlen sowie 72 000 Gulden für den Transport nach Vlissingen. Jährlich sollten dann weitere 65.000 Gulden bezahlt werden. Währen das Regiment sich noch in Europa aufhielt, waren Dessertierungen ein großes Problem. Vor allem auf dem Marsch von Ludwigsburg in Württemberg bis nach Vlissingen in den Niederlanden, der durch Baden und Frankreich führte, kehrten viele Soldaten dem Regiment den Rücken und desertierten. So kam das erste Bataillon, das mit mit 950 Mann von Ludwigsburg  losmarschierte, nur noch mit 891 Mann in Vlissingen an, wobei darunter noch 30 unterwegs neuangeworbene Männer waren, die nicht einmal eine vollständige Uniform erhielten.

Der Sold, den die Kompanie den Soldaten auszahlen wollte, war vergleichsweise großzügig bemessen. Ein Oberst sollte 500 Gulden, ein Major 150 Gulden, ein Hauptmann 80-100 Gulden, ein Korporal/Unteroffizier ca. 15 Gulden, ein Gefreiter 10 und ein Gemeiner Mann neuneinhalb Gulden. (vgl. Sting 2005, S.277) Verglichen mit dem, was z. B. ▪ Friedrich Schiller als Regimentsmedicus monatlich nach Hause brachte (23 Gulden) oder der Stuttgarter Dekan in Geld und Naturalien im Jahr verdiente (353 Gulden), klang die versprochene monatliche Besoldung ziemlich gut und hat wohl manchen motiviert, sich für die verlangten 5 Jahre zu verpflichten. Allerdings mussten viele Soldaten erst einmal Schulden machen, aus denen manche kaum mehr herauskamen, weil der Vertrag zwischen der Niederländischen Ostindien-Kompanie (VOC) und Württemberg ihnen Zusatzkosten für die neuen Uniformen, den Unterhalt und Medizin auferlegte. Wer im Übrigen eine der lukrativen Offizierstellen im Kapregiment haben wollte, musste dem Herzog dafür zwischen 700 und 1.000 Gulden zusätzlich bezahlen. (vgl. Sting 2005, S.278)

Die Soldaten an die VOC zu vermieten wurde sogar von der Landschaft (Stände, ▪ Ehrlichkeit) für gut geheißen, die "diese letzte militärisch-finanzielle Maßnahme Carl Eugens durch Staatsvertrag mit(trug)." (ebd.) Man hoffte wohl, dass bei diesem ▪ Subsidienvertrag anders als bei den früheren im Zusammenhang mit dem »Siebenjährige Krieg (1756-63) nicht nur der Herzog seine Kassen füllen, sondern insgesamt auch das Land profitieren könnte.

Die Werbung der Soldaten für das Kapregiment

Dass auch die Stände mit dem neuerlichen Subsidienvertrag einverstanden waren, lag nicht nur daran, dass sich ihr Verhältnis zum Herzog nach dem Erbvertrag von 1777 deutlich entspannt hatte, sondern auch daran, dass sich die Werbung der Soldaten dieses Mal nach den Regeln der Landesverfassung richtete, wonach nur Freiwillige angeworben werden durften. Die Zeit der berüchtigten ▪ Menschenjagden auf Bauern, kleine Handwerker und Tagelöhner unter dem Kommando »Philipp Friedrich Rieger (1722-1782, um junge Männer gegen ihren Willen zum Militärdienst zu zwingen, lag jedenfalls in Württemberg schon einige Jahrzehnte zurück. Unter den Freiwilligen, die sich jetzt meldeten, waren wohl "Abenteurer, Männer mit Fernweh [...] dazu kamen solche, die den Familien als Tunichtgute unangenehm, den Gemeinden lästig und dem Herzogtum beschwerlich waren" (Sting 2005, S.278), die der vergleichsweise gute Sold und die Hoffnung nach 5 Jahren zurückkehren zu können, zur Unterschrift bewegte. Dass man ihnen dabei noch die Reise nach Südafrika als als ▪"eine Spazierfahrt" von 4–6 Wochen schilderte, tat gewiss auch das seine, um den Aufbruch in die Ferne zu motivieren. Dass  ▪ Carl Eugen (1728-93) selbst im Kampregiment dazu noch sechs seiner illegitimen Söhne mit hochdotierten Offiziersstellen" versorgen" konnte, kam ihm sicher gerade recht.

 Nach Unterzeichnung des Vertrages musste es bei der »Werbung der Soldaten schnell gehen, denn für die Aufstellung des Regiments blieb nur knapp ein halbes Jahr Zeit. So gab man die Sache in die Hände von professionellen Werbeoffizieren, die für jeden Mann, den sie am "Soldatendepot" in Ludwigsburg ablieferten, 35 Gulden erhielten. (vgl. ebd.) Da die Sollstärke des Regiments aber nicht mit "Landeskindern" zu erreichen war, wurde auch in den Reichsstädten und in benachbarten Herrschaften geworben. Das Mindestalter betrug 17 Jahre.

Der Marsch nach Vlissingen in den Niederlanden

Am 27. Februar 1787 marschierte das 1. Bataillon des Kapregiments in Richtung ihres vorläufigen Ziels, nach Vlissingen in die Niederlande, von wo die Überfahrt nach Kapstadt starten sollte. Vlissingen war von Ludwigsburg ca. 800 km weg. Der Weg dorthin durch Baden und Nordfrankreich, wo den Soldaten der Durchzug gestattet wurde, war nicht nur strapaziös, sondern insgesamt sehr schlecht organisiert. Oft mussten die Soldaten draußen campieren, erhielten dazu noch schlechte Verpflegung und gingen sogar barfuß, weil das Schuhwerk, das man ihnen zur Verfügung stellte, für einen derartig langen Marsch nicht taugte.  So wundert es nicht, dass auf dem fünf Wochen dauernden Marsch ungefähr 20 Prozent Ausfälle wegen Krankheiten und Desertationen zu verzeichnen waren. (vgl. ebd., S.279)

Der Seetransport des Regiments nach Kapstadt

Am 2. September 1787 machte sich das 2. Bataillon auf diesen Marsch. Das erste Bataillon machte sich per Schiff im Sommer 1787 mit 5 Schiffen, das zweite Ende des gleichen Jahres mit vier Schiffen auf die äußerst beschwerliche und gefährliche Seereise, die zwischen 4 und 7 Monaten dauerte und die viele Soldaten wegen Krankheiten nicht überstanden.

Die Strapazen der Reise auf der "Rijnoord", die mit sieben Monaten am längsten unterwegs war, hat der ▪ Feldprediger Gastpar in einem Brief von 1788 beschrieben.

Es war »einer von insgesamt 9 Schiffstransporten mit württembergischen Söldnern, die  bis zum 11. Mai 1788 mit insgesamt 1.832 Soldaten ihren Bestimmungsort erreichten. Auf der "Rijnoord" ging nach der Einschiffung am 20.11.1787 von Rammekens bei Vlissingen los. Vom 20. Dezember 1787 lag das Schiff in Dartmouth in England fest bis zum 29. Januar 1788, von wo es dann seine Reise nach Kapstadt antrat. Dort traf es nach 200 Tagen bzw. 7 Monaten am 4. Juli 1788 ein. Die ganze Schiffpassage stand von Anfang an unter einem schlechten Stern: Zunächst geriet sie im Ärmelkanal in einen 16 Tage dauernnden schweren Sturm. Bei der Landung in England wäre das Schiff fast an den Felsen zerschellt uns gesunken. Aber auch nach dem Aufbruch aus Dartmouth musste sie einen weiteren, sechs Tage dauernden Sturm überstehen. Als sich danach die Wetterlage beruhigte, herrschte 54 Tage Flaute. Als das Schiff Anfang im Juni 1788 in Sichtweite seines Ziels an der Südküste Afrikas gekommen war, konnte es wegen der dort herrschenden Norweststürme nicht in Kapstadt landen und musste nach False Bay weitersegeln. Aber auch dort geriet das Schiff wieder in einen mächtigen Sturm, der das Schiff wieder vom Land wegtrieb. Er 37 Tage nach der erstmaligen Sichtung des Tafelbergs konnte die "Rijnoord" endlich landen. Bis dahin litt fast die ganze Besatzung an Skorbut und zahlreiche Soldaten waren gestorben. Die Soldaten waren von den Strapazen der Reise so geschwächt, dass nur »12 der auf der Passagierliste stehenden 219 Soldaten deine Woche nach ihrer Ankunft zum Dienst antreten konnten.

Die Ankunft des Regiments und die Situation am Kap der Guten Hoffnung

Nachdem die Württemberger angekommen waren, erwartete sie dort ein Leben, das die ersten drei Jahre lang ohne eine wirkliche Aufgabe vor allem aus täglichem Exerzieren und Wachestehen bestand. Auch wenn die Unterkünfte für die Truppe einigermaßen gut und geräumig waren, wie der Artillerieunteroffizier ▪ Franz August Treffz in einem Brief an seinen Vater (27.1.1789) erwähnte. Zugleich betonte er aber auch, dass das "Cap für einen Soldaten das irrdische Paradiß nicht, wie man es in Deutschland abschildert".

Nicht erwähnt wurde von ihm, dass die Soldaten dort finanziell betrogen wurden, weil sie ihren Sold in der vereinbarten Höhe nicht in Gulden, sondern in den etwa ein Viertel weniger Wert besitzenden Kapgulden bezahlt wurden und dazu noch für ihre Kleidung selbst aufkommen mussten. Träume der Soldaten, nach fünf Jahren gutsituiert nach Hause zurückkehren zu können, waren dadurch schnell verflogen. Nach der Verlegung der Truppen von Kapstadt nach Ostindien verschlechterte sich die materielle Lage der Soldaten weiter.

1791 wurden sie vom VOC nach Indonesien, Java, Bornro und Ceylon weiterverschickt, weil dort an verschiedenen Orten Unruhen ausgebrochen waren. Alle Soldaten waren davon betroffen. Etliche von ihnen hatten  inzwischen am Kap geheiratet und Familien, die sie jetzt zurücklassen mussten. gegründet und mussten diese am Kap zurück lassen. Einige Offiziere konnten nach Deutschland zurückkehren.

Die meisten der nach Ostindien transportierten Soldaten sind dort im Verlauf weniger Jahre, zumeist an Krankheiten wie Malaria, verstorben.1807 hatte das Regiment nur noch 229 Mitglieder und wurde 1808 endgültig aufgelöst. Nur etwa 100 Mann kehrten später von dieser Mission wieder zurück: "Die Tragödie des Unternehmens »Kapregiment«" (Sting 2005, S.282) hatte 20 Jahre gedauert und für Württemberg nichts erbracht "außer dem Erlös von 900.000 Gulden, wobei nicht bekannt ist, wofür dieses Geld verwendet wurde. Keiner der Teilnehmer machte einen erkennbaren Gewinn." (ebd.)

Im kulturellen Gedächtnis blieb das Ereignis vor allem auch, weil das ▪ Christian Friedrich Daniel Schubart (1739-1791) gedichtete ▪ Kaplied (1787) nicht nur in seiner Zeit zu den bekanntesten Volksliedern zählte, sondern auch heute noch immer wieder erwähnt wird.

Württemberg zur Zeit Herzog Carl Eugens (1728-1793)
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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 10.09.2023

   
 

 
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