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Surfbrett
Kreatives Schreiben
▪
Didaktische
und methodische Aspekte
▪
Quickie für Eilige
▪
Einen literarischen Text
gestaltend erschließen
▪ FAQ 1:
Inwiefern muss die gestaltende Interpretation zur Vorlage
passen?
Schreibaufgaben zum ▪ gestaltenden Interpretieren
geben, unabhängig davon, ob es sich um ▪
umfassende oder
▪ rein
gestaltungsorientierte Aufgaben handelt, in der Regel vor, wo
man bei seiner Gestaltung ansetzen soll. Meistens kann man das
Schreibziel aus einem entsprechenden Arbeitauftrag direkt
ableiten.
Dies ist auch in den nachfolgenden Beispielen der Fall:
In einer knappen Übersicht haben wir verschiedene Ansatzpunkte und
gängige Formen der gestaltenden Interpretation über die
verschiedenen Gattungsgrenzen hinweg dargestellt. Sie können
verdeutlichen, dass Arbeitsaufträge zur gestaltenden Interpretation
an ganz verschiedenen Stellen der literarischen Textvorlage ansetzen
können.
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Die Ansatzpunkte zeigen aber auch, dass man sich mit der
literarischen Textvorlage schon genau befassen muss, um
herauszufinden, was man genau gestalten soll, welche Ideen dazu
passen und was man bei ihrer Gestaltung berücksichtigen muss.
Diese Gestaltungspotentiale muss man sich also zunächst einmal
erschließen, in dem man sich an die Analyse der Vorlage mit den
gängigen Methoden und Verfahren macht und dabei auf die
Erschließungskategorien (Strukturbegriffe) zurückgreift, auf
denen die Anwendung dieser Verfahren beruht. Gerade auch aus
diesem Grund spricht man hier von der fachspezifischen ▪
Erschließungsform, dem
▪ gestaltenden Erschließen.
Wenn also der Gestaltungsauftrag z. B. das ▪
Erzählen einer
Geschichte aus der Perspektive einer anderen Figur fordert, muss
man
-
erstens wissen, was unter
Perspektive überhaupt zu verstehen
ist,
-
zweitens welche Perspektiven in der literarischen
Textvorlage verwendet werden, und
-
drittens, welche
Besonderheiten zu beachten sind, wenn man das ganze Geschehen
aus der
Wahrnehmungsperspektive einer anderen Figur gestalten
soll und dabei u. U. noch andere Aspekte berücksichtigen soll,
wie z. B. die Einstellungen und Charaktereigenschaften der
Figur, ihre Art zu sprechen oder sich zu verhalten.
Ganz schön
komplex also das Ganze und meistens nicht dazu angetan, einfach
drauflos
zu schreiben, wenn man glaubt, eine besonders zündende Idee
zur Gestaltung im Kopf zu haben. Aber, zugegeben, ist gibt
durchaus versierte Schreiberinnen*, die das können.
Besondere
Aufmerksamkeit verlangt auch, wenn der Gestaltungsauftrag an
einer sogenannten
Leerstelle
der literarischen Vorlage ansetzt. Leerstellen sind nach Stellen in einem literarischen Text, die durch das
"Fehlen von etwas" auf sich aufmerksam machen. (Titzmann 1977)
Wenn man will, geht es also beim gestaltenden Erschließen
zunächst einmal darum, Fehlendes zu erkennen, und solche
Textlöcher
plausibel mit eigenen Ideen zu schließen. Oft handelt es sich
dabei um
Aussparungen
in der Handlungsdarstellung, d. h. bestimmte Ereignisse oder
Handlungen werden in der literarischen Vorlage nicht gestaltet.
Wer solche Aussparungen so füllen will, dass sie zur ▪
Vorlage passen (FAQ 1),
muss sich also mit der Handlung und ihren Strukturen in einem
Text gut auskennen.
Hinzukommt noch, dass diese gestaltende Interpretation dieser
Aussparungen oft an ein vorgegebenes
Textmuster
wie z. B. einen Tagebucheintrag, einen Brief, einen
inneren
Monolog, eine
erlebte
Rede u. ä. gebunden ist. Man muss also auch wissen, wie solche
Textmuster aussehen und welche Funktion sie in dem jeweiligen
Handlungskontext haben. Das schließt auch ein, dass man u. U.
die literatur- und/oder sozialgeschichtliche Rahmenbedingungen
der literarischen Vorlage mit berücksichtigen muss.
So kann ein Tagebucheintrag einer Figur, die in einer Geschichte
vorkommt, die im 19. Jahrhundert spielt, nicht mit dem Wissen
einer Figur von heute ausgestattet sein und auch ihre
moralischen und ideologischen Vorstellungen müssen genauso in
den Kontext passen, wie die Art und Weise, mit der sie spricht.