▪
Thema pragmatischer Texte
▪
Thema literarischer Texte
Thema in der Alltagskommunikation
In unserer alltäglichen Kommunikation miteinander machen wir alles
Mögliche zum Thema.
Das bedeutet, dass wir über eine Person, eine
Sache oder einen Sachverhalt miteinander reden. Das Thema ist dann
eben unser Gesprächsstoff. Oder
wir meinen damit einen zu behandelnden Gegenstand, einen
Leitgedanken oder einfach auch nur eine mehr oder weniger klar
umrissene Sache.
Was wir jeweils unter dem Begriff verstehen,
hängt in hohem Maße von den Kontexten ab, in denen wir ihn
verwenden.
Der Begriff in unterschiedlichen Zusammenhängen
Der Begriff Thema (griechisch: θέμα,
théma ‚
Behauptung, Ausspruch‘) kann sehr Verschiedenes bedeuten.
Er kann
-
für den Teil
einer Aussage, über die gesprochen wird, stehen (vgl. »Thema
(Grammatik))
-
einen
Tagesordnungs- oder Diskussionspunkt bezeichnen
-
einen Kontext
mehrerer verwandter Grundgedanken herstellen
-
den zentralen
Untersuchungsgegenstand einer wissenschaftlichen Analyse oder
eines sonstigen
pragmatischen Textes benennen
-
in der »Literatur
den Grundgedanken eines literarischen Werkes bezeichnen
-
in der
literaturwissenschaftlichen Thematologie eine aus dem "Vergleich
von Figuren, Geschehen(selementen), literarisierten Realien und
Konzepten themen- bzw. stoffanaloger Texte" (Müller-Kampel
2006, S.406) gewonnene Zusammenstellung (Corpusbildung) von
Texten meinen
-
einen zentralen
Begriff bei der ▪
integrativen Textanalyse (▪
Textlinguistik)
zur ▪
Analyse der Textstruktur (▪
textthematischen Analyse) darstellen
-
einen
Untersuchungsansatz der ▪
Textlinguistik
zur Beziehung zwischen thematisch Bekanntem und Neuem, (vgl. »Thema-Rhema-Gliederung)
bezeichnen
-
für ein
Suchmuster bei der Recherche (vgl. »Thematische Suche) stehen
-
in der Kunst ein
allgemein ein beliebiges Objekt, das zum Gegenstand einer
künstlerischen Darstellung wird, benennen (vgl. »Sujet)
-
das Hauptmotiv
einer fotografischen Aufnahme meinen
-
in der »Musik
einen charakteristischen, in sich geschlossenen oder offenen
musikalischen Gedanken bzw. eine aus mehreren Motiven bestehende
Melodie bezeichnen
-
für ein Paket von
Einstellungen und Bildern, die Funktion und Aussehen der
grafischen Benutzeroberfläche (GUI) von Computerprogrammen
festlegen (vgl. »Skin
(Computer)), stehen
-
den Zweck und
dargestellte Merkmale fachlicher Karten (vgl. »Thematische
Karte) benennen
-
Darstellungsebenen bei grafischen Tools im GIS, (vgl. »Geoinformationssystem)
meinen
(vgl. auch:
Wikipedia.de,14.05.2019)
Das Thema ist keine objektive Textgröße
Mit dem Thema bzw. der Thematik ist das also so eine Sache: Egal,
ob es sich um Sachtexte (auch: pragmatische Texte,
Gebrauchstexte,
nicht-fiktionale Texte)
oder literarische Texte
(auch:
fiktionale Texte) handelt, niemals ist das Thema eine
objektive Textgröße. Ebenso wenig
besitzt es eine bestimmte Gestalt. (vgl.
Brinker
1985/2001, S. 55; vgl.
Lahn/Meister 2013, S.206)
Weil das
Thema keine objektiv
feststellbare Gegebenheit eines Textes darstellt, kann man es im
Allgemeinen auch nicht ohne Weiteres "im" Text finden. Was ein
Rezipient für das Thema eines Textes hält, ist nämlich sehr
subjektiv und hängt von einer ganzen Reihe von Faktoren ab. Dazu
zählen u. a. Horizont, Wissen, Bedürfnisse, Wertvorstellungen
und Leseerfahrungen. (vgl.
Lahn/Meister 2013, S.206)
Ein Rezipient oder eine Rezipientin kann bei der Lektüre den
Text in einen übergreifenden thematischen Zusammenhang stellen
oder nicht. Tut er/sie es, "beginnt es zu wirken. Denn Sehen,
Wahrnehmen und auch Lesen sind aktive und konstruktive Vorgänge,
in denen das aufnehmende Bewusstsein das Aufgenommene (nach
vertrauten Mustern, Vorbildern, Schemata) strukturiert" (Lahn/Meister
2013, S.206) und ihnen auf deren Grundlage Bedeutung
zuschreibt. Insofern kann also jede/r für sich allein, an
bestimmte Textelemente anknüpfen, die gewonnenen Erkenntnisse
verallgemeinern und in abstrahierter Form in einen
übergreifenden (thematischen) Zusammenhang bringen.
Worum geht es in dem Text?
Etwas anderes ist allerdings, wenn es darum geht, das Thema eines
Textes zu erfassen und einzugrenzen. Mit der Frage: Worum geht es in
dem Text? zielen wir im Kern auf das Thema.
Allerdings können die Antworten auf diese Frage bei ein und
demselben Text sehr unterschiedlich ausfallen. Das ist in der
Alltagskommunikation kaum anders als im Kreis von Fachleuten.
Denn, was das Thema eines Textes ist, liegt vor allem im
Auge des Betrachters. Das bedeutet, dass es von etlichen
textinternen und textexternen Faktoren abhängt, was man als das
Thema eines Textes ansieht.
Richtig oder unrichtig, wahr oder falsch gibt es dabei nicht.
Allenfalls kann man von einem
plausiblen Thema sprechen und zwar dann, wenn das, was von einem
dazu gesagt wird, von anderen nachvollzogen und ggf. sogar geteilt
werden kann.
Ob, inwieweit und mit welcher intersubjektiven Verbindlichkeit
sich das Thema eines Textes erfassen und eingrenzen lässt, hängt
auch von der Textart ab. So ist muss man jedenfalls, zumindest aus
didaktischen Gründen, zwischen Themen von pragmatischen Texten (Sachtexten, Gebrauchstexten)
und Themen literarischer Texten
(fiktionaler Texten) unterscheiden.
Das Thema von pragmatischen (nicht-fiktionalen) Sachtexten und
literarischen (fiktionalen) Texten
Dabei nimmt zur ▪
Bestimmung des Themas mehrer Aspekte des Textes genauer
unter die Lupe, wie z. B. das Verhältnis von ▪
Haupt- und Nebenthemen,
die ▪
Art und Weise, wie der Text sein Thema entfaltet, die ▪
Modalität oder den Stil sowie die vorkommenden sprachlichen
Mittel.
-
Das ▪
Thema
fiktionaler Texte (literarischer Texte) lässt sich hingegen
nicht als kürzestmöglicher Textinhalt auffassen. Ihre
prinzipielle Vieldeutigkeit sperrt sich gegen alle Überlegungen, die
das Thema lediglich in textinternen Strukturen suchen wollen.
Als Beispiel dafür dienen hier ▪
Schülerantworten auf die Frage "Was ist Ihrer Ansicht nach
das Thema des
Textes?" zu ▪
Wolfgang Borcherts
Kurzgeschichte
▪
Nachts
schlafen die Ratten doch«, die zeigen, wie breit das Spektrum
dessen ist, was für das Hauptthema dieser Kurzgeschichte
gehalten wird. Auf ein einziges Thema lässt sich ein Text wie Borcherts
Kurzgeschichte also nicht festlegen. Dennoch kann man den Versuch
unternehmen, eines der für einen in Frage kommenden Themen zum Hauptthema des Textes zu machen.

▪
Thema pragmatischer Texte ▪
Thema literarischer Texte
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
15.04.2023
|