▪
arbeitstechnik lesen
▪
Eine
Schreibe ist keine Rede
▪
Schrift
sind nicht nur Buchstaben
Lesen war in allen antiken Kulturen im
Wesentlichen eine elitäre Kulturtechnik, die nur eine Minderheit von
Spezialisten, Privilegierten und Interessierten beherrschte. In
solchen oralen Kulturen, in denen sich das alltägliche Leben ganz
überwiegend in mündlicher Kommunikation abspielte, war Lesen
"in wechselnder Intensität vornehmlich in bestimmten Situationen und
für ausgewählte Funktionen" (Hartmann
2015, S.704) vor. Zugleich war es aber auch "eine sinnstiftende
Kulturpraxis" (ebd.)
Keilschrift auf Tontafeln: Die Schrift- und
Schriftentwicklung in den frühen Hochkulturen Mesopotamiens
Fragt man nach den Ursprüngen des Lesens dann reicht seine
Geschichte von Vorformen abgesehen auf den Gebrauch von
Zählsteinen
bzw. Tonfigürchen zurück, die vor ca. 7.000 Jahren in den frühen
Hochkulturen »Mesopotamiens
(z. B. »Sumerer,
»Akkader,
»Babyloninier
und
»Assyrer),
weil geografisch zwischen den Strömen Euphrat und Tigris in »Vorderasien
gelegen auch Zweistromland genannt,
Verwendung fanden. Was in sumerisch-akkadischer »Keilschrift
bis heute überliefert ist, sind in der Regel Verwaltungsdokumente,
die von der Tempelverwaltung zur Organisation des gesellschaftlichen
Lebens benutzt wurden. Das Lesen der
Tontafeln und das Schreiben darauf konnten nahezu nur dafür
ausgebildete Spezialisten, über diesen Kreis hinaus gab es keine
nennenswerte Schreib- und Lesekultur. ( vgl. ebd.)
Die Bedeutung der Schreiber in den mesopotamischen Hochkulturen war außerordentlich: "Man brauchte ihn, um Botschaften zu übermitteln,
um Nachrichten zu verbreiten, um die Befehle des Königs
niederzulegen, um Gesetze aufzuzeichnen, um die astronomischen
Daten festzuhalten, dank denen ein Kalender geführt werden konnte;
man brauchte ihn, um den Bedarf an Soldaten zu ermitteln, an
Arbeitern, an Vorräten, an Zuchttieren; man brauchte ihn, um
Geschäfte und wirtschaftliche Unternehmungen zu protokollieren; er
musst die medizinischen Diagnosen und Rezepturen verzeichnen, die
Feldzüge begleiten, Meldungen versenden, die Soldatenchronik
verfassen, er musste Steuern festsetzen, Verträge entwerfen, die
heiligen Texte bewahren und seine Mitmenschen durch Vorlesungen aus
dem »Gilgamesch-Epos
bei Laune halten. Nichts ging mehr ohne den Schreiber." (Manguel
1998, S.210) Wer im Babylonischen Reich Schreiber wurde, stieg
in die aristokratische Elite auf, nachdem er sein "Handwerk" schon
von früher Kindheit an in einer Privatschule gelernt hatte. (vgl.
ebd. S.211)
Schreiber waren in diesen patriarchalischen Gesellschaften mit ganz
wenigen Ausnahmen, z. B.
Prinzessin Enheduanna (um 2300 v. Chr.), die als Hohepriesterin
des Mondgottes einige Lieder, mit denen sie die Liebes- und
Kriegsgöttin »Inanna
verherrlichte, Männer.
Bücher, wie wir sie heute kennen, gab es in der Zeit als Tontafeln
das Medium war, auf denen geschrieben wurde, nicht. Wohl aber gab es
Formate, die dem Verwendungszweck eines modernen Buches ähnlich
sind.
Etliche mesopotamische Tontafeln waren nämlich durchaus
handlich, quadratisch, manchmal auch länglich ca. 8 cm breit, und
ließen sich ganz gut in der Hand halten. Um ein "Buch" zu gestalten,
wurden mehrere Tontafeln "möglicherweise in einer Ledertasche oder
einem Kasten aufbewahrt, so dass der Leser die Tafeln in der
richtigen Reihenfolge herausnehmen und zurückstecken konnte. (vgl.
ebd. S.151)
Auch wenn solche Bücher aus Tontafeln, ähnlich wie die späteren
Papyrusrollen der Ägypter durchaus transportierbar waren, waren
diese Formate dem späteren ▪ Kodex, der aus zusammengehefteten Seiten
bestand, in vielerlei Hinsicht unterlegen, auch wenn man hin und
wieder wenig erfolgreiche Versuche unternahm, Kodizes aus dem
brüchigen Material des Papyrus zu erstellen. (vgl.
ebd. S.152)
Hieroglyphen auf Papyrus: Die kultische und
repräsentative Bedeutung der Schrift in Ägypten
Bei den Ägyptern war das im Grunde nicht viel anders. Auch dort gab
es, wahrscheinlich sogar noch einen etwas geringere Anteil
von
Menschen, die lesen und schreiben konnten. (vgl.
Schön 2001, S.2)
Im
»Alten Reich (ca. 2707-2216 v. Chr.) schätzt man deren Anzahl
auf höchstens 1%, im
»Mittleren
Reich (ca. 2137-1781 v. Chr.) wahrscheinlich ein paar mehr und
im
»Neuen
Reich (1570 - 1070 v. Chr.) 5 - 7% der Bevölkerung. (ebd.)
Im Unterschied zu den frühen Hochkulturen in Mesopotamien wurde
Lesen und Schreiben aber über seine Bedeutung für die Verwaltung
auch
Mittel der politischen Legitimation der Pharaonen.
Die überaus komplexe »Hieroglyphenschrift
der Ägypter mit ihren mindestens 600 Zeichen war eine so
genannte
logographische Schrift, die wie die »chinesische
Han-Schrift, die »Schrift
der Mayas, die altorientalische »Keilschrift
oder auch die moderne »Stenografie
sich nicht auf Laute, sondern auf die Bedeutung von Wörtern
beziehen. Neben dieser komplexen und überaus komplizierten Schrift
war in Ägypten aber auch eine für den Alltagsgebrauch viel
einfachere »hieratische
Kursivschrift im Gebrauch war, dient auch zur Repräsentation der
kultisch-religiösen
Rechtsordnung. Sie war für die Ägypter eine heilige und göttliche
Schrift, eine "Kunst- Zeremonialschrift" (Hartmann
2015, S.706) mit der sie ihre monumentalen Denkmäler mit
Inschriften verzierten. Die kultische Verwendung der Schrift in
Ägypten, wo man glaubte, dass sie eine
Erfindung und ein Geschenk
der Götter an die Menschen sei, war den Griechen in der Antike
später fremd, und so führt man die schnelle und weite soziale
Verbreitung der Schrift im antiken Griechenland unter anderem auch
darauf zurück, dass die Griechen "zur Schriftlichkeit ein eher
pragmatisches Verhältnis" (Schön
2001, S.3) Was in Ägypten auf »Papyrus-Rollen,
dem hauptsächlichen Medium für die Schriftsprache, die man »aus
der im Nildelta wachsenden Papyrusstaude herstellte, schriftlich
festgehalten wurde, wurde, auch wenn es sich um Dichtung oder
Prosaliteratur handelte, nicht zur Unterhaltung eines breiteren
Publikums genutzt, sondern landete in Archiven und Bibliotheken von
Tempeln und Palästen, wo sich vor allem professionell ausgebildete
Schreiber darum kümmerten.
Der Beginn einer literarischen Lesekultur im
antiken Griechenland
Das Verhältnis der Griechen im antiken Griechenland zur Schrift und
Schriftlichkeit hatte keinen kultischen Charakter wie in Ägypten.
Die Griechen griffen auf keinen
Mythos
zurück, der ihre Entstehung erklärte und waren sich darüber im
Klaren, dass sie die phonetische
Buchstabenschrift (alphabetische
Schrift), die gegenüber allen anderen bis dahin gebräuchlichen
Schriften mit ihrem begrenzten Zeichenrepertoire viel leichter
erlernbar war, von den »Phöniziern,
wo sie wohl ca. 300 Jahre zuvor entstanden war, im 8.
Jahrhundert v. Chr. übernommen hatten. Bei ihnen "gab es auch keine
'Heiligen Schriften', wie bei den
Ägyptern, wie v. a. bei den Juden und dann später im Christentum, wo
Schriftlichkeit und Heiligkeit nahe zusammenrückten." (ebd.)
Insgesamt gesehen steht Griechenland mit seiner besonderen
Entwicklung der Schriftlichkeit" von unten" statt "von oben" in der
allgemeinen Kulturgeschichte der Schriftlichkeit als ▪
Sonderfall" aber ziemlich allein da. Diese Sonderstellung
gründet auf
ihrer nichtreligiösen, weltlichen Entwicklungsumgebung und dem
pragmatischen Zugang (vgl. Schön
2001, S.3) der Griechen zur Schrift, die sie "von Anfang an
vorwiegend für für weltliche Angelegenheiten" (Murray/Davies/Walbank
2006,
S.128)
eingesetzt haben. Schriftliche Zeugnisse darüber gibt es schon
zwischen 70 und 650 v. Chr. in vergleichsweise großer Zahl, darunter
Siegerlisten der olympischen Spiele, Listen athenischer
Jahresbeamten, Dokumente, welche die Gründungsdaten der griechischen
Kolonien auf Sizilien festhielten und verschiedene Gesetzestexte
sowie einige wenige Werke der Dichtung, deren Blütezeit erst noch
kommen sollte. (vgl.
ebd., S.122)
Auch die griechischen Stadtstaaten waren vor allem von Mündlichkeit
(geprägt), wenngleich sie auch als "erste schriftliche Gesellschaft"
betrachtet werden kann, "über die wir ein einigermaßen detailliertes
Wissen haben."
(Murray/Davies/Walbank
2006,
S.125). Lese- und schreibkundig waren wohl auch nur etwa 5 bis
10% der Gesamtbevölkerung, denn das Lesenlernen und ein Schulbesuch
(etwa ab dem 5. Jh. v. Chr.) war nur Wohlabenden möglich. Lesen
konnten nur Teile der männlichen Oberschicht, spezialisierte Händler
und Handwerker und einige Sklaven. (vgl.
Hartmann 2015,
S.707) Allerdings hängt das auch davon ab,
was man unter Schriftlichkeit versteht. Geht man dabei nicht von
der höchsten Kompetenzstufe aus, sondern zieht auch bestimmte
soziale Praktiken mit ein wie z. B. den
Ostrakismus (Scherbengericht), bei dem man wenigstens den Namen
dessen auf eine Tonscherbe ritzen können musste, um ihn in die
Verbannung zu schicken, dann ist davon auszugehen, dass spätestens
seit dem fünften Jahrhundert v. Chr. "ein durchschnittlicher
(männlicher) Bürger von Athen lesen und schreiben konnte". (Murray/Davies/Walbank
2006,
S.125) Das wiederum heißt nicht,
dass
die oft nur rudimentären Lese- und Schreibkompetenzen auch
für ein
flüssiges Lesen und Verstehen langer literarischer Texte oder
komplizierter Argumentationen ausreichten, aber literarische Texte
hatten, so vielfältig sie auch schon wurden und waren ohnehin "nur
einen geringen Umlauf und wurden nur von einer Minderheit gelesen."
(ebd.)
Die literal-literarische Kultur jedenfalls war wohl auch in
Griechenland wie später im ▪ Römischen
Reich eine
"Elitekultur" (Hartmann
2015, S.716)
Die vergleichsweise große Fülle griechischer Dichtung in der frühen
und der klassischen griechischen Antike war ohnehin nicht zum Lesen
gedacht. Über viele Jahrhunderte hinweg wurden
mündliche Erzählungen tradiert,
die wohl im Handlungsverlauf annähernd gleich blieben, aber auch
immer wieder im Erzählvorgang selbst neu erzählt wurden. Die
Erzählung war auf diese Weise stets "Unikum, das in genau derselben
Form nie wieder rekonstruiert werden kann". (Luz 2015,
S.266) Als Zuhörer waren die Rezipienten dies gewohnt und es reichte
ihnen, wenn sie bestimmte Elemente und Strukturen wiedererkennen und
sich an ihnen irgendwie geläufigen Formulierungen erfreuen konnten.
(vgl. ebd.)
Niedergeschriebene Texte waren zunächst einmal kaum mehr als
mediale Container, um Wissen zu bewahren, und
besaßen
in den Augen der meisten wohl nur einen geringen eigenen Wert. Und
dementsprechend zog es sich lange hin, bis eine mit der zunehmenden
Verwendung der Papyrusrolle verbundene Kultur der Schriftlichkeit in
der dominierenden Oralität der Zeit ihren Platz einnehmen konnte.
Dieser ganz allmähliche Paradigmenwechsel führte auch zu einer
anderen Art der
Textwahrnehmung. Text wird optisch wahrnehmbar und damit
auch typografisch und ästhetisch gestaltbar, der Text kann als ein
von einem bestimmten Autor genau so geschaffener Text markiert und
damit mit einer Art Copyright versehen werden und sein Format kann
ihn, selbst wenn er länger ist, aufbewahren und als Kulturgut
weiterverbreiten (vgl.
ebd.,
S.266f.), wie dies die Verbreitung griechischer Tragödien in den
hellenistischen Großreichen oder auch die Aneignung der griechischen
Kultur durch die Römer später sehr deutlich aufzeigen.
Bis
ins 5. Jahrhundert hinein bestimmte das
laute Lesen im Vortrag die Rezeption und das galt für das
Epos genauso wie für das antike Drama, das wegen seinen kultischen
Ursprüngen mit der ▪
griechischen Tragödie zur "intellektuellen Leitgattung der
griechischen Kultur" (Hose 2012,
S.179) wurde.
Auch wenn die Theateraufführungen
▪ im Laufe der Zeit ihre Funktion veränderten, waren sie
als öffentliche Großveranstaltungen, an denen oft viele tausend
Zuschauer teilnahmen, doch die wichtigsten und massenwirksamsten
Events dieser Zeit, die zudem, ohne lesen zu müssen oder zu können,
mit wichtigen literarischen Stoffen der Zeit bekannt machte. Dazu
kam, dass dies in einem
(agonalen) Wettkampf der Dramen
geschah, der die athenischen (männlichen) Bürger auf vielfältige Art
an dem (multimedialen) Spektakel mit Sprache, Gesang, Musik,
Tanz und hin und wieder einer Bühnenhandlung beteiligte.
Dass sich die Tragödie allerdings,
insbesondere
in hellenistischer Zeit, nach und nach aus den besonderen
kultischen Festkontexten löste (vgl.
Hose 2012,
S.185), säkularisierte und zu einem Erfolgsmodell weit über die
griechischen Stadtstaaten hinaus wurde, lag auch daran, dass Dramen als
Lesetexte, z. B. in der schulischen Erziehung für Lese- und
Schreibübungen verwendet wurden, und darüber hinaus in Textform
eine spätere Wiederaufführung, wenngleich mit zum Teil
erheblichen Abänderungen, möglich machten. (vgl.
ebd.,
S.184)
So wurde auch "das individuelle
Lesen und die Gestaltung eines Leseerlebnisses direkt aus
dem Buch" (Schön
2001, S.4, Hervorh. d. Verf.) allmählich üblich. Allerdings
waren in der Handschriftenkultur der griechischen Antike die am
meisten verbreiteten Papyrus-Bücher teure Einzelstücke und
demzufolge auch ein Vergnügen, das sich nur die Oberschicht leisten
konnte, die ihre Lektüre auch von dem im 5. Jahrhundert v. Chr.
entstehenden Buchhandel erstehen konnte. Nennenswerter privater
Bücherbesitz war aber dennoch weiterhin selten, berühmt für ihre
Sammlungen waren die des Tragödiendichters »Euripides
(480 - 406 v. Chr.) und die des Philosophen und Erziehers
des späteren »Alexander
des Großen (356-323 v. Chr.) Aristoteles
(384-322 v. Chr.), der sich für seine Forschungen eine umfangreiche
Handbibliothek zulegte.
Eine neue Ära der griechischen Buch- und
Leekultur: Lesen im Zeitalter des Hellenismus
In der Zeit des »Hellenismus
mit seinen Großreichen »Alexanders
des Großen (356-323 v. Chr.) und der nachfolgenden »Diadochen
(bis 30 v. Chr.) entwickelte sich allmählich eine neue
Lesekultur, die das individuelle Lesen weiter voranbrachte. (vgl.
Schön 2001, S.4)
Allerdings stand die damit verbundene stille Lektüre eine Weile lang
nicht gerade in hohem
Ansehen,
wurde aber mehr und mehr zur Selbstverständlichkeit. Es ist vor
allem die dabei vollzogene "Emanzipation des Lesens aus der sozialen
Situation und damit die Emanzipation des Leser" (ebd.,
S.5) sowie die Tatsache, dass die Rezeption literarischer Stoffe
nun an das Buch gebunden wurde, ein Signal für den
kulturgeschichtlichen und mentalitätsgeschichtlichen Wandel, der das
Individuum allgemein, aber auch in der "»Vereinzelung des Lesers« im
Hellenismus" (ebd.)
stärker betonte.(
Hartmann 2015,
S.706)
In dem Riesenreich »Alexanders
des Großen (356-323 v. Chr.), das die griechische Kultur bis
an die Ränder der damals bekannten Welt verbreitete und sich bei der
Verwaltung auf eine umfangreiche Schriftkultur stützte, "(wurden)
Literatur und Wissenschaft zu politischem Kapital, Bücher zu dessen
Währung." (Hartmann
2015, S.709) Und da Alexanders der Große offenbar selbst ein
eifriger Leser war, bekam alles, was mit dem Lesen zu tun hatte,
offenbar auch von ganz oben Rückdeckung.
Nach
seinem Tod entstand im »Ptolemäer-Reich
in Ägypten, in dem »Alexandria
zum bedeutendsten Zentrum der Kultur und des Fortschritts wurde, zu
Beginn des 3. Jahrhunderts v. Chr. die größte »Bibliothek
des Hellenismus und »des
gesamten Altertums.
Sie war nicht öffentlich zugänglich und gehörte zu einem Heiligtum,
das den Göttinnen der Künste, den Musen (museion) geweiht war. Im »Museion,
welches
das wohl bedeutendste wissenschaftliche Zentrum der Zeit
war, schrieben, forschten und lehrten zahlreiche vom König
protegierte und aller weltlicher Sorgen enthobene Gelehrte in einer
Art "Denkfabrik, die neben der eigenen, stilbildenden
wissenschaftlichen und literarischen Tätigkeit damit beschäftigt
war, das gesamte Wissen der damals bekannten Welt, wenn nötig in
Übersetzung zusammenzutragen. Dazu beschäftigten sie sich damit,
dieses Wissen von ihrem Kenntnisstand aus zu überprüfen und mehr
oder weniger systematisch zu ordnen, was über Generationen hinweg
immer wieder abgeschrieben worden war. Sie verglichen solche
Abschriften miteinander,
korrigierten, standardisierten und
editierten sie kraft ihrer Autorität so, dass andere Versionen eines
Textes, wenn ein solches philologisches Verfahren einmal durchlaufen
war, historisch ihre Chance vertan hatten. Für die Dichtung
führten die Gelehrten des Museion aber eine wichtige Änderung ein.
Statt der bisher üblichen scriptio continuo, der üblichen
typografischen Gestaltung der Texte ohne Zwischenräume zwischen den
Wörtern, verteilte man Verse fortan auf eigenen Linien. (vgl.
Hartmann 2015,
S.710)
Dem Vorbild der bedeutenden Bibliotheken (»Bibliothek
von Alexandria,»Bibliothek von Pergamon, die makedonische Königsbibliothek des
»Perseus in
»Pella und eine Reihe von
»Gymnasialbibliotheken) kamen nach und nach immer mehr öffentlich
zugängliche Bibliotheken hinzu. Sie trugen zur weiteren Entwicklung
der individuellen Lesekultur im Hellenismus bei (vgl.
Schön 2001, S.5),
an der aber auch nur ein sehr kleiner Prozentsatz der männlichen
städtischen Bevölkerung teilhatte, zumal "Bildung (...) weiterhin
stark abhängig (war) von privater Initiative" (
Hartmann 2015,
S.711), auch wenn der eine oder andere Stadtstaat sich schon mal
daranmachte, öffentliche Einrichtungen für eine Elementarunterricht
ins Leben zu rufen.
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arbeitstechnik lesen
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Eine
Schreibe ist keine Rede
▪ Schrift
sind nicht nur Buchstaben
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
17.12.2023
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