Unvermittelter Einstieg (noch nie bezieht sich auf
das Bewusstsein des Erzählers)
- will
Eindruck der Einzigartigkeit vermitteln (Hyperbeln),
aber: sprachlich-stilistische Eintönigkeit (Parallelismen,
Wortwiederholungen, keine wirklich anschaulichen Vergleiche,
parataktische Reihung)
- geräuschlose Kulisse
- Sonne
"wagt" (Personifikation),
Welt "lacht" |
|
I.
Beschreibung einer Schneelandschaft an einem Sonntagmorgen
- Weiß, das
eigentlich nicht weiß wirkt, sondern blaugrün
- Sonntagmorgen "sauber" (Enallagé
Vertauschung) (nur Schnee könnte sauber sein)
- in dieser
"schneeigen Sonntagswelt", die "fürchterlich weiß" und
"sauber" ist, gibt es aber eigentlich nichts zu lachen |
Erzählerblick fokussiert einen
Fleck, identifiziert einen toten Soldaten im Schnee
versucht Landschafts-beschreibung des ersten Abschnitts zu
einem Kriegsgemälde umzudeuten und seinen
Wahrnehmungen eine entsprechende Komposition von Elementen
und Farben zuzuschreiben (1. Versuch der Rahmung des
dargestellten Geschehens durch den Erzähler)
Welt als Bühne für Marionetten, die von Drähten
abhängen, und in der Welt von Befehl und Gehorsam
funktionieren (2. Versuch der Rahmung durch den Erzähler) |
- "blöde verrenkt auf der Bühne rumliegen" (Ausdruck
emotionaler Distanzierung)
|
II. Beschreibung des toten
Soldaten -
toter Soldat als "Fleck" im Schnee
-
Verniedlichung und paradox bzw. grotesk wirkende Bilder
- Blut,
Schnee und Sonne (und Fleck) als Elemente der Komposition
- Unsere liebe Sonne als Apostrophé, die an den Leser
adressiert ist
- Sonne als
Zuschauer, teilnahmslos vs. kindliche Vorstellung von der
lieben Sonne
- stumme
Schreie lassen niemanden mehr zur Ruhe kommen
- Krieg als Bühne für Marionetten |
die noch funktionierende
Marionette trifft auf die abgerissene (funktionslose)
Marionette Erzähler gibt das Wort an den lebenden Soldaten
ab, die ihn ihrer Unmittelbarkeit sich den
Rahmungs-konzepten des Erzählers entzieht |
- narratorialer Bericht mit Wertungen und der
Wiederholung des grotesk wirkenden Bildes vom "sauberen
Sonntagmorgen", an dem die "fürchterlich stumme Rede" (=
sehr stumme, zu stumme oder auf den Inhalt vorausdeutend
"fürchterlich" im Sinne von schrecklich, grausam?)
|
III. Der Soldat vor dem
Toten 1) Hinführender Erzählerbericht zu dem inneren
Monolog des Soldaten |
mitleids- und teilnahmslose
Verhöhnung und Verspottung des draußen an einem Bauchschuss
furchtbar krepierten Toten "blöde Stellung", "ach so",
"dich mit Blut besudelt", "unappetitlich", "bekleckert" etc.
unerträglich "deine ewige gute Laune"
direkte "Zwiesprache" mit dem Toten
Genugtuung über den Tod des anderen: "das ist gut so,
sehr gut so."
Ursache dafür: Demütigung durch den Toten, der ihn vor
den anderen lächerlich macht mit der Bemerkung "Mein
bleicher Bruder Hängendes Lid"
körperlicher "Defekt" = ein hängendes Augenlid und eine
sehr weiße Haut
Bemerkung verstärkt alte, nicht überwundene Demütigungen,
die den Sprecher (= Leutnant) schon in seiner Kindheit und
Jugend schwer verletzt haben |
|
2) Innerer Monolog des
Soldaten (Leutnants) Innensicht
Personale (figurale Perspektive) des vor dem Toten
Stehenden
Vielzahl rhetorischer, aber im Geist an den Toten
gerichtete Fragen, die sich immer wieder um die zur Schau
getragene "ewig gute Laune" des Toten, sein gutes Aussehen,
seinen Erfolg bei Frauen kreisen, ehe die Rede auf die
Ursachen der Antipathie zu kommt: Die tief alte Verletzungen
immer wieder evozierende Herabsetzung mit der Bemerkung
"Mein bleicher Bruder Hängendes Lid"
herabsetzendes Wortspiel mit Indianernamen und dem
"körperlichen Makel" des Leutnants Motiv der
Laus (s. u.) |
zeitliche Aussparung pars pro
toto (Gesichter), ein Dutzend Soldaten als Bunkerbesatzung
Direkte Rede
( ohne
Anführungszeichen
(▪
Verzicht auf Markierung als Stilmittel),
szenische
Darstellung |
|
III. Der Auftrag zur Bergung
des Toten vor dem Bunker Frage, ob der Leichnam
überhaupt geborgen werden soll |
Melder überbringt Befehl, dass einer, am besten der
Leutnant, zum Bataillon kommen soll
Handlungsspielraum des Leutnants: kann auswählen, ob er
selbst geht oder ob er jemanden anderen sendet
Unteroffizier
Heller singt, erzählt Weibergeschichten, "frötzelt" mit
"seiner ewig guten Laune und macht einen Witz auf Kosten des
Leutnants
bekommt von
diesem Befehl, zum Bataillon aufzubrechen
Heller folgt
dem Befehl ohne Zögern (Jawohl; "Mehr sagte man nie) |
Direkte Rede
( ohne
Anführungszeichen,
aber mit schlichter
Inquit-Formel und Doppelpunkt markiert |
IV. Die Ereignisse in der
vergangenen Samstagnacht im Bunker (Rückwendung, Analepse)
nicht-lineares Erzählen
personale
Perspektive des Leutnants
vor dem
Bunker außergewöhnlich starkes Gewehr- oder Geschützfeuer
besonders
dunkle Nacht
Motiv der
Laus (s. u.) |
flüstert (im Ggs. zur vorigen
stummen Rede), aber wagt nicht laut auszusprechen, was er
empfindet Wiederholung (Amplifikation): Genugtuung über
den Tod Hellers |
Laus (symbolisch für alle jene schon immer auf ihm
herumgesessen haben, ihn wegen seines körperlichen Makels "gemobbt"
haben, wird von ihm "geknackt"
kleiner Blutspritzer als Kainsmal (Schuldfrage) |
V. Die Soldaten bringen den
toten Heller
personale Perspektive des Leutnants
Motiv der
Laus
offenes Ende
als Frage: Hat sich der Leutnant schuldig gemacht? Ist er
als Opfer selbst Täter geworden? |