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Syntax des Argumentierens: Parataxe und Hypotaxe
Alltagsargumentationen sind nicht ohne Weiteres zu durchschauen.
Denn gerade sie erwähnen häufig ihre
Prämissen nicht oder führen sie nur in geringem Maße aus. Dies
liegt wohl vor allem daran, dass solche Prämissen stillschweigend
vorausgesetzt werden.
Insofern ist es in der Alltagsargumentation auch nicht so, dass
"hinter jeder Argumentation, die sich nicht in ▪
syllogistische Form pressen lässt, ein logischer Fehlschluss
vermutet werden" (ebd.,
S. 169) kann und muss. Und das gilt auch für andere Gründe wie die
Tatsache, dass Argumente in der Alltagsargumentation oft wenig
sachlich, nur bedingt zielorientiert oder auf einen Konsens
ausgerichtet, dazu noch häufig sehr lückenhaft, unstrukturiert und
ungeordnet sind (vgl.
Kolmer/Rob-Santer 2002, S.148)
Aber selbst wenn ein Argument mit allen seinen Prämissen ausgeführt
ist, muss es, unter ▪
kommunikationspsychologischem Blickwinkel betrachtet, keineswegs
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verständlich und klar sein.
Das folgende
Argument dient als Beispiel für eine Alltagsargumentation:
Alle Schwimmer haben breite
Schultern.
Tobias ist Schwimmer.
►
Also hat Tobias breite Schultern.
Argumente werden in der Alltagssprache sehr unterschiedlich geäußert
In der Alltagssprache kann das oben genannte Argument ganz unterschiedlich geäußert
werden.
Dies ist ein wichtiger Grund dafür, dass vollständige Argumente, wie
oben dargestellt, in der Alltagskommunikation, aber auch in meinungsbildenden
journalistischen Textsorten oder gar in politischen Reden meist nicht ohne
Weiteres festgestellt werden können.
In der Alltagskommunikation könnte das
logisch gleiche Argument wie oben z. B. in der folgenden Art und Weise
ausgeführt werden:
-
Tobias ist Schwimmer. Tobias hat breite Schultern. Schwimmer haben
nämlich alle breite Schultern.
-
Alle Schwimmer haben breite Schultern. Tobias hat breite Schultern. Er
ist nämlich Schwimmer.
-
Als Schwimmer hat Tobias breite Schultern.
-
Tobias schwimmt viel. Er ist Schwimmer. Wer viel schwimmt, bekommt
auch breite Schultern. Tobias hat bestimmt breite Schultern.
-
Tobias hat wie alle anderen Schwimmer auch breite Schultern.
-
Tobias hat breite Schultern, weil er Schwimmer ist.
-
Tobias ist schließlich Schwimmer. Daher muss er einfach breite
Schultern haben.
Sprachliche Indikatoren der Alltagsargumentation
In der Alltagskommunikation weisen bestimmte Wörter (Verknüpfungswörter,
Konjunktionen) und Wendungen als
Signale auf Prämissen oder Konklusionen hin.
Dennoch darf man auch hier
nicht erwarten, dass dem einen immer das andere folgt.
Auf Prämissen weisen u. a. die folgenden
Indikatoren hin:
Weil – da – denn – als – ja – doch - in Anbetracht der Tatsache, dass -
unter Berücksichtigung des Umstandes, dass - erstens, (zweitens etc.) –
alle - jeder …
Auf Konklusionen verweisen u. a. diese Indikatoren:
Folglich – deshalb – also – ergo – infolgedessen – daher – eben - und
so …natürlich - daraus folgt, dass - daraus ergibt sich, dass - es ist zu
folgern, dass – muss - kann es gar nicht anders sein, als - zwingt zu der
Annahme - daraus ergibt sich der Schluss, dass - das führt uns dazu, dass
…
(vgl.
Bayer 1999, S. 93ff.)
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Syntax des Argumentierens: Parataxe und Hypotaxe
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
07.07.2023
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