Das
Transformieren von Textvorlagen stellt ein
wichtiges ▪ textproduktives Verfahren der
▪ produktiven
Textarbeit dar.
Dabei werden neue Texte auf der Grundlage von Texten hergestellt, die
vorgegeben sind. Bei der Texttransformation soll der Schreiber/die Schreiberin an Ideen,
Themen, Inhalte und die sprachlich-stilistische Gestaltung eines vorgegebenen Textes
anknüpfen. Dieser soll in einem Prozess
transformierenden Schreibens erweitert oder gekürzt werden, soll den
Vorlagentext zu einem Parallel- oder Antitext weiterverarbeiten, den Textinhalt
ironisieren oder einen Textsortenwechsel vornehmen etc.
und auf diese Art
und Weise einen textuellen Neuanfang ermöglichen, der "durch Distanzierung
und Annäherung" intertextuelle Bezüge für das Schreiben nutzt (vgl.
Portmann 1996, S.167f.)
Schreibdidaktisch ist das Transformieren von
Textvorlagen Teil einer "offenen" und "dezentralen" Schreibdidaktik, welche
bewusst "Kontrapunkte zum üblichen Schreiben" setzt, das den Fokus fast
ausschließlich auf "Grossanlässe" richtet. (vgl.
ebd.)
Indem sie auch "kleine und unscheinbar wirkende Formen des
Schreibens ernst nimmt und auf schreibwirksames Lernen auch
außerhalb des eigentlichen ▪
Schreibprozeses
setzt" (ebd.),
kann die Texttransformation einen wesentlichen Beitrag zur
Entwicklung der ▪
Schreibkompetenz
leisten, auch wenn sie nicht den Leitlinien prozessorientierter
Schreibdidaktik folgt, mit bestimmten Schreibanlässen nämlich die internen
Strukturen des Schreibens transparent zu machen. (vgl.
ebd., S.163)
In jedem Fall lassen sich solche Arbeiten am Text, ganz ohne Sorge, sie
könnten der schulischen Schreibprozessen Orientierung gebenden
▪
Denkfigur des Schreibexperten nicht genügen, auch kompetenztheoretisch
begründen.
Das Transformieren von Textvorlagen gehört zu den schulischen
Schreibformen, die auch unter Bezeichnungen wie "Kreatives Schreiben" in
verschiedene Abschlussprüfungen im Fach Deutsch Eingang gefunden haben.
Die kreative Umarbeitung nimmt dabei stets Bezug auf den vorgegebenen
Text. Sie muss aber je nach Art der Umarbeitung, z. B. bei Parallel- und
Antitexten, diesen Bezug nicht explizit sprachlich ausdrücken. Wie die
Anknüpfung an den vorgegebenen Text im Einzelnen aussehen muss, hängt von
der Schreibaufgabe und dem dahinterstehenden Erwartungshorizont ab.
Dieser sollte in jedem Fall, auch wenn damit die Kreativität eingeschränkt
wird, vorher geklärt sein oder aus der Schreibaufgabe hervorgehen.
Die nachfolgende Liste führt 20 Verfahren beim Transformieren
von Textvorlagen auf:
-
Eine
▪
Fortsetzung zu einem Text schreiben
(weitererzählen) (▪
Bausteine)
-
Eine Vorgeschichte zu einem Text (bzw. zu einer einzelnen Figur) schreiben
-
Eine im Text nur angedeutete Handlung ausbauen
-
Paralleltexte verfassen, z. B. schreiben die Schüler zu einem Gedicht mit dem
Thema 'Sommer' oder 'Krieg' oder 'Hass' usw. thematische Varianten in analoger Form
-
Einen
inneren
Monolog, eine
erlebte
Rede, einen Brief oder eine Tagebuchnotiz
einer Figur verfassen
-
In Ich-Form Figuren des Textes vorstellen ("Ich heiße
...")
-
Sich selbst in einen Text hineindichten und dazu eine Szene gestalten
-
Eine Figur aus
einer Geschichte herauslösen und in einer anderen Welt auftreten
lassen (z.B. Fiktionale Figur begegnet einem in der realen Welt)
-
Einen Text verkürzen (z. B. ein langes Gedicht ) oder einen Text ausbauen (z.B.
eine kurze Geschichte zu einer kleinen Erzählung ausbauen)
-
Einen Text für andere Adressaten bzw. in einem anderen Stil nacherzählen
-
Einen Text in eine andere Sprachvarietät umschreiben (z.B. eine Dramenszene in
Dialekt setzen)
-
Einen Text aus veränderter
Perspektive verfassen
-
Die Aufbaustruktur eines
Textes verändern (z. B. vom Schluss der Geschichte her erzählen)
-
Einen Text in eine andere
Textsorte umschreiben (z.B. aus einem Kurzprosatext ein Gedicht oder einen dramatischen
Dialog gestalten)
-
Interpretierendes Schreiben
von Gedichten: Zwischen die originalen Zeilen können Kommentare, Bemerkungen,
Zwischenrufe, Gegenaussagen, Beschwichtigungen usw. eingefügt werden
-
Einen
Gegentext schreiben, z.
B. zu einem Naturgedicht, das die Natur als Idylle darstellt, einen Text über Umweltzerstörung
-
Textcollagen herstellen
-
Nach dem Muster eines Textes
selbst einen Text verfassen
-
Eine Hörspiel-/Hörszene zu
einem Textverarbeiten
-
Ein Karten -/Würfel-/Quizspiel zu einem Text herstellen und
durchführen .
(nach: PRAXIS DEUTSCH , Heft 123, 1994, S.24, verändert)
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Gestaltend
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gestaltend erschließen
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"Keine Zeit" und trotzdem zum Schreibziel
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Schreibaufgabe »
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▪ Häufig gestellte
Fragen
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
28.06.2024