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Kreatives Schreiben
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Themabereich: Lesen »
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Lese- und Rezeptionsstrategien
▪
Lesen und Textverstehen
(CI-Modell)
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Hermeneutischer Zirkel
▪
Grundpositionen
der Texthermeneutik
▪
Kognitionspsychologie
und hermeneutischer Zirkel
▪ Gestaltend
interpretieren
▪ Überblick
▪ Aspekte der
Schreibaufgabe
▪
Literarische Texte gestaltend
erschließen
▪
Textbegleitendes Interpretieren in der Schule: Mit dem Text
interagieren
Der Begriff der ▪ produktiven Textarbeit
oder auch des produktiven Umgangs mit Literatur ist eine zentrale
Kategorie des ▪
handlungsorientierten Literaturunterrichts, er wird aber hier auch
in einem größeren Zusammenhang benutzt, um damit Verfahren und Konzepte
eines produktionsästhetischen Umgangs mit Literatur in der Schule zu
bezeichnen.
Textproduktives Arbeiten hat eine
lange Tradition
Auch wenn der produktive Umgang mit Literatur in gewisser Hinsicht wie
"die konsequente Umsetzung der poststrukturalistischen
Literaturtheorien" (Paefgen
2006, S.109) erscheint, hat der produktionsästhetische Umgang mit
Literatur eine lange historische Tradition und Kontinuität bis ins 19.
Jahrhundert hinein, als er im Zusammenhang mit der Genieästhetik der
Zeit mit dem Argument "Schülerinnen und Schüler seien keine
Dichtergenies" (Spinner
2010, S.223) für eine Zeitlang aus der Mode gekommen ist.
(vgl. Ludwig 1988,
S.13-15; vgl.
Vorst 2007, S.35-68).
Schon im antiken Rhetorikunterricht schrieben die Schüler vor allem zum
Zweck der Stilbildung z. B. Fabeln nach klaren Regeln, weil dies als
eine ausgezeichnete Vorübung für das Verfassen von Reden galt und so
oder mit anderen Zielsetzungen setzte sich dies eben bis ins 18.
Jahrhundert fort, als die
▪ rhetorische Orientierung des
▪
Schulaufsatzes
einer zunehmenden ▪
"Verschulung" des Schreibens gewichen ist.
Erst mit der »Reformpädagogik
kam zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein, allerdings vorwiegend
schreibdidaktischen Überlegungen folgender, individueller und
kreativer Literaturumgang wieder auf, weil man den Aufsatzunterricht
nun mit dem ▪
Konzept des freien Aufsatzes an der Individualität ausrichtete
und sich dabei von der normativen Bildung an bestimmte Muster löste.
(vgl. u. a.
Fritzsche
1994, S.266) Fortan sollte der kindliche und jugendliche
Schreiber nicht mehr in das Korsett vorgegebener Textmuster und
Wahrnehmungsschemata eingepasst werden, sondern sich beim Schreiben seiner
selbst gewahr werden und sich selbst ausdrücken. Wie ein Künstler solle das Kind
seine ureigene schöpferische Kraft selbst erfahren und "ohne die Grenze
thematischer und stilistischer Gebundenheit, sein eigenes Erleben und seine
Fantasie frei entfalten." (Fix
2006/2008.,
S.113)
Nach der in den 1970er Jahren eingeleiteten ▪
kommunikativen Wende, die die ▪
gesellschaftliche und kommunikative Relevanz der Textproduktion
in den Mittelpunkt stellte, dabei aber die affektiven und
personal-kreativen Aspekte des Schreibens weitgehend
vernachlässigte, führte die sogenannte ▪
subjektive Wende in den 1980er Jahren wieder zu mehr
Ganzheitlichkeit und Handlungsorientierung.
Vorbereitet wurde das Konzept des handlungsorientierten Unterrichts
mit seinen textproduktiven Verfahren vor allem von
»Robert
Ulshöfer (1910-2009), der schon in seiner ab 1953 erscheinen
"Methodik des Deutschunterrichts" für Gestaltungsübungen im
Literaturunterricht an den Gymnasium plädierte und vorschlug, die
Schülerinnen und Schüler in der Unterstufe (Klasse 5-7) selbst
Fabeln schreiben zu lassen, eigene Gedichte nach einer Vorlage
gestalten oder Parallelgeschichten erfinden zu lassen. (vgl.
Ulshöfer 1963, S. 26) Schülerinnen und Schüler der Mittelstufe
(7. - 10. Schuljahr) sollten sich an Fabelbüchern Kurzgeschichten,
Hörspielen aus Prosavorlagen versuchen, szenische Einakter
verfassen, Interviews, Reportagen, Werbetexte und
Drehbuchszenen erstellen (vgl.
Ulshöfer 1963, S.33). Eine Art lyrischer Handwerkslehre sollte
Schulerinnen und Schülern ferner das Rüstzeug an die Hand geben, mit
dem sich Gedichte gestalten ließen (vgl.
ebd.S.
210, vgl. hierzu und zum Vorigen:
Gans
(Hg.) 42017, S.69) Er war dabei davon überzeugt, dass
das intuitive Verständnis, das solchen Gestaltungen zugrunde liege,
"weiter reiche als ihr Vermögen, das Verstandene rational zu
erklären." (Gans
(Hg.) 42017, ebd.)
Weiteren Auftrieb erhielt die textproduktive Handlungsorientierung
durch in den 1970er Jahren im Anschluss an die aus den USA kommende
Kreativitätsdiskussion, die zu weiteren Vorschlägen für den
spielerisch-kreativen Umgang mit Literatur führten. Mit diesem
Rückwind "(setzte) die kritische Literaturdidaktik (...) das
Verändern von Textvorlagen als Methode ein, eine rationale,
kritische Distanz zum Text zu erzeugen (Hussong
1973, 138f. 153ff.)" (Spinner
2010, S.223)
Die in der gleichen Zeit aufkommende ▪
Rezeptionsästhetik, die die Bedeutung des
Lesers bei der
Rezeption und ▪
Sinnkonstruktion
eines Textes in den Fokus gerückt hat, stellte in der ▪
Literaturdidaktik
das lesende Verstehen eines literarischen Textes schon als einen
produktiven Akt dar, bei dem "über die
Unbestimmtheiten
Bedeutungen generiert (werden)" (Lensch
2000, S.11). Diese Bedeutungszuschreibungen sollten mit dem Verfahren
des textbezogenen ▪ "Literarischen
Rollenspiels", das als Sammelbegriff fungierte (vgl.
Abraham/Kepser
22006, S.195), sichtbar, kommunizierbar und damit
interpretierbar gemacht werden. Damit sollte es gelingen "sowohl die
persönliche Erfahrung der Leser bzw. Schüler in die
Auseinandersetzung mit dem literarischen Text einzubeziehen, als
auch ein angemessenes Verständnis für die Aussage und Form solcher
Texte zu fördern." (Lensch
2000, S.11) Gespielt werden sollte das, "was nicht im Buche steht" (ebd.),
sofern ein Text über entsprechende Qualitäten verfügt, die ein
solches Spielangebot "zum Ausspielen von
Leerstellen
und
Unbestimmtheiten"
(ebd.)
macht.
So gesehen war der Weg vom rezeptionsästhetischen Ansatz zum
handlungs- und produktionsorientierten Literaturunterricht nicht
weit und in vielerlei Hinsicht folgerichtig. Dabei kann der
Schritt vom einen zum anderen "darin gesehen werden, dass die aktive
Sinnbildung der Schülerinnen und Schüler nun mit produktiven
Aufgaben unterstützt wird" und "das Mitschaffen des Textsinns (...)
in eigener Produktion schreibend, malend, spielend usw.
veräußerlicht und damit im Unterricht diskutierbar (wird)." (Gans
(Hg.) 42017, S.70)
Statt begriffsbestimmter Textanalyse bzw. -interpretation rückten
damit die unterschiedlichen Lektüreerfahrungen der Rezipienten bei
der ▪
Sinnkonstruktion und
die Auseinandersetzung mit ihnen in den Mittelpunkt des
Interesses.
Gerhard Haas (1929-2011) hat im Jahre 1984 und mit der 1997
erweiterten Veröffentlichung "»Handlungs- und produktionsorientierter
Literaturunterricht" nicht nur dem bis heute vielfach so genannten
Ansatz den Namen gegeben, sondern damit auch das ganzheitliche Ziel
verfolgt "Kognition und sinnenhafte Erfahrung miteinander in Verbindung
zu bringen" (Haas
2004, S. 93), damit sich auch den weniger analytisch begabten
Schülerinnen und Schülern, die wegen der bis dahin dominierenden,
lehrerzentrierten fragend-entwickelnden Unterrichtsmethode, neue Zugänge
zur Literatur eröffnen können. Wichtig war Haas dabei, dass die
verwendeten produktiven Verfahren im Allgemeinen ohne vorherige
analytische Texterschließung zum Text hinführten. Statt wie beim bisher
dominierenden Nachgestalten, wie es noch Ulshöfer
propagiert hatte und das an die barocke Imitatio-Poetik ohne den
Anspruch der Überbietung des Primärtexts erinnert, sollte der
produktionsorientierte Literaturumgang stärker dem fortschreitenden
Prozess des Textverstehens dienen als der bloß nachgestaltenden
schriftlichen Produktion des als Vorbild dienenden Primärtexts und
seiner stilistischen oder strukturellen Merkmale. (vgl.
Gans
(Hg.) 42017, S.70)
In Günter Waldmann
(geb. 1926), der seit 1988 in verschiedenen Publikationen dem
produktionsästhetischen, "gattungsorientierte(n)
literarische(n) Schreiben" (vgl.
Paefgen
2006, S.112) nicht nur eine an Rezeptionsästhetik und
Texthermeneutik orientierte theoretische theoretische Basis gegeben (produktive
Hermeneutik), sondern auch umfangreiche systematisch geordnete
Kataloge produktiver Verfahren des Literaturumgangs in der Schule
zusammengestellt hat, hat die produktive Textarbeit ihren wohl
renommiertesten und populärsten Vertreter bekommen.
Wichtige Rahmenkonzepte für den
produktionsästhetischen Umgang mit Literatur in der Schule
Kompetenztheoretisch zählt der produktive
Literaturumgang zur ▪
literarästhetischen
Produktionskompetenz, bei der es allgemein darum geht, Literatur
(interpretierend, sprechgestaltend) vorlesen, vortragen oder
"erzählen" zu können, literarisch zu schreiben oder Literatur
szenisch darzustellen. Gefragt sind dabei ▪
kreative Schreibprozesse, die oft auf der Basis eines ▪
kreativen Lesemodus
vorgegebener literarischer Texte umgesetzt werden.
Dabei kann der Begriff der produktiven Textarbeit stärker im Kontext der
▪
Schreibdidaktik oder im Kontext des
Textverstehens
bzw. der ▪
Texthermeneutik
oder ▪
kognitionspsychologisch erklärten ▪
Sinnkonstruktion
verortet werden. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, die
produktive Textarbeit im Handlungsfeld Literatur mit der allgemeinen,
lebendigen kulturellen Praxis Literatur, die immer wieder neue
Umgangsformen von Literatur hervorbringt, zu verbinden und von dieser
ausgehend ▪
Inszenierungsmuster von Literatur im Unterricht (in Einzelstunden,
im Stundensequenzen oder im projektorientierten Unterricht) zu
entwickeln. (vgl.
Kepser/Abrahahm 42016, S.226ff.)
Produktive Textarbeit als
schreibdidaktisches Konzept
Er steht im Umfeld des allgemeiner
gehaltenen Begriffs des "Kreativen Schreibens",
der als weiter reichendes und, zumindest in Teilen, neuartiges
Schreibkonzept im Anschluss an die außerschulische Schreibbewegung in den USA (= creative
writing) auch im Deutsch- bzw. Literaturunterricht an deutschen Schulen
Eingang gefunden hat. Allerdings stellt die produktive Textarbeit
in der Schule keine schlichte literaturdidaktische Adaption des
amerikanischen "creative writing" dar.
Kreatives Schreiben in der Schule
ist in diesem Sinne auch kein freies Schreiben, sondern arrangiert die
Zugänge zum Schreiben und lässt die subjektiven Prozesse damit nicht völlig
ungesteuert laufen. (vgl.
Spinner 2001,
S. 108, vgl. Fix
2006/2008, S.116) Der Bezugsrahmen der produktiven Textarbeit ist im
Vergleich
zum kreativen Schreiben also im Rahmen der
literarischen Schreibdidaktik deutlich enger gezogen.
Paefgen
(2006, S.105) zieht Begriffen, die bei solchen Schreibaufgaben mit
dem begrifflichen Konzept der "Produktion" verbunden sind (produktive
Textarbeit, produktive Verfahren u. ä.) den Begriff des
literarischen Schreibens vor, der ihrer Auffassung nach präziser
kennzeichne, "dass es in diesen didaktischen Konzeptionen um eine
Anpassung der literaturunterrichtlichen Schreibdidaktik an den
eigentlichen Gegenstand dieses Unterrichts geht: Die literarischen
Schreibversuche der Schüler werden als integraler Bestandteil des
Literaturunterrichts und des literarischen Lernprozesses angesehen." (ebd.,
S.105) Literarisches Schreiben umfasst dabei im engeren Sinne solche Schreibhandlungen, die im Anschluss an die Lektüre oder die Analyse von
literarischen Texten durchgeführt werden; Begriff der "literarischen
Schreibdidaktik" (vgl.
Paefgen 2006,
S.105ff.) - vgl. poetisches
Schreiben, literarästhetische
Produktionskompetenz,
literarische Schreibdidaktik,
produktive Textarbeit,
Hier geht es um ein ▪
textbezogenes,
produktiv-kreatives gestaltendes Schreiben ausgehend von Texten, bei
dem weder literarische Qualitäten des Produkts (▪
Kreatives
Schreiben als Stilaneignung), jedenfalls nicht allein oder überwiegend,
im Mittelpunkt stehen, noch das ▪
freie
Spiel oder gar
therapeutische Gesichtspunkte, wie sie z. B. auch bei dem Konzept der ▪
szenischen Interpretation von Bedeutung sind.
Im Konzept des gestaltenden Schreibens
wie es die
▪
KMK-Bildungsstandards für das Deutschabitur (BISTA-AHR-D
2012) im ▪
Kompetenzbereich
▪
Sich mit Texten und
Medien auseinandersetzen neben dem informierenden und
erklärenden und argumentierenden Schreiben ist das kreative Gestalten
eigener Ideen, Fragestellungen und Ergebnissen von Textanalysen und
-interpretationen eine prozessbezogene Kategorie für den Umgang mit
literarischen und pragmatischen Texten, die in Form einer
Könnensbeschreibung festhält, dass die Schülerinnen und Schüler
-
"nach literarischen oder nicht-literarischen Vorlagen Texte neu, um-
oder weiterschreiben" können, "die Korrespondenz von Vorlage und
eigenem Text beachten und dabei ein ästhetisches Ausdrucksvermögen
entfalten" können
-
"ästhetische, epistemische, reflexive Textformen wie
Essay,
Tagebuch,
Gedicht,
Brief zur
Selbstreflexion, Wissensbildung und Entfaltung des ästhetischen
Ausdrucksvermögens in literarischen oder pragmatischen
Zusammenhängen verwenden" können
-
"Texte für unterschiedliche Medien gestaltend schreiben" können
In diesem Sinne
sind kreatives Schreiben und die produktive Textarbeit auch Teil der
schriftlichen Abiturprüfung im Fach Deutsch geworden und wird in diesem
Kontext als "Gestaltendes
Erschließen" oder, wenn es das ▪
Erschließungsverfahren auf literarische Texte
bezieht, als ▪"Gestaltende
Interpretation" bezeichnet.
Die positiven Effekte der Handlungsorientierung kann indessen
nicht als alleinige Grundlage für den Einsatz produktiver Techniken
im Literaturunterricht sein. Neben allgemeinen pädagogischen und
psychologischen Überlegungen wie sie z. B. beim szenischen
Interpretieren ins Spiel kommen und didaktisch mitzureflektieren
sind, geht es vor allem darum, den Wert produktiver Verfahren auf
unterschiedlichen Stufen bzw. unterschiedlichen "Phasen" des
Textverstehens (▪
hermeneutische Dimension und ▪
hermeneutischer Zirkel) und der ▪
Sinnkonstruktion
im Zuge eines Leseprozesses herauszuarbeiten und von ihnen aus
didaktisch zu legitimieren.
Waldmann (32000, S.62), eine weitaus umfangreichere
Auflistung ▪ produktiver Verfahren des
Literaturumgangs zusammengestellt hat, orientiert sich in
der seiner Zusammenstellung zugrunde gelegten Systematik an seinem
▪
didaktischen Phasenmodell literarischen Textverstehens, die er
als ▪
produktive Hermeneutik
versteht. Sein Phasenmodell, das wie eigentlich alle anderen ihrer
Art, "Planung und Organisation im Literaturunterricht erleichtern
sollen" (vgl,
Kepser/Abrahahm 42016, S.230), ist im Kern also ein
didaktisches Handlungsmuster, das nicht starr anzuwenden ist.
Die Waldmanns
produktive Hermeneutik will dabei sowohl der spezifischen Qualität
literarischer Texte (Differenzialiät bzw. Verschiedenheit literarischer
Texte von Alltagstexten, Intertextualität, Ambiguität,
Polyfunktionalität) ebenso gerecht werden (vgl.
ebd., S236, vgl.
Waldmann 32000, S.3-7) als auch zu einer größeren
Eigenaktivität von Schülerinnen und Schülern im Umgang mit Literatur
beitragen.
Als
Mikromodelle sind solche
Phasenmodelle, wie sie in vier Phasen aufgebaut auch von
Kreft (21982, S.379) oder
Fritzsche (1994, S.215-.227) gewöhnlich für Einzelstunden
oder Kurz-Sequenzen konzipiert und "(gehen) von Lern- oder
Verstehensprozessen im Umgang mit literarischen Texten aus, um
daraus Rezeptionshandlungen abzuleiten" (Kepser/Abrahahm
42016, S.238).
Ausgehend von
einem Verständnis der "Literaturdidaktik als eingreifende
Kulturwissenschaft" (ebd.,
S.11-19) sollen die Ziele des Literaturunterrichts in der Schule
im ▪
Handlungsfeld Literatur den kulturellen Praktiken
entsprechen,
die in der Gesellschaft im Umgang mit Literatur bestehen. Sie
zielen damit darauf im Rahmen von Enkulturations-,
Individuations- und Sozialisationsprozessen, "allen Schülern und
Schülerinnen in möglichst weitreichendem Maße eine Teilhabe am
Handlungsfeld Literatur zu ermöglichen" (ebd.,
S.26)
Dementsprechend
geht es im Literaturunterricht "letztlich auch immer um die
kulturelle Praxis Literatur [...] nicht um eine - viel engere,
wissenschaftlichere, stärker spezialisierte – philologische
Praxis der Textwahrnehmung, -erklärung und - auslegung." (ebd.,
S.228) Was sich wie ein Schlag ins Kontor texthermeneutisch oder
schreibdidaktisch begründeter Konzepte des handlungs- und
produktionsorientierten Literaturunterrichts und die Aufstellung
von Katalogen dafür geeigneter Verfahren liest, zielt im Kern
freilich auf etwas anderes.
Gefordert ist
nämlich vor allem, der Vielzahl von Mustern, in denen sich der
Umgang mit Literatur im Alltag als kulturelle Praxis
manifestiert, auch im schulischen Literaturunterricht Raum zu
geben, damit dieser seine Hauptziel, die "Teilhabe am
Handlungsfeld Literatur zu ermöglichen", auch verfolgen und
erreichen kann. Zu der sich immer weiter entwickelnden Vielfalt
von Umgangsformen mit Literatur gehören dabei auch alltägliche
Inszenierungsmuster von Literatur wie in einer fesselnden
Lektüre zu schmökern, Texte zu illustrieren, Neuerscheinungen
vorzustellen oder ein Werk in ein anderer Medium (Video, Podcast
etc.) zu transponieren bis hin zum »Poetry
Slam (ebd.).
Diese kulturellen Praktiken stehen dabei dem herkömmlichen
textanalytischen Vorgehen in nichts nach und lassen sich in
unterrichtliche Lehr- und Lernprozesse, als Inszenierungsmuster
für Einzelstunden, Stundensequenzen oder den projektorientierten
Unterricht "übersetzen" und nutzen, ohne sie systematisch in
Katalogen von Verfahrensweisen zum produktiven Umgang von
Literatur zu fassen, von denen oft doch nur schematisch Gebrauch
gemacht wird.
•
Surfbrett
Kreatives Schreiben
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Themabereich: Lesen »
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Lese- und Rezeptionsstrategien
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Lesen und Textverstehen
(CI-Modell)
▪
Hermeneutischer Zirkel
▪
Grundpositionen
der Texthermeneutik
▪
Kognitionspsychologie
und hermeneutischer Zirkel
▪ Gestaltend
interpretieren
▪ Überblick
▪ Aspekte der
Schreibaufgabe
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Literarische Texte gestaltend
erschließen
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Textbegleitendes Interpretieren in der Schule: Mit dem Text
interagieren
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
28.06.2024
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