Operatoren zur literarischen Erörterung
▪
Schreibaufgaben zur
▪ literarischen
Erörterung werden gemeinhin mit einer Arbeitsanweisung versehen,
die dem Schreiber explizit verdeutlichen, welche Schreibziele mit der
Bewältigung der Schreibaufgabe verfolgt werden sollen. Das ist
insbesondere bei ▪
kompetenzorientierten
Schreibaufgaben der Fall.
Daneben gibt es aber auch Themen, die ohne explizite
Arbeitsanweisung oder Fragestellung als
▪
Impuls-Themen
(z. T. in Form von
▪
Zitat-Themen) gestellt werden, wie das nachfolgende
Beispiel zeigt:
Der Derwisch
Al-Hafi, der
Klosterbruder,
Nathan - drei
Versuche in
Lessings
Drama "Nathan
der Weise", sich in der Welt Freiheit zu erringen.
Meistens jedoch ist eine Arbeitsanweisung bzw. ein mehr
oder minder klar präzisierter Arbeitsauftrag vorhanden.
Dabei unterscheidet man zwei Formen: die einteilige und die zweiteilige
Arbeitsanweisung.
Die einteilige
Arbeitsanweisung
Die einteilige Arbeitsanweisung ist mit einem
Operator versehen, der die Hauptaufgabe, nämlich die Erörterung des
vorgegebenen literarischen Sachverhalts, umfasst. Solche
Operatoren können sein:
Gemeinsames
Merkmal dieser Operatoren ist, dass Sie vorwiegend Anforderungen aus den
Anforderungsbereichen II und III der Abiturprüfung (vgl.
Einheitliche Prüfungsanforderungen in der Abiturprüfung Deutsch 2002)
verlangen, die im Nachweis der Fähigkeit zur eigenständigen
Urteilsbildung münden sollen. Die
Bearbeitungsart,
die solche Arbeitsanweisungen verlangen, ist "mit dem Thema bzw. um das
Thema streiten". Der Urteilsbildung ist damit in der Regel eine
Entscheidungsfrage
zu Grunde zu legen, die in einem abschließenden, abwägenden
Sach- und
Werturteil mündet. Insofern handelt es sich um eine
dialektische
Erörterung des Sachverhalts, der gerade im Abituraufsatz über eine
antithetisch-lineare Erörterung
hinausgehen muss.
Beispiel:
"Die Mehrzahl dieser
modernen Bücher sind nur flackernde Spiegelungen des Heute. Das erlischt
sehr rasch. Sie sollten mehr alte Bücher lesen. Klassiker,
Goethe. [...]
Das Nur-Neue ist die Vergänglichkeit selbst."
Franz Kafka in einem Gespräch mit Gustav Janouch.
Aus: Gustav Janouch, Gespräche mit Kafka. Aufzeichnungen und
Erinnerungen, Frankfurt/M. ... 1961, S. 31
Erörtern Sie diese Aussage
Kafkas.
(Schriftl. Abitur Deutsch, Baden-Württemberg, Berufliches und
allgemeinbildendes Gymnasium 2008)
Die zweiteilige
Arbeitsanweisung
Die zweiteilige Arbeitsanweisung weist zwei
Operatoren auf.
-
Der erste Operator, er steht auch an erster
Stelle, fordert im Allgemeinen fachwissenschaftliches Grundlagenwissen
ein oder verlangt nach Kenntnissen übergeordneter Theorien und Strukturen, wie es für
den
Anforderungsbereichen I
und II der Abiturprüfung vorgesehen ist.
Solche Operatoren sind
Im Allgemeinen geht es dabei um die Klärung eines
Sachverhalts oder die Erläuterung eines Zitats, die sich als
Ergänzungsfrage(n) auffassen lässt/lassen. Gefordert ist dabei im
Sinne einer Bearbeitungsart, die mit dem Thema kooperiert, die erläuternde
Vertiefung einer im voranstehenden Referenztext angesprochenen
Thematik auf der Basis eines begründeten
Sachurteils.
Beispiel:
"Die Literatur lebt von
ihrem ambivalenten Wesen; sie ist ebenso Lebensersatz wie Unterhaltung,
Kompensation für den ewigen Mangel wie Erziehung zum differenzierten
Denken."
(Günter Kunert, in: Die Zeit vom 4. 2. 1994)
Erläutern Sie diese Aussage des Schriftstellers Günter Kunert und setzen
Sie sich mit ihr auseinander.
(Schriftl. Abitur Deutsch, Baden-Württemberg, Berufliche und
allgemeinbildende Gymnasien, Leistungskurs Deutsch 1998)
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
23.03.2023
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