Ein Zitat wird vorangestelltWenn eine
dialektische
Erörterung verlangt wird, findet man oft auch ein Zitat, das einer
Arbeitsanweisung vorangestellt ist.
Eine Themenstellung dieser Art wird
auch als "Zitatthema" bezeichnet. Dieser Begriff kann aber auch
ein Thema in Zitatform ohne Arbeitsanweisung umfassen, das
Impulsthema
genannt wird.

Meistens: Zitatthema ein Thema mit Entscheidungsfrage
Im Allgemeinen ist ein Zitatthema als
Entscheidungsfrage
aufzufassen. Diese Entscheidungsfrage lautet in ihrer einfachsten Form:
Stimmt das oder
stimmt das nicht?
Der verlangte
Erörterungstyp wird in der
Themafrage, die die
Aussage des Zitats auf den Punkt bringt,
deutlich herausgearbeitet. Allerdings verlangt dies bei der
Betrachtung und Erschließung des Themas
besondere Aufmerksamkeit. So lohnt es sich immer, das Zitat genau zu
erfassen und sich Gedanken zu den Schlüsselbegriffen zu machen.
So erschließt man ein Zitatthema
"An allem Unfug, der passiert, sind nicht etwa nur die schuld, die ihn
tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern." (Erich Kästner,
1899-1974, dt. Schriftsteller) Erörtern Sie anhand von Beispielen aus verschiedenen Bereichen, ob Erich
Kästner mit dieser Behauptung Recht hat.
Im
vorliegenden Beispiel sollte man sich über den Inhalt der folgenden
Begriffe Klarheit verschaffen:
Schlüsselbegriffe |
Erschließungsfragen |
|
Unfug |
|
politischer, privater Unfug, Unsinn, Unbrauchbares,
Absurdes, völlig Unmögliches, Schabernack, |
die Unfug tun |
|
Kinder, Erwachsene, Regierungen, Institutionen |
die Unfug nicht verhindern |
|
Erwachsene und auf- und abgeklärte Personen
greifen nicht ein, keine Zivilcourage, Ignoranz, Gaffer ... |
Bei der Betrachtung und Erschließung des Zitats muss natürlich
berücksichtigt werden, dass dem Bearbeiter der Schriftsteller Erich Kästner
vielleicht namentlich bekannt ist, er aber über sein Leben und Werk, seine
politischen Überzeugungen u. ä. keine näheren Informationen hat.
Beispiele für weitere
Zitatthemen:
-
"Irgendwie hat sich die
Gesellschaft mit der Krankheit AIDS arrangiert. Sie hat sie langsam
verdrängt: erst aus den Schlagzeilen der Presse, dann aus dem allgemeinen
Bewusstsein." (Detlev Grumbach, 1997)
Wie erklärt sich diese Entwicklung? Was könnte man dagegen tun?
-
"Als ich 14 war, ärgerte ich
mich über die Dummheit meines Vaters. Als ich 21 war, wunderte ich mich,
wie viel der alte Mann in sieben Jahren dazugelernt hatte."
Erläutern Sie, was diese Aussage des Schriftstellers Mark Twain bedeutet
und nehmen Sie dazu auch auf Grund eigener Erfahrungen Stellung.
-
"Problematisch am Fernsehen ist
nicht, dass es uns unterhaltsame Themen präsentiert, problematisch ist,
dass es jedes Thema als Unterhaltung präsentiert." - Nehmen Sie zu dieser
Äußerung des amerikanischen Medienwissenschaftler und Medienkritikers Neil
Postman (1931-2003) Stellung.
-
"Durch Pay-TV erhält die Kultur
- oder was man dafür halten mag - Menücharakter. Wir wählen von der
menschlichen Speisekarte."
(Ingo Richter, Prof. für Verfassungsrecht in einem Vortrag über
"Informationstechnologie und Gesellschaft", 1997).
Erläutern Sie die Aussage von Ingo Richter und setzen Sie sich damit
kritisch auseinander.
-
"In Schlagertexten wird
weiterhin das Lied von der ewigen Liebe gesungen. Aber gleichzeitig hat
das Bild von der heilen Welt der Familie schon tiefe Risse bekommen. Das
Geschäft der Eheberater floriert, die Familienrichter haben
Hochkonjunktur, die Scheidungsziffern sind hoch." (Elisabeth
Beck-Gernsheim)
Stellen Sie mögliche Ursachen und Folgen der gegenwärtigen Veränderungen
im Bereich der Lebensformen dar.
Zeigen Sie die Vor- und Nachteile verschiedener moderner Lebensformen auf.
vgl.
Ein
Zitatthema erschließen
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
17.11.2018
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